Prag lernt vom Löhertor-Areal
Tschechische Ingenieure besichtigten Abwasser-Wärmepumpen-System
Foto: RhönEnergie Fulda
08.05.2025 / FULDA -
Die RhönEnergie hatte Besuch aus der Tschechischen Republik. Fünf Fachingenieure sowie zwei Vertreter des großen international tätigen Abwasser-Anlagenbauers Huber SE aus Berching waren zu einem Lokaltermin angereist. In Fulda wollten sie sich über die am Löhertor installierte innovative Anlage zur Nutzung von Wärme aus Abwasser informieren.
Die tschechischen Kollegen zeigten sich sehr beeindruckt und stellten detaillierte Fragen zu Wärmeentzug, Temperaturwerten und den benötigten Spülwassermengen. Anschließend besichtigte die Gruppe, die im Keller unter dem neuen Finanzamt installierte Anlage. So konnten die Besucher viele Anregungen für die Planungen einer konzeptionell ähnlichen Anlage in Prag mitnehmen. Ein Beispiel gelebter Partnerschaft in Europa.
Wärme- und Kälteversorgung unter Nutzung von Abwasser, das klingt zunächst befremdlich. Doch das Grundprinzip ist genial: Häusliches und gewerbliches Abwasser enthält Wärme. Im Winter stehen so um die 10°C als Wärmequelle zur Verfügung. Die daraus mithilfe einer Wasser-Wasser-Wärmepumpe gewonnene Wärme kann man zur Wärmeversorgung eines Gebäudekomplexes oder Wohnquartiers einsetzen. Im Sommer, wenn das Abwasser eine Temperatur zwischen 16 und 18 °C aufweist, wird das System zum Kühlen angewendet. So verringert sich der Bedarf an anderen Energieträgern. Damit lassen sich durch Abwasser-Nutzung außerordentliche Mengen an klimaschädigendem CO2 einsparen.
Praxistest bestanden
Inzwischen sei die Anlage bereits seit etwa zwei Jahren störungsfrei in Betrieb, unterstreichen die Fachleute der RhönEnergie Effizienz + Service GmbH, die das System nicht nur mit konzipiert hat, sondern auch betreibt. Über die bisherige Laufzeit der Anlage wurden aus dem Abwasser rund 1,38 GWh (Gigawattstunden) oder anders ausgedrückt 1,38 Mio. kWh Wärme sowie 195.000 kWh Kälte gewonnen und dem Gebäude zugeführt. Zum Vergleich: Der typische Jahresverbrauch einer vierköpfigen Familie beträgt ca. 20.000 kWh Wärme.
Regionales Leuchtturmprojekt
"Unsere Unternehmensgruppe hat das Selbstverständnis, ein innovativer Energiedienstleister und in der Region Treiber der Energiewende zu sein", betont Martin Heun, Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda. "Da war es nur folgerichtig, für den Sitz unserer Unternehmenszentrale eine zukunftsweisende Lösung zu entwickeln. Die Experten dafür haben wir ja im eigenen Hause. Insofern freut uns natürlich, dass unsere innovative Anlage auch im europäischen Ausland Interesse findet." (zh/pm) +++
Illustration: RhönEnergie Fulda