"Ein Fest von Rodgesern für Rodgeser"
Ein ganzes Dorf auf den Beinen - Rodges feiert 1.000. Geburtstag
Fotos: Anna Weißenberger
25.05.2025 / FULDA -
Der Fuldaer Ortsteil Rodges feiert ein ganz besonderes Jubiläum: Nach ersten, wenn auch nicht urkundlich belegten, Aufzeichnungen wird das idyllisch gelegene Rodges stolze 1.000 Jahre alt. Grund genug, dieses außergewöhnliche Ereignis mit einem bunten Festwochenende rund ums Bürgerhaus gebührend zu feiern. Für Jung und Alt wird einiges geboten.
365.000 Tage voller historischer Ereignisse: nach dem 800. Jubiläum von Besges im Jahr 2018 ist nun "der große Bruder" Rodges an der Reihe. Während der kleine Ortsteil Ende der 80er nur rund 100 Einwohner zählte, hat sich die Einwohnerzahl mit 229 Einwohnern mittlerweile mehr als verdoppelt. Für das große Jubiläum packten alle mit an, egal ob Jung oder Alt.
Die Geschichte von Rodges geht zurück bis ins Jahr 1116. Besonders faszinierend fand Ariane Diegelmann, Vorstandsmitglied und Mitorganisatorin, allerdings den Ausbilderhof in den 1920ern: "In den 1920er Jahren wurde in Rodges ein landwirtschaftlicher Ausbildungshof für junge Jüdinnen und Juden gegründet. Die Leitung übernahm ein ausgebildeter Agronom mit praktischer Erfahrung in der Landwirtschaft. Das Ziel der jungen Menschen war ein neues Leben in Palästina – vorbereitet durch harte körperliche Arbeit, Gebet und das Erleben gemeinschaftlichen Lebens." Im Jahr 1929 seien die ersten ausgebildeten Pionierinnen und Pioniere aus Rodges aufgebrochen, um in der Nähe von Tel Aviv den ersten religiösen Kibbuz zu gründen. "Dieser Kibbuz trug dann tatsächlich auch den Namen Kibbuz Rodges", so Diegelmann.
"Hier wird Gemeinschaft gelebt"
Dass Diegelmann einmal zur Rodgeserin wird, hätte sie selbst nie gedacht. "Ich habe immer gedacht, dass ich auf gar keinen Fall in Rodges wohnen will, das ist viel zu klein. Mittlerweile leben wir hier mit unseren Kindern. Das Gemeinschaftsgefühl wird hier einfach ganz großgeschrieben und hier ist immer was los", erzählte sie. Auch für den ehemaligen Ortsvorsteher und Stadtältesten, Manfred Jonas, ist die Gemeinschaft das Beste im Dorf: "Besonders schön finde ich, dass wir immer noch so viele Kinder haben. Viele, die auch hier aufgewachsen sind, sind hier geblieben und ziehen jetzt ihre eigenen Kinder groß. Hier wird Gemeinschaft gelebt." "Unpolitisches Fest"
Nach 25 Jahren im Ortsvorsteheramt wurde Jonas im Jahr 2006 von Timo Diegelmann abgelöst. Zum Festbeginn am Samstagabend richtet er ein paar Worte an die Gäste: "Es ist schön zu sehen, dass einige den Weg hierher gefunden haben. In den letzten Monaten wurde fleißig am Programm gearbeitet und ich denke, für jeden ist etwas dabei." Im Folgenden dankte er den vielen Helfern, die beim Zeltaufbau geholfen haben, Kuchen gebacken haben und einen Dienst übernehmen. "Wie man sehen kann, ist unser Fest sehr unpolitisch. Wir haben niemanden aus der Politik eingeladen, denn es sollen keine großen Reden geschwungen werden. Nur wir, untereinander und miteinander, einfach ein Fest von Rodgesern für Rodgeser", so endete er. (Anna Weißenberger)+++