Welt voller Farbe

Kunststation Vernissage "Welt ist schön"

Bei der Vernissage zu "Welt ist schön"
Fotos: Hanswerner Kruse

10.06.2025 / HOFBIEBER - Am Pfingstsonntag wurde in der Kunststation Kleinsassen die Ausstellung "Unsere Welt ist schön?!" eröffnet. Diese Frage war zuvor öffentlich ausgeschrieben worden – fast 300 Kunstschaffende antworteten darauf. 52 von ihnen wurden ausgewählt und zeigen nun bis Ende August ihre Werke.



Die künstlerischen Reaktionen sind vielfältig und wirken bereits beim Betreten der Station. Irritiert wird man beim Eintreten bereits von den flirrenden Lichtlinien im Treppenhaus. Im ersten Saal begegnet man zwei großformatigen - im weitesten Sinne - Landschaftsbildern, die auf die Schönheit der Natur verweisen, aber zugleich deren Bedrohung thematisieren. Zu ihnen gesellt sich eine keramische Figur mit einem Eimer über dem Kopf: "Kleine Flucht aus der Welt" (Titel). Diese Skulptur kann vielfältig gedeutet werden – will da jemand nicht die Bedrohung der Erde sehen oder sucht jemand für sich nach etwas Schönem?

Ein Großteil der Beiträge verweist auf die Natur und ihre Anmut, aber auch auf die Gefährdung durch menschliche Eingriffe: Autobahnbau, Umweltzerstörung, Klimawandel und andere Unbilden. Die meisten Arbeiten jedoch sind vieldeutig – offen für Interpretationen und eigene Assoziationen des Publikums.

Beim ersten Rundgang fallen besonders die überdimensionalen Werke ins Auge: das sechs Meter lange, über Eck gehängte stilisierte Ölgemälde der Milseburg oder die Bleistiftzeichnungen der Auvergne-Landschaft. Spontan beeindrucken auch die raumgreifenden Skulpturen wie der "Tropenbaum" aus Fundstücken, die Rauminszenierung aus transparent bedrucktem Plexiglas mit Pflanzen oder ein Smartphone-Raum, der auf die alles dominierende digitale Kommunikation verweist.

Bei längerem Verweilen in der Ausstellung oder beim zweiten, dritten Durchgang kann man auch kleine und sehr zarte Arbeiten entdecken und sich von ihnen berühren lassen. Dazu gehören fotografisch und filmisch festgehaltenen "Stillleben mit Seifenblasen" oder eine Reihe "Nester" mit Titeln wie "Luxuriöses Nest" oder "Kitschiges Nest". Das harte, makabre "Asylnest" aus Stacheldraht steht wiederum im Kontrast zu sensiblen Schmuckstücken wie dem Kimono aus Glasmosaik oder den fein gestalteten Porzellanfantasien auf schwarzem Grund.

Erstaunlich, wie vielfältig die thematischen Interpretationen und die künstlerischen Medien sind. Hier wird kein Sammelsurium angehäuft, sondern in den Kleinsassener Hallen ist diese Auswahl von Dr. Elisabeth Heil (wieder) genial kuratiert. Die Leiterin des Hauses, Monika Ebertowski, verwies auf den Bezug der Schau zum 650-jährigen Jubiläum des Dorfes im August. Schon im 19. Jahrhundert sei Kleinsassen durch Landschaftsmalerei bekannt geworden. Doch die Station wollte zum Jubiläum keine traditionellen Naturbilder beitragen, sondern forderte die Kunstschaffenden auf, darzustellen, wie sie ihre Welt heute sehen und erleben. "Von jedem ist im 60-seitigen Katalog ein Objekt abgebildet und ein kurzes Statement beigefügt – der Katalog ist im Eintrittspreis von 6 Euro enthalten."

"Die musikalische Gestaltung der Vernissage übernahm die Familie Bräscher von der Fuldaer Kreismusikschule, gemeinsam mit deren Leiter Reinhold Feldmann."

Zeitgleich eröffnete im Studio die Land-Art-Ausstellung "Unsere schöne Rhön" der "Junior Ranger" – darüber wird noch getrennt berichtet. Öffnungszeiten Di. bis So. 13 - 18 Uhr. (Hanswerner Kruse) +++

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