Haltung der Demut am Gründonnerstag

Fußwaschung vor der Stadtpfarrkirche: "Bereit sein, sich für andere einzusetzen"

"Jesus hat sich vor den Menschen niedergekniet, eine dienende und sowohl innerlich als auch äußerlich eine berührende Geste."
Fotos: Maurice Schumacher

18.04.2025 / FULDA - Der Gründonnerstag markiert den Beginn der drei "heiligen Tage", an denen Christinnen und Christen an das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu erinnern. Um die Botschaft dieses besonderen Tages auch außerhalb der Kirchenmauern zu vermitteln, fand vor der Stadtpfarrkirche Fulda zum zweiten Mal eine öffentliche Fußwaschung statt – eine Geste, die viele Passanten neugierig innehalten ließ.



Schemel, Fußwannen und Gießkannen waren ordentlich vor der Kirche aufgereiht – ein ungewohntes Bild in der Innenstadt. Bereits im vergangenen Jahr wurde diese besondere Aktion unterm Heilig Kreuz zum ersten Mal durchgeführt und stieß auf große Resonanz.

"Die Idee entstand schon im letzten Jahr", erzählt Pfarrerin Jana Koch-Zeißig im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "In katholischen Gottesdiensten gehört die Fußwaschung am Gründonnerstag dazu, im evangelischen Bereich eher nicht. Also dachten wir: Warum nicht draußen, für alle sichtbar?" Ziel sei es, auf die besondere Geste Jesu aufmerksam zu machen. "Kurz vor dem letzten Abendmahl hat Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen – eine tiefe Geste der Zuwendung, des Dienens. Er hat sich vor ihnen niedergekniet. Das war nicht nur symbolisch, sondern auch emotional berührend."

Haltung der Demut und Bereitschaft, für andere da zu sein

Auch Stadtpfarrer Stefan Buß betont die besondere Wirkung dieser Aktion: "Viele Menschen haben sich spontan darauf eingelassen. Es ist eine intensive Erfahrung – für beide Seiten. Füße zu berühren, ist etwas sehr Persönliches, fast ein Tabu. Umso beeindruckender ist es, wenn sich jemand dafür niederkniet. Jesus hat das getan, um zu zeigen: Ich bin nicht der Herrscher, sondern ein Diener. Diese Haltung der Demut und Bereitschaft, für andere da zu sein, ist heute aktueller denn je."

Durchgeführt wird die Fußwaschung vom Kooperationsraum des Evangelischen Kirchenkreises Fulda, der Katholischen Innenstadtpfarrei Fulda und dem Evangelischen Kirchentag. Mit dabei war unter anderem Stadtpfarrer Stefan Buß, Diakon Michael Friedrich von der Innenstadtpfarrei Pfarrerin Jana Koch-Zeißig. Musikalisch begleitet wurde die Fußwaschung von Meins Coetsier, Diakon und zuständig für die Altenheimseelsorge. Mit seiner Band – in kleiner Besetzung – sorgte er für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Die Aktion dauerte bis in den Mittag hinein. (Mathias Schmidt) +++

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