Gedenken an Walter Lübcke
Sechs Jahre nach dem Mord an Walter Lübcke
Fotos: O|N-Archiv / Urbin / Braune / Engel / Göbel
02.06.2025 / KASSEL -
Vor sechs Jahren wurde der damalige Kasseler Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke von einem Rechtsterroristen auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha erschossen. Der Mord an Walter Lübcke war ein tiefer Einschnitt für die deutsche Demokratie und beschäftigt Gesellschaft und Politik bis heute.
In der Nacht zum 2. Juni 2019 wurde der CDU-Politiker, Dr. Walter Lübcke, in den frühen Morgenstunden leblos auf seiner Terrasse aufgefunden, erschossen durch einen gezielten Kopfschuss. Trotz sofortiger Einlieferung ins Krankenhaus erlag er wenig später seinen schweren Verletzungen. Der Mord an Walter Lübcke gilt als erster politisch motivierter Anschlag auf einen deutschen Amtsträger durch einen Neonazi in der Bundesrepublik.
Gedenkfeier in der Kasseler Martinskirche
Mit einer öffentlichen Gedenkfeier am Montagnachmittag in der Kasseler Martinskirche haben das Regierungspräsidium Kassel und die Evangelische Kirchengemeinde Kassel-Mitte an den 2019 ermordeten Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke erinnert. Bischöfin Hofmann ruft zu Engagement für die Demokratie auf
In ihrer Ansprache würdigte Bischöfin Dr. Beate Hofmann den leidenschaftlichen Einsatz Walter Lübckes für die Demokratie, für gegenseitiges Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gleichzeitig forderte sie dazu auf, sich aktiv für die Grundwerte des Grundgesetzes einzusetzen: "Die Demokratie braucht eine Streitkultur in gegenseitiger Achtung, angstfreiem Dialog und einem gemeinsamen Ringen um die besten Lösungen. Kompromisse zu schließen ist kein Ausdruck von Feigheit, sondern von Klugheit", betonte Hofmann. Kompromisse seien kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Klugheit. Die Kirche könne einen Beitrag zur Demokratie leisten, indem sie Räume für Begegnung schafft und Menschen demokratische Strukturen näherbringt. Zudem stehe sie für zentrale Werte wie Nächstenliebe, Respekt und Gewaltfreiheit. Viele Gäste und bewegende Worte
Rund 250 Menschen aus Politik, Verwaltung, zivilgesellschaftlichen Initiativen sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger versammelten sich in der Kasseler Martinskirche für die Gedenkfeier. Die Osannaglocke, die größte Glocke der Kirche, erklang auch in diesem Jahr wieder. Seit 2020 ruft dort die Osannaglocke alljährlich am 2. Juni – als mahnendes Zeichen für Demokratie, Freiheit und inneren Frieden. Die Gedenkveranstaltung geht auf eine Initiative von Dr. Willi Temme, Pfarrer an der Martinskirche, zurück. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung vom Chor des Regierungspräsidiums. Besonders bewegend: Auszubildende und Anwärterinnen und Anwärter der Behörde brachten unter dem Titel "Stimme der Zukunft" ihre eigenen Gedanken zu Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und demokratischem Miteinander zum Ausdruck. Bunte Botschaften der Hoffnung
Zum Abschluss der Gedenkfeier ließen die Teilnehmer bunte Luftballons mit Postkarten auf dem Martinsplatz steigen. Wer eine dieser Karten findet, kann sich über Social Media beim Regierungspräsidium melden – und auf diese Weise selbst ein Zeichen im Sinne der Aktion "Haltung zeigen!" setzen. Eine stille, aber kraftvolle Geste, die verdeutlicht: Das Erinnern endet nicht mit der Feier, es lebt weiter im gemeinsamen Engagement für Demokratie und Menschlichkeit. (Zehra Hashani) +++