Wahrzeichen als originalgetreues Modell

Innen und Außen: Das "Rathaus im Rathaus" verzaubert jeden Betrachter

Patrick Kosog (rechts) und Bürgermeister Stephan Paule lüften das Dach des Kunstwerks und geben den Blick ins 2. Obergeschoss frei.
Fotos: goa

14.06.2025 / ALSFELD - Es lag Vorfreude und Spannung in der Luft – nach vielen Ankündigungen und Informationen war es endlich so weit: Auf genau diesen Moment hatten viele Anwesende zum Teil seit Monaten gewartet. Der Künstler Patrick Kosog aus Wülfrath und Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule hoben den Vorhang – und ein wahres Meisterwerk wurde nun endlich "zu Hause" der Öffentlichkeit vorgestellt: das historische Alsfelder Rathaus im Maßstab 1:40.



Der Ort der Vernissage hätte nicht passender sein können: im Foyer des ersten Rathaus-Obergeschosses, wo sich die Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Monaten selbst verzaubern lassen können. Den nach dem Anheben der Vitrinenabdeckung aufbrandenden Applaus der Besucher hatten sich die beiden Hauptdarsteller redlich verdient – der Künstler für seine unglaubliche künstlerische Leistung und das bildhübsche Modell, das im Gegensatz zu vielen menschlichen "Models" nicht nur mit äußeren Reizen verblüfft.

Technische Zeichnungen als Hilfe

Der 31-jährige Vermessungstechniker Patrick Kosog wollte im Rahmen seines Hobbys ursprünglich irgendein ihm bekanntes Rathaus nachbauen. Aufgrund seiner detailverliebten Arbeitsweise benötigte er dafür allerdings Bauzeichnungen. Seine Recherchen führten ihn immer wieder zu einem Objekt, das er noch nicht kannte, das aber seine Begeisterung weckte: das mittelalterliche Rathaus der Europäischen Modellstadt Alsfeld. Und wie sich zeigte: In Museen waren technische Zeichnungen überliefert – sogar alte Fotografien aus dem Jahr 1912 existierten. Eine scheinbar dreifach verrückte Idee nahm Form an: Kosog wollte das äußerst anspruchsvolle Gebäude nicht nur nachbauen, sondern auch sein Innenleben über mehrere Etagen bis ins kleinste Detail ausmodellieren – obwohl er nie in Alsfeld gewesen war und das Gebäude somit nur von Fotos kannte. Im Juni 2023 begann der "Bau", die Fertigstellung erfolgte im Dezember, also vor einem halben Jahr.

Detailtreue und Dreidimensionalität

Die Nachricht über sein Modellprojekt schlug in Alsfeld ein wie ein Blitz, traf genau den Nerv der Alsfelder. "Unser Rathaus" gibt es zwar bereits in mehreren Varianten als Modellbauware im Handel – doch Kosogs Werk spielt in Größe, Detailtreue und Dreidimensionalität in einer ganz eigenen Liga. Von der befahrbaren Halle im offenen Erdgeschoss über die Wendeltreppe zu den Räumen des ersten und zweiten Obergeschosses: Bürgermeister-Dienstzimmer, Sitzungssaal, der Flur mit Wartebereich, deckenhohe Bücherregale, Kronleuchter (die sogar leuchten!), 5.500 Dachziegel – alles wurde mit größter Präzision umgesetzt. Für die Realisierung kontaktierte Kosog alle relevanten Stellen und fand viele wertvolle Unterstützer – nicht zuletzt den damaligen Alsfelder Stadtarchivar Dr. Norbert Hansen.

"Ich war sehr aufgeregt"

Kosog reiste mit familiärer Begleitung aus Nordrhein-Westfalen an. "Das Gefühl, hier auf dem Marktplatz das Originalbauwerk zu sehen, kann man gar nicht so einfach beschreiben. Ich war sehr aufgeregt und musste erst einmal alles sacken lassen – die Stadt, der Marktplatz und das Rathaus sind einfach wunderschön und haben meine kühnsten Erwartungen noch übertroffen! Auch die abendliche Beleuchtung ist klasse!" Der Künstler zeigte sich sichtlich erfreut über die Herzlichkeit des Empfangs in Alsfeld, mit der das große Interesse an seinem Modellprojekt weitergetragen wurde. "Die Unterstützung durch Bürgermeister Paule und die Stadt insgesamt ist durchgehend absolut vorbildlich. Das habe ich an anderen Orten auch schon ganz anders und eher von Gleichgültigkeit geprägt erlebt", so ein strahlender Künstler am Rande der Vernissage.

Zur Ausstellungseröffnung hatten sich Vertreter des Alsfelder Kunstvereins, des Geschichts- und Museumsvereins, des Städtepartnerschaftsvereins, des Landfrauenvereins, einige Stadtführer, Dr. Norbert Hansen sowie aus den städtischen Gremien Stadtverordnetenvorsteher Michael Refflinghaus und Magistratsmitglied Anita Schlorke eingefunden.

Kosog brachte zur Vernissage einige Merchandisingartikel mit, die nun im Rathaus erworben werden können: Rathaus-Schlüsselanhänger, eine 3D-Rathauslampe, Postkarten und Bücher zum "Making-of" sowie zur Geschichte des Rathauses. Auch ein weiteres mitgebrachtes Kunstwerk mit Bezug zur Region fesselte die Besucher: die nachgebaute Kirche von Lautertal-Dirlammen. "Da habe ich mir im Gegensatz zum Rathaus zu 50 Prozent gestalterische Freiheit genommen. Das Original diente als Anlehnung."

Ausstellung läuft einige Monate

Einige Monate lang haben die Alsfelder nun Gelegenheit, das Modell vom "Rathaus im Rathaus" zu bewundern: zunächst im Rahmen von Führungen samstags um 11:00 Uhr und sonntags um 14:00 Uhr sowie im Rahmen der offenen Altstadtführung jeweils samstags und sonntags um 15:00 Uhr. Unter der Woche ist die Besichtigung von 10:00 bis 16:00 Uhr möglich. Möglicherweise zieht die Sehenswürdigkeit anschließend für einige Monate ins Museum um, bevor sie wieder an den Besitzer zurückgeht.

Weitere Informationen zum Schaffen des Künstlers findet man auf seiner Internetseite: www.patrickkosog.de. (goa) +++

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