"Bankraub 2.0" auf dem Rückzug
Sprengungen von Geldautomaten in Hessen massiv zurückgegangen
O|N-Archivfoto: Henrik Schmitt
19.05.2025 / REGION -
Hessen schlägt gegen Geldautomatensprengern ein weiteres Mal zu: Drei Jahre nach Gründung der Präventionsinitiative Allianz Geldautomaten sind die Fallzahlen deutlich rückläufig. Dank enger Zusammenarbeit zwischen Polizei, Landesregierung und über 80 Banken sind die Taten von 61 im Jahr 2023 auf nur noch 24 im Jahr 2024 gesunken. Innenminister Roman Poseck spricht von einem "Erfolg moderner Sicherheitsstrategie" – mit weiteren Maßnahmen gegen Täter aus dem In- und Ausland.
Mit einem Rückgang der Geldautomatensprengungen um ganze 60 Prozent in nur einem Jahr setzt Hessen ein deutliches Zeichen im Kampf gegen diese moderne Form des Bankraubs. Innenminister Roman Poseck zieht anlässlich des dreijährigen Bestehens der Allianz Geldautomaten eine klare Bilanz: "Dank der engen Zusammenarbeit zwischen Politik, Polizei und Kreditwirtschaft ist es gelungen, das Tatgeschehen signifikant einzudämmen."
Sicherheit trifft auf Technik
Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch ein Maßnahmenpaket, das individuell auf die Sicherheitskonzepte der Banken abgestimmt ist. Hierzu zählen laut Hessischem Landeskriminalamt (HLKA) insbesondere: NachtverschlüsseVideoüberwachung, Einfärbe- und Nebeltechnik, Einbruchmeldeanlagen und aktive Schachtabdeckungen. Mehr als 60 Risikokonferenzen wurden seitens der Polizei mit den Kreditinstituten durchgeführt, um die Gefährdungslagen einzuschätzen und Maßnahmen gezielt anzupassen. Inzwischen haben viele Banken Millionenbeträge für zusätzliche Sicherungen ihrer Automatenstandorte bereitgestellt.
Fahndungserfolge: Täter identifiziert und verurteilt
Auch auf Ermittlungsseite erzielt Hessen messbare Erfolge. 2024 konnten 16 Tatverdächtige ermittelt werden, darunter sogenannte "Logistiker", die Fahrzeuge, Tatmittel und Unterkünfte für niederländische Tätergruppen organisiert hatten. 14 Personen wurden bereits zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt – unter anderem für Taten, die bis ins Jahr 2017 zurückreichen. Das zeigt: Die Ermittler sind in der Lage, auch über Jahre hinweg Täter zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen. Der Sachschaden im Jahr 2024 belief sich auf rund 4,2 Millionen Euro – ein Rückgang gegenüber 10,5 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Beutesumme sank ebenfalls deutlich: von 4,6 Millionen Euro im Jahr 2023 auf etwa 740.000 Euro. Allianz wächst – gemeinsamer Austausch als Erfolgsschlüssel
Gegründet im Mai 2022 mit zunächst 15 Mitgliedern, zählt die Allianz Geldautomaten inzwischen über 80 Beteiligte aus Banken, Landes- und Bundesbehörden. Der Austausch ist eng, offen und konstruktiv – und bildet die Grundlage für die nachhaltige Präventionsstrategie des Landes. Im März 2025 wurden 65 weitere Institute feierlich in die Allianz aufgenommen. Über 75 Prozent aller 2.500 Standorte in Hessen sind bereits analysiert, Risikoprofile erstellt und Nachrüstungen veranlasst worden.Delikt soll "maximal unattraktiv" werden
Die Botschaft der Landesregierung ist klar: Geldautomatensprengungen sollen sich in Hessen künftig nicht mehr lohnen. Minister Poseck betont: "Was früher der Banküberfall war, ist heute die Geldautomatensprengung. Wir tun alles dafür, dieses Delikt maximal unattraktiv zu machen." Der gezielte Ausbau von Schutztechnik, intensive Ermittlungsarbeit und schnelle Strafverfolgung sollen dafür sorgen, dass die Zahl der Angriffe weiter sinkt. (pm/cb) +++