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Das O|N-Interview

OFC-Coach Christian Neidhart: Haben einen anderen Weg eingeschlagen

Im zweiten Jahr am Bieberer Berg, auf Platz drei angelangt: OFC-Trainer Christian Neidhardt Im zweiten Jahr am Bieberer Berg, auf Platz drei angelangt: OFC-Trainer Christian Neidhardt
O|N-Archivfotos Carina Jirsch

08.03.2025 / OFFENBACH/FULDA - Er ist angetreten, um die Fußballer des OFC Kickers mit Verstand, Geduld und Nachhaltigkeit nach oben. Er ist angetreten, um den Traditionsverein deutschen Fußballs nach oben zu führen - in die 3. Liga. Aber nicht auf Teufel raus. Er ist im zweiten Jahr am Bieberer Berg tätig - und am Samstag kreuzt er in der Johannisau auf. Die Rede ist von Christian Neidhart, dem Trainer des Kultvereins, dessen Fans eine enorme Wucht entwickeln können. OSTHESSEN|NEWS hat mit ihm gesprochen.


Eng, fast schon kuschelig ist's geworden an der Tabellenspitze der Regionalliga Südwest. Die ersten Fünf trennen gerade mal sechs Punkte. Mittendrin: Kickers Offenbach. Im Gesamtbild liest sich das so: Spitzenreiter ist Hoffenheim II (45 Punkte), Zweiter der FSV Frankfurt (44), Dritter der OFC Kickers (42), Vierter die Stuttgarter Kickers (39), Fünfter der punktgleiche SGV Freiberg. Das ist das Puzzle nach 22 von 34 Spielen. Die Zweite des Bundesligisten Freiburg auf Platz sechs könnte natürlich dazustoßen (35).

O|N: Herr Neidhart, der OFC liegt nur noch drei Punkte hinter Hoffenheim II. Das soll doch durch einen Sieg in Fulda zumindest so bleiben, oder?

Christian Neidhart: Ja. Aber es ist wichtig, dass wir konstant weiter punkten. Von Spiel zu Spiel. Wir wollen eine deutlich bessere Saison spielen als zuletzt und uns stabilisieren. Mit der vergangenen Saison waren wir mit Platz 11 am Ende nicht zufrieden - in allen Mannschaftsteilen. Wir haben einen anderen Weg eingeschlagen. Haben Fans und Sponsoren ins Boot zurückgeholt. Das hat sehr viel Überzeugungsarbeit gebraucht. Aber die Entwicklung ist sehr positiv. Uns haben die Fragen sehr beschäftigt: Was haben wir vor? Wo geht der Weg hin? Unsere Mannschaft hat eine ganz andere Stabilität bekommen.

O|N: Wann hat dieses Umdenken begonnen?

Neidhart: Unser Geschäftsführer Christian Hock ist ja ziemlich spät gekommen, ich noch später. In der vergangenen Saison haben sich erste Erfolge eingestellt. Wir haben gegen Türk Gücü Friedberg den Hessenpokal gewonnen - und im DFB-Pokal für Aufsehen sorgen können: Den Zweitligisten Magdeburg haben wir in der ersten Runde rausgeschmissen, gegen den KSC in der zweiten Runde war es, auch wenn wir ausgeschieden sind, ein sehr offenes Spiel.

O|N: Was spricht eigentlich dafür, dass der OFC am Samstag in Fulda gewinnt?

Neidhart: Alle Spiele gegen Fulda waren sehr eng - ob im Pokal oder den Punktspielen. Fulda hat es immer hingekriegt, sehr kompakt zu stehen und zu verteidigen. Fulda hat in den letzten Jahren stets eine gute Rolle gespielt. Ich habe unseren Gegner zuletzt in Steinbach gesehen. Als ich weggefahren bin, stand es 2:1. Im Auto hab' ich dann gehört, dass noch ein paar Tore gefallen sind.

O|N: In welcher Verfassung ist der OFC?

Neidhart: Wir sind gut aus den Startlöchern gekommen. Mit dem 1:1 in Hoffenheim. Obwohl uns am Ende einer eigentlich guten Vorbereitung eine Grippewelle erwischt hat. 14 Spieler waren krank. Wir konnten fast eine Woche gar nicht trainieren. Jetzt sind immer noch ein paar Spieler angeschlagen.

O|N: Wie ist's um die personelle Situation bestellt?

Neidhart: Mit Staude und Wachs haben wir ja zwei Langzeitverletzte. Rossmann ist nach einem Achillessehnenriss wieder ins Training eingestiegen, Karada fällt nach einer Risswunde noch aus, Pfeiffer hat eine Zerrung, Mensah und Sorge haben muskuläre Probleme. Bei Berlinski und Mustafa müssen wir nach Schulter-Problemen noch mal gucken, ob es für Samstag reicht.

O|N: Wie lief das letzte Spiel des OFC gegen den Bahlinger SC, das ihr 3:0 gewonnen habt und Bahlingen nach zwölf Minuten schon Rot kassierte?

Neidhart: Es verändert sich ja nicht so viel durch eine Rote Karte oder durch Überzahl. Wir hatten gefühlt 70 Prozent Ballbesitz, haben das gut gemacht und nicht eine Torchance zugelassen. Bahlingen hat sich aber gut gewehrt; man hat gemerkt, dass sich die Mannschaft nicht abschießen lassen wollte.

O|N: Worauf dürfen sich die Zuschauer am Samstag denn freuen?

Neidhart: Egal, wo Kickers Offenbach hinkommt: Es ist für die meisten Vereine und Anhänger ein Fußballfest. Viele unserer Fans kommen mit nach Fulda - vielleicht 2.000. In Hoffenheim waren es 3.000.

O|N: Welche Erinnerungen haben Sie ans Hinspiel, das sie mit 2:1 gewannen. Und an das Spiel in Fulda vor fast genau einem Jahr?

Neidhart: Das im März letzten Jahres war das erste Spiel der Rückrunde und sehr ausgeglichen beim 0:0. Beim Spiel in der Vorrunde dieser Saison in Offenbach haben wir 0:1 zurückgelegen und das Spiel noch gedreht.

O|N: Beide Vereine, die am Samstag aufeinander treffen, kommen aus Hessen. Vergleichen kann man sie aber nicht ...

Neidhart: Wir müssen nicht um den heißen Brei herumreden. Kickers Offenbach hat einen anderen Anspruch als Fulda. Unsere Zielstellung bleibt immer die gleiche.

O|N: Der OFC, der über ein spezielles Umfeld verfügt und eine Fan-Wucht im Rücken weiß, möchte in die Dritte Liga. Ist das realistisch?

Neidhart: Wenn sich der Verein mit Dingen wie in den letzten Jahren beschäftigt - nein, dann nicht, dann ist es nicht realistisch. Wenn ständig Trainer wechseln, Mannschaft und Sponsoren. Wir wollen uns von Jahr zu Jahr punktuell verbessern - so, wie es Elversberg oder Ulm vorgemacht haben. Wir wollen Kontinuität - und dass sich die Mannschaft entwickelt. (Walter Kell)

Herr Neidhart, vielen Dank für das Gespräch. +++