SGB im Entwicklungsprozess

Rainer Martiker: Der Prinz ist einmarschiert, aber der Ball wollte nicht rein

Der Prinz ist einmarschiert, aber der Ball wollte leider nicht rein
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25.02.2025 / FULDA - Nichts als Rainer Martikers Worte hätte die Szenerie besser und treffender beschreiben können vom letzten Spiel der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz. 0:0 endete das in der Johannisau gegen den 1. Göppinger SV in der Regionalliga Südwest - und Martiker, ein Kind des TSV Lehnerz, sagte inmitten der beiden Trainer trocken: "Der Prinz ist einmarschiert, der Ball aber wollte leider nicht reingehen." Tatsächlich helfen auch bisweilen "höhere oder andere Mächte" nicht, um am Ausgang des Spiels Fußball etwas zu ändern oder es zu beeinflussen.


Die SGB bleibt nach dem, wenn man den Aufwand betrachtet, mageren Resultat des Debütspiels im neuen Jahr auf Platz neun - wenige Tage vor dem Spiel am Freitagabend beim Tabellennachbarn Steinbach Haiger. Ärgerlich, dass nach jetzt 21 Partien schon zehn Unentschieden zu Buche stehen - fraglos zu viel bei der Drei-Punkte-Regelung. Andererseits - und das scheinen wenige sogenannte Anhänger zu berücksichtigen: Fußball ist nun mal ein Geduldsspiel, das Prozessen einer Entwicklung unterliegt.

Natürlich sagte Fuldas Trainer Daniyel Cimen: "Dieses Spiel musst du ganz dreckig 1:0 gewinnen." Er mochte am liebsten gar nicht an die Chancen denken, die sein Team hatte. Niemand mochte das in der Johannisau. Niklas Antlitz hatte gleich zweimal den Pfosten getroffen - und beim zweiten Mal schob Cimen nach und lobte den gegnerischen Keeper Matthias Layer in höchsten Tönen: "Bei diesem Schuss aus wenigen Metern hat er weltklasse gehalten. Dass er den Ball in dieser Situation noch an den Pfosten lenkt." Man muss wissen: Cimen geht als äußerst sachlich durch - und wenn er in diesem Maße lobt, dann nicht ohne Grund. Zudem hatte Göppingens Verteidiger Berk Yalman per Kopf auf der Linie gerettet.

Doch der Coach - und jetzt war er wieder bei sich - ordnete die Geschichte ein. "Für mich war es wichtig, dass wir die Chancen nicht kläglich vergeben haben." Stolz durfte er sein, dass seine Mannschaft bei den nach-winterlichen Platzverhältnissen nicht nur den Gegner zunehmend zurückdrängte - sondern sich Chance um Chance erspielte. Auf fußballerischem Weg. Die SGB besetzte die Außenpositionen durch ihre Verteidiger gut, stellte mithin eine Überzahl her, bekam Tempo in ihr Spiel, bisweilen auch eine Spur Dynamik, besetzte die offensiven Halbräume - auch wenn die Eingaben von außen, fast so ein bisschen "eine alte Krankheit" besser hätten sein können. Und natürlich die Effektivität.

Der Vortrag war gut anzusehen - "weltklasse" gehalten

Der Vortrag aber war gut anzusehen - das macht Mut und streut Zuversicht ein. Und er war - auch das gehört zum Prozess - eine Folge des eher biederen Auftritts der ersten Hälfte. "Das war im letzten Drittel zu schlampig. Der letzte Pass war schlecht. Oder es fehlte die Konzentration. Gut waren die tiefen Läufe." Der Trainer sprach die Dinge an. Auf den Punkt. Alle befinden sich in der Entwicklung bei der SGB - alle sollten die aber auch als Chance begreifen.

Aus Göppingens Sicht war der Punktgewinn nicht mal unverdient, das Team verteidigte aufopferungsvoll, wenn auch mit zunehmender Dauer mit Dusel. Es bot lange eine gute Struktur, offensiv war's zuerst etwas mau, in den ersten 20 Minuten des zweiten Abschnitts besser. "Unser Kampf gegen den Abstieg wird 'ne lange Reise", befand Trainer Gianni Coveli. Recht hatte er.

Unterdessen wünscht OSTHESSEN|NEWS der SGB viel Geduld und Glück auf dem Weg ihres Entwicklungsprozesses. Und natürlich, dass sie am Freitagabend beim TSV Steinbach Haiger punkten mag. Ein Sieg wäre schön. Wenn es sein muss, auch mit einem Unentschieden. (wk) +++

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