21 Fälle im Landkreis seit Jahresbeginn
Seuche auf dem Vormarsch: Blauzungenkrankheit breitet sich dramatisch aus
Symbolbilder: Pixabay
28.04.2025 / REGION -
In Osthessen grassiert ein Virus, das Tierhalter zunehmend in Alarmbereitschaft versetzt: Die Blauzungenkrankheit ist zurück – und diesmal in erschreckender Deutlichkeit. Der Landkreis Fulda ist hart betroffen, wie eine aktuelle Auskunft des Veterinäramts zeigt. Seit Jahresbeginn wurden 21 neue Fälle der Tierseuche gemeldet. Die Behörden sehen Handlungsbedarf – und appellieren an die Verantwortung der Tierhalter.
Die Blauzungenkrankheit wird nicht direkt von Tier zu Tier übertragen, sondern durch winzige blutsaugende Mücken, sogenannte Gnitzen. Besonders betroffen sind Rinder, Schafe und Ziegen. In vielen Fällen verläuft die Krankheit schleichend, doch sie kann tödlich enden. Deshalb ist schnelle Reaktion gefragt – sowohl bei Symptomen als auch bei der Vorsorge.
Still und heimlich verbreitet sich das Virus
Der Landkreis Fulda betont: "Grundsätzlich werden bei entsprechenden Symptomen Blutproben durch die praktischen Tierärzte genommen und an das Landeslabor geschickt." Dort wird jede Probe nicht nur auf das Blauzungenvirus untersucht, sondern auch auf das gefährliche MKS-Virus – die Maul- und Klauenseuche. Maßnahmen und Impfungen: Fulda rüstet sich
Der Landkreis Fulda setzt in der Bekämpfung der Tierseuche auf direkte Kommunikation mit der Landwirtschaft. "Landwirtinnen und Landwirte wurden/werden individuell telefonisch und bei Betriebsbesuchen sowie bei Infoveranstaltungen für Ortslandwirte bezüglich der Impfung beraten", heißt es vom Landkreis. Ein zentraler Punkt: die Erfassung der Impfungen in der HIT-Datenbank – dem offiziellen Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere. Dort sind bislang 8.814 BTV-3-Impfungen in 269 Beständen im Landkreis Fulda registriert. Der Großteil dieser Impfungen betrifft Schaf- und Ziegenhaltungen.Auffällig: Obwohl sich das Virus über Stechmücken verbreitet, gibt es laut Kreis keine erkennbaren regionalen Unterschiede bei der Verbreitung. Das bedeutet: Jeder Betrieb in Osthessen muss mit einem Infektionsrisiko rechnen. Besonders betroffen sind Tiere mit Außenhaltung, die potenziell stärker Mücken ausgesetzt sind. Neben der direkten Aufklärung der Halter verweist das Veterinäramt auch auf Informationsangebote des hessischen Landwirtschaftsministeriums – etwa auf der offiziellen Webseite www.landwirtschaft.hessen.de.
Finanzielle Anreize für Impfungen
Damit die Impfung nicht nur empfohlen, sondern auch tatsächlich durchgeführt wird, hat das Land Hessen gemeinsam mit der HTSK (Hessische Tierseuchenkasse) finanzielle Anreize geschaffen: "Die Höhe der Beihilfe beträgt für Rinder drei Euro je Impfung pro Tier, für Schafe und Ziegen zwei Euro. Diese Kosten werden jeweils zur Hälfte von der HTSK und dem Land Hessen getragen." Ob diese Beträge ausreichen, um eine flächendeckende Durchimpfung der osthessischen Bestände zu erreichen, wird sich zeigen. Klar ist jedoch: Ohne wirksame Gegenmaßnahmen könnte sich die Blauzungenkrankheit weiter in der Region ausbreiten – mit schweren Folgen für Tiergesundheit, Landwirtschaft und Wirtschaft.