Umzug nach Bad Hersfeld

Finanzamt-Entscheidung schockt Rotenburg: Bürgermeister übt harte Kritik

Die Außenstelle des Finanzamtes in Rotenburg soll geschlossen werden. Die Mitarbeiter werden künftig in Bad Hersfeld untergebracht.
Foto: Philipp Apel

04.04.2025 / ROTENBURG/F. - Schock in Rotenburg an der Fulda: Die Hessische Steuerverwaltung hat entschieden, die Außenstelle des Finanzamtes in der Stadt nach Bad Hersfeld zu verlegen. Diese Entscheidung sei ohne vorherige Gespräche mit der Stadt Rotenburg getroffen worden, kritisiert Bürgermeister Marcus Weber: "Ich habe von dieser Umstrukturierung mit massiver Außenwirkung erst erfahren, als die Entscheidung zur Schließung der Rotenburger Außenstelle des Finanzamtes bereits final getroffen war."



Weber erklärt am Donnerstag enttäuscht: "Es wurde nicht einmal versucht, frühzeitig Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir wären selbstverständlich gerne bereit gewesen, gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium der Finanzen eine probate Lösung für uns alle zu finden."

Diese Vorgehensweise sei leider kein Einzelfall, so Weber. "Der Magistrat der Stadt Rotenburg a. d. Fulda sowie die Rotenburger Bürgerinnen und Bürger werden vor vollendete Tatsachen gestellt, die selten zugunsten der Fuldastadt ausfallen", konstatiert der Bürgermeister. Weber bemängelt auch, dass durch den Umzug neue Gebäude mit Steuergeldern – auch der Rotenburger Bürgerinnen und Bürger – gebaut oder saniert werden müssten.

Der Verlust des Finanzamts vor Ort habe konkrete Auswirkungen auf die im Fuldatal lebenden Menschen: "Für die jüngere Generation, die sich mit Digitalisierung auskennt und ohne Einschränkungen Auto fahren kann, ist das weniger ein Problem. Aber genau dieser Gedankengang zeigt auf, dass die ältere Generation ganz einfach nicht berücksichtigt wird", bemängelt Weber.

Die Stadt zeigt sich gesprächsbereit

Mit der geplanten Schließung werden Rotenburgs Bürger künftig für persönliche Finanzamt-Termine nach Bad Hersfeld fahren müssen. "Für alle Mitmenschen hier in unserer Heimatstadt und auch des Nordkreises insgesamt ist also gesetzt, dass sie künftig automatisch die Vereinbarung eines Vor-Ort-Termins in Bad Hersfeld in Kauf nehmen müssen."

Auch weiterhin sein man in Rotenburg gesprächsbereit. Die Stadt schlägt vor, alternative Lösungen, wie zum Beispiel die Unterbringung eines Bereichs des Rotenburger Finanzamtes im Studienzentrum der Finanzverwaltung und Justiz - ebenfalls in Rotenburg zu prüfen. "Man verspricht sich seitens des Magistrats hierdurch positive Synergieeffekte zwischen den Lernenden und den bereits Ausführenden der Finanzwirtschaft. Zugleich wäre die Möglichkeit des persönlichen, direkten Kontakts zwischen Rotenburgerinnen und Rotenburgern mit dem Finanzamt weiterhin gewährleistet", so Weber. Auch die Einrichtung einer Servicestelle in städtischen Räumlichkeiten sei vorstellbar.

Finanzstaatssekretär will das Amt zukunftsfest machen

Die Hessische Steuerverwaltung hatte zuvor mitgeteilt, man sehe die Umstrukturierung als notwendig an. "Der Kreis Hersfeld-Rotenburg ist und bleibt ein wichtiger Standort für die Hessische Steuerverwaltung. Das gilt insbesondere für Rotenburg, das Herzstück unserer Ausbildung", ließ sich Finanzstaatssekretär Uwe Becker in einer Pressenotiz am Mittwoch zitieren.

Er hob hervor, dass am Studienzentrum in Rotenburg derzeit rund 2.300 Studierende ausgebildet werden. "Mit der Unterbringung aller Beschäftigten des Finanzamts in Bad Hersfeld und den vorausgehenden Modernisierungen des landeseigenen Gebäudes dort machen wir das Amt zukunftsfest", erklärte Becker. Die Modernisierung werde rund zehn Millionen Euro kosten.

Becker erklärte weiter, dass alle Arbeitsplätze der Rotenburger Außenstelle erhalten bleiben und die Verlagerung nach Bad Hersfeld langfristig auch neue Arbeitsplätze schaffe. "Rund 45 zusätzliche Arbeitsplätze sind dadurch in Bad Hersfeld angekommen", so Becker weiter. "Das Amt in Bad Hersfeld hat davon profitiert, dass wir Arbeitsplätze raus aus den Ballungsräumen in ländlich gelegene Ämter verlagern." (Constantin von Buttler) +++

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