CDU-Politiker fordert Altersgrenze: Was sagt die Domstadt dazu?
Marion Vancuylenburg, Leiterin des Staatlichen Schulamts in Fulda.
Archivbild: O|N / Maria Franco
15.06.2025 / FULDA -Mehr TikTok als Unterricht: Immer mehr Kinder und Jugendliche verbringen täglich viele Stunden in sozialen Netzwerken – oft unbegrenzt. Nun will CDU-Politiker Daniel Günther aus Schleswig-Holstein bundesweit ein Mindestalter einführen: 16 Jahre. Trifft er in der Region damit einen Nerv?
Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein spricht sich dafür aus, den Zugang zu sozialen Medien erst ab einem Alter von 16 Jahren zu ermöglichen. Ein entsprechender Leitantrag, der ein Nutzungsverbot für jüngere Jugendliche vorsieht, soll bereits am 17. Juni vom CDU-Landesverband verabschiedet werden. Darüber hinaus fordert der Antrag eine stärkere Regulierung und Kontrolle der jeweiligen Plattformen.
Antrag für angepasste Nutzung an Schulen im hessischen Landtag
Auch im hessischen Landtag ist ein Antrag eingegangen, der sich mit dem Thema befasst. "Damit sich Kinder und Jugendliche besser im Unterricht konzentrieren können und ihre Leistungsfähigkeit, ihr seelisches Wohlbefinden und das soziale Miteinander gestärkt werden, hat die hessische Landesregierung schon im März einen Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht, um durch eine Änderung im Hessischen Schulgesetz ab dem Schuljahr 2025/26 einheitliche Regeln für alle Schulen zur Nutzung von Smartphones, Smartwatches und anderen digitalen Geräten zu schaffen", offenbart die Amtsleitung des Schulamtes Fulda, Marion Vancuylenburg, auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS.
Dabei ginge es allerdings nicht um ein direktes Verbot, sondern um einen kontrollierten Umgang im schulischen sowie im privaten Kontext. "Im Schulalltag und auch in der Elternarbeit muss ein kompetenter Umgang mit digitalen Medien gefördert werden", fährt Vancuylenburg fort. Es wird darauf hingewiesen, dass eine private Smartphone-Nutzung im schulischen Alltag die nachlassende Konzentrationsfähigkeit, die eingeschränkte Leistungsfähigkeit sowie negative Auswirkungen auf das soziale Miteinander durch Phänomene wie Cybermobbing, Fake News oder Deepfakes begünstigen können.
Wie ist die Lage an Fuldas Schulen?
Feste Einschränkungen gibt es in den meisten Schulen der Region aktuell noch nicht. Sebastian Beck, Vorsitzender der Schülervertretung Fulda, betont gegenüber O|N, dass die Thematik an vielen Schulen noch zu neu sei. "Die Lehrer wissen selbst oft nicht so ganz, was sie machen sollen und worauf sie achten müssen", erklärt der Schüler. Die Fuldaer Schülervertretung, die durch Selina Behling ergänzt wird, haben eine ähnliche Haltung dazu. "Es muss definitiv andere Maßnahmen geben - Apps von Eltern die die Bildschirmzeit begrenzen oder auch Programme in Schulen, die dafür sorgen, dass Fake News besser erkannt werden können", fordert der Vorsitzende. Die Landesschülervertretung selbst habe bereits Vorschläge, wie ein extra Fach für Medienkompetenz, eingebracht.
"Das ist so eine Verarmung der Gesellschaft"
Hinsichtlich der Frage, die Politiker Daniel Günther mit seinem Vorhaben in den Raum wirft, haben die Menschen auf den Straßen Fuldas geteilte Meinungen. "Die werden ja heute damit groß und in der Schule wird es heutzutage ja auch leider gefordert", so die Mutter einer 15-jährigen Tochter. Auch die Schülerin selbst fände ein Verbot schwierig, da sie durch die soziale Medien auch viel gelernt habe. Doch auch den starken Einfluss, vor allem auf das Selbstbild, erkennt sie.
Eine 40-jährige Lehrbeauftragte der Hochschule Fulda hält die Maßnahme für richtig, befürchtet aber, dass der Ministerpräsident sie nicht durchkriegen werde. Eine noch klarere Meinung hat die 76-jährige Lehrbeauftragte Roxana: "Das ist so eine Verarmung der Gesellschaft. Die merken das gar nicht, dass es die Welt gibt." Zwei junge Frauen sind auch der Meinung, dass 16 eine gute Altersgrenze für die Nutzung von sozialen Medien sei. "Man merkt schon, dass man von Jahr zu Jahr reifer wird und man die Gefahren mehr wahrnehmen kann", heißt es. Der 21-jährige Student Maurice sagt, was so gut wie alle Befragten im Endeffekt andeuten: "Irgendetwas muss gemacht werden." (Emely Schrön) +++
Sebastian Beck und Selina Behling, die Vorsitzenden der Schülervertretung Fulda.
Fotos: Archiv/ privat
Sollte es für Kinder unter 16 Jahren ein Social Media Verbot geben?
Foto: O|N Maurice Schumacher