Medienkompetenz im Klassenzimmer

Fake News entlarven: Schüler lernen den kritischen Umgang mit Medien

Schüler der Klasse 8 G stellen ihre selbstgeschriebenen Artikel im Unterricht vor.
Fotos: Zehra Hashani

14.05.2025 / GERSFELD (RHÖN) - Falschmeldungen erkennen: Das lernten die Schüler einer achten Klasse an der Rhönschule in Gersfeld. Durch das Medienprojekt "News Caching - Zwischen Fakten, Fakes und Filterblasen" der Medienanstalt Hessen wurde den Schülern vermittelt, wie sie Informationen aus dem Netz auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen können.


Das Medienprojekt der Medienanstalt Hessen wurde 2010 ins Leben gerufen und wurde bereits an über 450 Schulen durchgeführt. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler für den kritischen Umgang mit Medien zu sensibilisieren – gefördert wurde das Projekt in Gersfeld durch die Sparkasse Fulda und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.

Lernen, was hinter den Schlagzeilen steckt

Wie erkenne ich eine Falschmeldung? Wie funktioniert eine Bilderrückwärtssuche? Und woran sehe ich, ob ein Text von einer KI stammt? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die achten und neunten Klassen der Rhönschule Gersfeld im Rahmen des zweitägigen Workshops "News Caching".

Die Kernaufgabe des Medieninformationsprojektes lautet: Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe dafür zu sensibilisieren, wie sie an Informationen gelangen, wie sie verlässliche von weniger glaubwürdigen Quellen unterscheiden und warum unseriöse Inhalte häufig eine höhere Aufmerksamkeit erzeugen als seriöse. Der Kurs "News Caching" fand an zwei Tagen an der Rhönschule in Gersfeld statt.

Dabei führten zwei Medienpädagogen der Agentur "medienblau" die Schüler durch das interaktive Programm: Recherchieren, einordnen, hinterfragen – all das wurde spielerisch, aber fundiert vermittelt. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, wie journalistische Standards funktionieren, worauf beim Schreiben von Artikeln zu achten ist und wie man Fakten prüft.

Auch Klassenlehrer Andreas Krämer sieht in dem Projekt einen großen Mehrwert: "Es stärkt nicht nur die Medien- und Informationskompetenz der Jugendlichen, sondern auch unsere eigene als Lehrkräfte – durch die begleitende Fortbildung."

Eigene Redaktion gründen und Geheimaufträge lösen

Am zweiten Workshoptag wurde es praktisch: Die Schüler übernahmen selbst die Rolle einer Nachrichtenredaktion. Sie bildeten kleine Redaktionsteams, wählten Themen und Ressorts – von Lokalem über Sport bis Weltgeschehen – und verfassten eigene Artikel. Dabei ging es nicht nur ums Schreiben, sondern auch um die Recherche von Bildern, um Urheberrechte und die korrekte Quellenangabe.

Ein besonderes Element: die "Geheimaufträge". In jedem Artikel wurde absichtlich eine Falschinformation oder ein erfundenes Zitat eingebaut, das die Mitschüler später aufdecken mussten. Das Ziel: Gelerntes sofort anwenden und die eigene Aufmerksamkeit schärfen. "Es war total spannend, zu testen, ob unsere Klassenkameraden merken, dass wir ein falsches Zitat eingebaut haben", sagt eine Schülerin der achten Klasse. Auch die selbst gestaltete Klassen-Website, auf der die Beiträge veröffentlicht wurden, sorgte für Stolz und Begeisterung.

Medienbildung als gesellschaftliche Aufgabe

"Mit dem Projekt leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Prävention – auch gegen Cybermobbing und Desinformation", erklärt Carsten Petry von der Medienanstalt Hessen. Die Nachfrage ist groß, die Plätze sind begrenzt: Nur rund 50 Schulen pro Jahr können teilnehmen. Finanziell unterstützt werden die Schulen durch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die einen vierstelligen Betrag zu den jeweiligen Kursen beigesteuert hat. Richard Hartwig, Vorstandsstab der Sparkasse Fulda, sagt: "Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind für uns zentrale Werte – in der Finanzwelt wie in der Medienwelt. Wir möchten auf diesem Weg noch viele Schüler erreichen und ihnen dabei helfen, Falschinformationen aufzudecken. Auch Marietta Lüders von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen betont die Bedeutung der Medienkompetenz: "In einer Welt, in der Informationen in Sekundenschnelle geteilt werden, müssen junge Menschen lernen, Verantwortung für das zu übernehmen, was sie veröffentlichen."

KI: Fluch oder Chance?

Ein Thema, das besonders großes Interesse weckte, war die künstliche Intelligenz. Die Schüler lernten, wie man mit künstlicher Intelligenz umgeht, wie man KI-generierte Inhalte erkennt und wie Deepfake-Videos entlarvt werden können. "Wir wollen nicht nur vor Risiken warnen, sondern auch zeigen, wie KI sinnvoll genutzt werden kann – zum Beispiel beim Schreiben oder Recherchieren", sagt Carsten Petry. "Die Schüler bewerteten das Projekt im Nachgang fast durchweg mit der Schulnote eins oder zwei", lachte er.

Ein Projekt, das bleibt

"In unserer schnelllebigen Medienlandschaft brauchen wir Projekte wie dieses", sagt Petry. "Denn wer gelernt hat, Informationen zu hinterfragen, fällt weniger auf Manipulation und Falschmeldungen herein." "News Caching" ist mehr als ein Workshop – es ist ein Impulsgeber für eine aufgeklärte Mediennutzung. Die Kombination aus Information, Interaktivität und Eigenverantwortung trifft den Nerv der Zeit – und wird von den Schülern wie Lehrkräften gleichermaßen geschätzt. (Zehra Hashani) +++





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