Und der Verband so?
Faszination Relegation: Tausende Fans feiern Fußball-Festtage
Fußball vor vollen Rängen - wie hier die Fans vom SV Hofbieber am Pfingstsonntag in Niederaula
Archivbilder: O|N/André Söllner und Bernd Vogt
12.06.2025 / KOMMENTAR -
Es ist die heißeste Zeit im Amateurfußball und zieht Spieler, Funktionäre und Fans in ihren Bann. Die Rede ist von den Relegationsspielen. Wer packt den Aufstieg? Wer muss doch noch absteigen? Es sind die Spiele der Entscheidung. Die Vereine, ja ganze Dörfer sind wie elektrisiert.
Fragen Sie mal in Dittlofrod und Körnbach (SGDK), in Hofbieber, Thalau, Lütter, Großentaft, Heringen (Werra), Herfa und Burghaun - um ein paar Beispiele zu nennen. In diesen Tagen zeigt der Fußball einmal mehr, dass es eben mehr ist als nur 22 Mann, die mal elegant, mal nicht ganz so graziös, dem runden Leder hinterherjagen. Die Spiele bilden Gemeinschaften, schweißen zusammen. Sie sorgten für gemeinsame Erlebnisse, für Emotionen, Spaß, Freude und ja natürlich auch für Frust bei Niederlagen.
Überall war die Stimmung herausragend
Tausende Fans pilgerten auf die Sportplätze - mit Fahnen, mit Trommeln, selbstgemalten Plakaten, Bannern und in einheitlichen T-Shirts. Ich selbst war in Dittlofrod, Niederaula und Hünfeld. Ob nun 2.200, 2.300 oder 1.100 oder 1.400? Auf jeden Fall viele, viele Fans. Überall war die Stimmung herausragend und die Spiele überragend organisiert. Unzählige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben angepackt, haben den Fans an den Barrieren mit allem versorgt, was sie sich am Sportplatz wünschen.
Was ich auch besonders schön fand: Ich kann mich an keine einzige Szene auf und neben dem Platz erinnern, wo es unfair wurde, wo gehetzt, wo beleidigt wurde. Jeder hat seine Mannschaft angefeuert. Die Sieger haben gefeiert, die "Verlierer" haben gratuliert und trotzdem mit ihren Fans zusammengestanden. Es waren einfach wunderbare Fußballfeste.
Menschen aller Generationen lagen sich in den Armen, haben Jubelgesänge angestimmt. Ich denke da besonders und stellvertretend an die "rote" Wand aus Hofbieber. Was sie bei ihrem Finalsieg in Niederaula abgeliefert haben, Weltklasse. Aber auch die Thalauer in Hünfeld - oder besonders imponierend wie Mannschaft und Fans von der SGDK trotz verpasstem Aufstieg diese wahnsinnige Relegationsrunde zusammen in der Rhönkampfbahn noch viele Minuten nach dem Spiel gemeinsam abgeschlossen haben.
Geradezu lächerlich war nur das, was der Verband getrieben hat. Da haben doch die bösen Dorfmenschen mit Rauch in ihren Vereinsfarben Bilder ermöglicht, die man nicht sehen will. Ich will es klar unterscheiden: Böller und Wurfgeschosse haben nichts am Sportplatz zu suchen, egal wo - ob Dorfplatz oder Bundesliga-Arena. Wenn das Spiel durch Pyrotechnik beeinträchtigt wird, dann müssen der Schiedsrichter und der Verband reagieren. Dann sind Strafen meiner Meinung nach gerechtfertigt.
Wenn aber - wie die Kollegen von Torgranate berichten - Medien gebeten werden müssen, Bilder zurückzuhalten, damit die Vereine nicht bestraft werden, dann läuft hier etwas komplett falsch. Und zwar nicht von den Vereinen und auch nicht von den Medien. Nirgends werde so durchgegriffen, wie in unserer Region. Das habe ich auch von außen so gehört.
Vielleicht kann man für die Zukunft sich die Mühe machen und differenzieren? Was ist legal, was ist unbedenklich? Vielleicht neutrale Fachleute einbinden? Regeln sind richtig und wichtig. Aber will das neue Präsidium des Hessischen Fußball-Verbandes nicht für die Vereine da sein? Hier sind Lösungen gefragt, und zwar im Interesse der Sicherheit von allen, aber auch für die Faszination Amateurfußball. An der Basis vorbei, bringt nichts. Fußball ist mehr als Geld und Strafenkatalog.
Was für mich aber in Erinnerung bleibt: Diese wunderbare Atmosphäre auf unseren Sportplätzen. Unsere Fotografen haben sie eingefangen - zur Freude für die heimischen Fußball-Fans, den Chroniken der beteiligten Vereine oder Familienalben und für nichts anderes. (Hans-Hubertus Braune) +++