Ambitionierte Konzepte
Unsichtbare Hand und politischer Druck: Klimaschutzmanagement in der Region
Die Referentinnen mit Green Food Cluster-Projektmanagerin Katharina Most
Fotos: Marius Auth
19.05.2025 / FULDA -
Sowohl Stadt als auch Landkreis Fulda haben ambitionierte Handlungskonzepte und Maßnahmenkataloge für den Klimaschutz aufgesetzt, wenigstens die treibhausgasneutrale Verwaltung bis 2035 scheint möglich. Regionale Großemittenten aus Wirtschaft und Industrie sind jedoch für einen nicht unerheblichen Teil der Treibhausgasbilanz verantwortlich und nicht daran gebunden. Wie der Klimaschutz in der Region trotzdem aktiv gestaltet werden kann, das beleuchtete eine Veranstaltung des Green Food Clusters am Mittwochabend im Gartentreff in Fulda.
Katharina Most, die Projektmanagerin des Green Food Cluster-Netzwerks aus Fulda, das als Wegbereiter für nachhaltige Lebensmittelwirtschaft in Hessen inzwischen 30 Mitglieder vorweisen kann, begrüßte sowohl Jessica Stoll, die Klimaschutzkoordinatorin des Landkreises Fulda, als auch Sophia Beyer, die Klimaschutzmanagerin der Stadt Fulda. Die gaben Einblicke in Handlungskonzepte und Maßnahmenkataloge, die sowohl auf kommunaler als auch auf regionaler Ebene entwickelt wurden. "Wir haben in einem Handlungskonzept 24 Maßnahmen definiert, die der Landkreis für eigene Liegenschaften umsetzen kann. Das betrifft sechs Handlungsfelder wie Mobilität, aber auch Abfallwirtschaft", erklärte Stoll, die seit Februar 2023 im Amt ist, als erste Klimaschutzkoordinatorin des Landkreises Fulda. Der PV-Ausbau für die landkreiseigenen Liegenschaften ist einer der Schwerpunkte - bis Anfang 2026 soll zusätzlich eine Energiemanagement-Stelle geschaffen werden, mit dem Ziel, ein Drittel der Liegenschaften energetisch zu erfassen.
Gesamtstädtische Treibhausneutralität
Beyer, die seit Juni 2020 Klimaschutzmanagerin der Stadt Fulda ist, hat ein inzwischen 230-seitiges integriertes Klimaschutzkonzept von 2013 vorzuweisen, das seine erste Fortschreibung in 2023 erfahren hat: Sieben Handlungsfelder mit insgesamt 37 Maßnahmen sollen dabei helfen, dass nicht nur die Verwaltung und die städtischen Liegenschaften treibhausgasneutral werden, sondern auch die gesamtstädtische Treibhausneutralität erreicht wird, bevorzugt bis 2045. Einziges Problem: "Wir sind darauf angewiesen, dass die Bürger und die Wirtschaft die Maßnahmen auch umsetzen."
Fürs Jahr 2022 belastet nicht nur das Autobahnstück durch Fulda die Treibhausgasbilanz des Landkreises, sondern auch die Industrie in Neuhof und Fulda selbst. Von 2013 bis 2022 gibt es keinen deutlichen Trend zur Reduzierung der Emissionen, so Beyer: "Wir sind im Bundesdurchschnitt doppelt so hoch im Bereich Wirtschaft fürs Bilanzjahr 2022." Der Ausbau von Solaranlagen, die Reduzierung der Beleuchtung, der Ausbau des öffentlichen Carsharings, die Erstellung eines kommunalen Wärmeplans und andere Maßnahmen finden sich im Klimaschutzkonzept, aber: "Die Stadt hat keinen direkten Einfluss auf die Industrieunternehmen. Wir gehen aber davon aus, dass die Wirtschaft in fünf bis zehn Jahren dazu gezwungen sein wird, sich nachhaltiger aufzustellen, allein aus ökonomischen Gründen", so Beyer.
Klimaschutz keine Pflichtaufgabe
Auch politischer Druck zur Durchsetzung der Klimaschutzziele sei wünschenswert, so Stoll. Zwar hätten bisher mehr als 2.500 Städte und Gemeinden deutschlandweit Klimaschutzkonzepte entwickelt, aber der Klimaschutz sei keine Pflichtaufgabe für die Kommunen. "Die Klimaschutzkoordination kann Kommunen aber motivieren. Neben der Fördermittelberatung werden auch Workshops für Kommunen geboten." Die Herausforderungen im ländlichen Bereich seien aber andere als in der Stadt: Komplett vom Auto weg werde man auch nicht in Zukunft kommen, zumal die Kosten für den ÖPNV gestiegen seien. (mau) +++