Polizeiliche Kriminalstatistik 2024
Alle Morde aufgeklärt, aber viele Einbrecher kommen davon

Fotos: Henrik Schmitt
26.03.2025 / FULDA -
Meiste Straftaten begehen Deutsche, Ausländer weiterhin überproportional vertreten
Ein Großteil der Täter (63 Prozent) ist deutsch und männlich (78 Prozent). Über 35 Prozent der Straftaten werden von Tätern mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit begangen. Sie machen rund 10 Prozent der Bevölkerung in Osthessen aus. Die meisten von dieser Gruppe begangenen Taten lassen sich den Vermögensdelikten zuordnen. Die absolute Zahl der Verbrechen erreichte in 2024 einen neuen Höchstwert. Gleichzeitig nehme der Prozentsatz straffälliger Ausländer immer weiter ab. Eine Trendwende! Und: "Nicht die Staatsangehörigkeit, sondern die sozialen Gegebenheiten sind bei der Wahrscheinlichkeit der Straffälligkeit entscheidend", erklärt Tegethoff. Junge Männer, mit einer schlechten monetären und sozialen Situation sind generell deutlich wahrscheinlicher, straffällig zu werden. "Pauschale Schuldzuweisung führt nicht weiter, sondern faktenbasierte Auseinandersetzung", so der Polizeipräsident. Drogendelikte nach Legalisierung gesunken
Ein bedeutender Rückgang der Fallzahlen lässt sich im Bereich der Drogendelikte verzeichnen. "Der Rückgang um 62 Fälle ist wohl auf die Teillegalisierung von Cannabis zurückzuführen", meint Andreas Rainer, Leiter der osthessischen Kriminaldirektion. Damit erkläre sich jetzt auch die geringere Aufklärungsquote. Konsumenten, die erwischt wurden, hatten diese deutlich gesteigert. Die Teillegalisierung bedeutet aber auch: Den sprichwörtlichen Bachlauf vom Konsumenten zum Großerzeuger gibt es nicht mehr, die Beamten müssen die Quelle anderweitig ermitteln.
Die meisten Einbrecher werden nie gefasst
Nach wie vor schwierig bleibt es, die Identität von Einbrechern zu ermitteln. Rund 25 Prozent der angezeigten Einbrüche können aufgeklärt werden. Damit ist das Präsidium in Osthessen trotz der niedrigen Erfolgsquote in Hessen dennoch im Vergleich gut positioniert. Das könnte auch auf die Aktion "Denken wie ein Einbrecher" zurückzuführen zu sein. Polizisten begeben sich in Wohngebieten auf die Suche nach Einbruchsmöglichkeiten und suchen dann das Gespräch. "Das ist eine gute Aktion mit tollem Feedback und eine Erfindung aus Osthessen", sagt Tegethoff. In Osthessen ist nur einer von fünf Einbruchsversuchen erfolgreich.
Vereinzelt Angriffe auf Polizeibeamte
Im Jahr 2024 wurden in der Statistik 118 Fälle und 230 Geschädigte im Kontext von Widerstand und Gewalt gegen Einsatzkräfte erfasst, wie Tegethoff erklärt. "Jeder dieser Fälle ist einer zu viel", so der Polizeipräsident. Wir haken nach. "Die Statistik weist nicht aus, ob der Angriff passiv oder aktiv erfolgt", erklärt Polizeisprecher Dominik Möller. Klartext: Auch wenn sich jemand gegen das Anlegen von Handschellen wehrt, fällt er unter diese Statistik.Straßenkriminalität rückläufig
Im Bereich der Straßenkriminalität setzt sich in Osthessen der rückläufige Trend auch in 2024 fort - 2.301 registrierte Straftaten bedeuten einen deutlichen Rückgang um 202 Fälle beziehungsweise 8,1 Prozent. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozentpunkte und erreicht mit 31,7 Prozent ihren bisherigen Höchstwert.Nur 9 Prozent der Körperverletzungen im öffentlichen Raum
Die Anzahl an Körperverletzungsdelikten sank im Vergleich zum Vorjahr leicht um 19 auf 2.063 Fälle. Damit bewegen sich die Fallzahlen in den letzten Jahren – mit Ausnahme der Pandemiejahre - auf einem etwa gleichbleibenden Niveau, leicht oberhalb der 2.000-Marke.Weniger häusliche Gewalt
Bei den Fällen von häuslicher Gewalt sind die Zahlen in Osthessen - nach einem kontinuierlichen Anstieg bis ins Jahr 2022 auf 717 Fälle - bereits zum zweiten Mal in Folge wieder rückläufig. So wurden 2024 insgesamt 693 Fälle polizeilich registriert, was einem Rückgang um vier Fälle im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Über 81,2 Prozent der Opfer sind Frauen, mehr als zwei Drittel aller Fälle Körperverletzungen.Alle Straftaten gegen das Leben aufgeklärt
Im Deliktsbereich der Straftaten gegen das Leben wurden im Jahr 2024 insgesamt 31 Fällen registriert, was einem Anstieg um 16 Fälle und damit in etwa dem Niveau von 2022 (29 Fälle) entspricht. Nahezu zwei Drittel der Taten blieben im Versuchsstadium (20 Fälle bzw. 64,5 Prozent), in 9 Fällen wurde ein Messer als Tatmittel eingesetzt. Den größten Anteil machen die Fallzahlen beim Totschlag mit 24 Fällen (18 Versuche) aus – in vier Fällen (zwei Versuche) handelt es sich um Mord. "Dass wir im vergangenen Jahr jede dieser äußerst verwerflichen Straftaten aufgeklärt haben, ist ein Beleg für die akribische und professionelle Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen", sagt Rainer.300 Fälle "Kinderpornografie" und 57 Fälle "Jugendpornografie"
Den größten Anteil an den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stellt der Deliktsbereich des "Verbreitens pornografischer Inhalte" mit 380 Fällen dar – davon 300 Fälle "Kinderpornografie" und 57 Fälle "Jugendpornografie". Hier ist erstmals seit Jahren ein Rückgang um 9,3 Prozent bzw. 39 Fälle im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Rund 54 Prozent der hier ermittelten Tatverdächtigen gehören der Altersgruppe bis 21 Jahren an, fast jeder Zweite ist zwischen 14 und 17.