Der Stadtpfarrer bei O|N
Impuls von Stefan Buß: Die Hoffnung, die trägt
Archivfoto: O|N/ Hendrik Urbin
03.05.2025 / FULDA -
Oftmals verbinden wir Hoffnung mit einem guten Ausgang – mit Heilung nach Krankheit, mit Frieden nach Konflikt, mit Erfolg nach Mühe. Doch Havel lenkt unseren Blick in eine andere Richtung. Hoffnung bedeutet nicht, dass sich unsere Wünsche und Vorstellungen erfüllen, sondern dass unser Handeln, unser Leben und unser Glaube auch dann Sinn haben, wenn das Ergebnis ungewiss bleibt oder nicht so ausfällt, wie wir es uns wünschen. Diese Sichtweise begegnet uns auch in der Bibel. Der Apostel Paulus schreibt im Römerbrief: "Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden" (Röm 5,5). Hoffnung ist hier nicht das Vertrauen auf ein bestimmtes Ergebnis, sondern auf Gottes Treue und Liebe – unabhängig vom Ausgang der Situation.
Was bedeutet das für das Leben? Es bedeutet, dass der Mensch trotz Unsicherheit handeln kann. Eine Lehrerin unterrichtet, ohne zu wissen, welchen Einfluss sie auf ihre Schüler haben wird. Ein Arzt behandelt, ohne zu wissen, ob der Patient geheilt wird. Eltern erziehen ihre Kinder, ohne zu wissen, welchen Weg sie einmal gehen werden. Hoffnung gibt uns die Kraft, das Richtige zu tun – nicht, weil wir das Ende kennen, sondern weil wir glauben, dass unser Tun Sinn hat.
Diese Haltung kann uns auch durch schwierige Zeiten tragen. Vielleicht erleben wir Niederlagen, Krankheiten oder Verluste. Vielleicht scheint das Gebet unerhört, die Mühe vergeblich. Aber Hoffnung heißt: Unser Leben ist sinnvoll, weil Gott mit uns geht. "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht."
Václav Havel lädt uns mit seinem Wort ein, Hoffnung nicht mit Erfolgsdenken zu verwechseln. Hoffnung ist die Gewissheit, dass unser Tun, unser Glaube und unser Leben einen Sinn haben – auch wenn wir das Ende nicht sehen. Diese Hoffnung finden wir in Gott. Und deshalb dürfen wir vertrauen, dass unser Leben, so wie es ist, in seinen Händen gut aufgehoben ist. (Stefan Buß) +++