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Wie aus Erstspendern Lebensretter werden

Hochschule und DRK zeigen Erkenntnisse zur langfristigen Spenderbindung

vlnr.: Martin Oesterer , Christoph Schwab, Prof. Dr. Irina Kohler und Dr. Andreas Opitz vlnr.: Martin Oesterer , Christoph Schwab, Prof. Dr. Irina Kohler und Dr. Andreas Opitz
Fotos: DRK Fulda

28.03.2025 / FULDA - Die Blutspende ist ein unverzichtbarer Bestandteil in der medizinischen Versorgung. Besonders bei Operationen und akuten Notfällen wie etwa einem schweren Verkehrsunfall wird das lebenswichtige Elixier gebraucht. Doch viele Erstspender kommen nicht wieder. Internationale Studien zeigen, dass nur rund 50 Prozent der Erstspender erneut zur Blutspende gehen. Welche Faktoren die langfristige Spenderbindung beeinflussen, ist bislang wenig erforscht. Besonders der Übergang von der Erst- zur Zweitspende stellt eine Forschungslücke dar.



In Fulda soll ein Hochschulprojekt in Kooperation mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) jetzt wertvolle Erkenntnisse liefern, warum das so ist. Das gemeinsame Ziel der beiden Partner: Aus Erstspendern treue Lebensretter machen!

Rund 80 Erst- und Zweitspender wurden während realer Blutspendeaktionen vor Ort in der Region Fulda eingehend im persönlichen Gespräch befragt. Initiiert wurde das wissenschaftliche Forschungsprojekt von Prof. Dr. Irina Kohler vom Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Fulda, und Dr. Andreas Opitz, ehrenamtlicher Vize-Präsident beim DRK Fulda und hauptberuflich ärztlicher Direktor am Institut Kassel des Blutspendedienstes Baden-Württemberg – Hessen.

Ein erster Baustein zur Schließung der Forschungslücke

Blutspenden sind eine unverzichtbare Ressource für die Gesundheitsversorgung, doch gerade bei jungen Spendern ist die langfristige Bindung eine Herausforderung. Viele geben einmal Blut – und kommen danach nicht mehr wieder. Während zahlreiche Studien sich mit der Erstmotivation von Spendern beschäftigen, fehlen systematische Untersuchungen darüber, welche Faktoren Menschen im Zeitverlauf dazu bewegen, weiterhin zu spenden.

Das Fuldaer Forschungsprojekt setzt genau hier an. Die Untersuchung zeigt, dass eine wertschätzende, transparente und gut organisierte Blutspende-Umgebung die Motivation zur Wiederkehr erheblich steigern kann. Das Gemeinschaftsgefühl, das vom DRK unterstützt wird, und eine positive Spende-Erfahrung spielen eine zentrale Rolle. Menschen, die sich während ihrer Spende willkommen und als Teil einer wichtigen Sache fühlen, kommen mit höherer Wahrscheinlichkeit wieder.

"Erstspender stehen oft vor Hürden: Unsicherheit über den Ablauf, Angst vor der Spende oder fehlende Informationen", erklärt Prof. Dr. Irina Kohler und führt weiter aus: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein wertschätzender, transparenter und gut organisierter Ablauf die Motivation zur Rückkehr erheblich steigern kann." Auch die Gestaltung der Spende-Umgebung wurde als wichtiger Faktor genannt: Eine freundliche Atmosphäre, kurze Wartezeiten und persönliche Betreuung steigern die Spenderzufriedenheit erheblich.

Diese Erkenntnisse liefern eine erste Grundlage, um die langfristige Entwicklung der Spendenbereitschaft besser zu verstehen. Die durchgeführten Interviews sind ein erster Baustein, um die bestehende Forschungslücke zur Spenderbindung zu schließen. Künftige Untersuchungen sollen darauf aufbauen, um über längere Zeiträume hinweg zu analysieren, welche Faktoren Menschen motivieren, regelmäßig zu spenden.

Ergebnisse mit praktischer Relevanz

Für den DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen bieten die Erkenntnisse "wertvolle Anhaltspunkte", um neue Maßnahmen zur Spenderbindung gezielt weiterzuentwickeln. Blutspende-Experte Dr. Opitz, der gemeinsam mit Prof. Dr. Kohler die Kooperation zwischen Hochschule und Blutspendedienst verantwortet, betont: "Dank der wissenschaftlichen Arbeit der Studierenden erhalten wir tiefere Einblicke in die Motivation von Erstspendern. Das hilft uns, unsere Maßnahmen gezielt weiterzuentwickeln."

Auch der DRK Kreisverband Fulda nutzt die Ergebnisse bereits zur Optimierung der Blutspendeaktionen vor Ort. Christoph Schwab, Vorstandsvorsitzender des DRK Fulda, begleitet die Kooperation seit mehreren Semestern und unterstützt die Weiterentwicklung von Strategien zur Spenderbindung: "Wir müssen hier gezielt ansetzen, um zukünftig noch besser zu werden und die Attraktivität zu steigern. Die Blutspende ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit Prof. Kohler und ihrem Team sehr, denn die Erkenntnisse sind wissenschaftlich fundiert und professionell aufbereitet." Martin Oesterer, Leiter Spenderbeziehungsmanagement beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen, bringt die Erkenntnisse in die praktische Umsetzung und trägt dazu bei, sie in das überregionale Spendermarketing zu integrieren.

Zudem gaben einige Befragte an, dass mehr Informationen über den Verbleib der gespendeten Blutkonserven ihre Motivation zur erneuten Spende erhöhen könnten. "Ansätze zur besseren Kommunikation und gezielten Ansprache von Spendern könnten daher ein nächster Schritt sein", erklärt Prof. Dr. Kohler.

Eine erfolgreiche Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis

Die Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Fulda und dem DRK besteht seit mehreren Semestern und hat sich als erfolgreiche Verbindung zwischen Wissenschaft und Praxis etabliert. Die Hochschule legt besonderen Wert auf anwendungsorientierte Forschung, die nicht nur in der Theorie bleibt, sondern konkrete Verbesserungen ermöglicht.

Dass die Erkenntnisse nicht nur für Fulda und die Region relevant sind, zeigt die überregionale Wahrnehmung des Projekts: Die Ergebnisse vorheriger Kooperationsprojekte wurden bereits auf wissenschaftlichen Fachkonferenzen vorgestellt und haben dort große Aufmerksamkeit erfahren. Sie bilden die Grundlage für zukünftige Forschungsprojekte, um die langfristige Spenderbindung noch gezielter zu untersuchen.

"Die Ergebnisse fließen nun in die Weiterentwicklung von Maßnahmen zur Spenderbindung ein", sagt Prof. Kohler. "Langfristig geht es darum, noch besser zu verstehen, wie sich die Motivation von Spendern über die Zeit verändert." Und Dr. Opitz ergänzt: "Wir sind dankbar, solche Ergebnisse zu haben und danken allen Beteiligten, die sich aktiv für die Blutspende einsetzen, um Menschenleben zu retten. (pm/mp) +++