Heiß es bald nur noch Salzschlirf?

Schluss, aus, vorbei: Traum vom sanierten Freibad geplatzt

Jetzt steht es fest: Die geplante Sanierung des Freibads im Kurort Bad Salzschlirf ist geplatzt.
Archivbild: Gemeinde Bad Salzschlirf

14.02.2025 / BAD SALZSCHLIRF - Jetzt steht es fest: Die geplante Sanierung des Freibads im Kurort Bad Salzschlirf ist geplatzt. Die auf eine Eröffnung folgenden Erhaltungskosten seien für eine Gemeinde, die bereits rote Zahlen schreibt, nicht zu verantworten, hatte Bürgermeister Peter Klug (FWL) argumentiert. Am Donnerstagabend hatten die Gemeindevertreter die Pläne rund um das Freibad bis auf Weiteres mehrheitlich beerdigt.


Dem Bürgermeisterantrag stimmten fraktionsübergreifend alle anwesenden Gemeindevertreter zu. "Sie haben gemerkt, es ist uns allen nicht leicht gefallen", hatte der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Friedrich Meister am Ende der Debatte konstatiert. Rund zwei Dutzend Besucher waren gekommen, um der Sitzung beizuwohnen.

Seit Anfang Oktober ist Klug Bürgermeister der Gemeinde. Bereits am 21.11.2024 hatte die Gesellschafterversammlung der Touristik & Service GmbH empfohlen, das Projekt Freibad-Sanierung einzustellen. In einem zeitnahen Interview mit OSTHESSEN|NEWS hatte der Bürgermeister noch erklärt, er sei optimistisch, eine Eröffnung des Freibads sei aber erst frühestens 2026 angestrebt.

CDU-Fraktion hatte den Vorstoß als "vorschnell" und "fahrlässig" kritisiert

Im Januar hatte Klug gegenüber unserer Redaktion dann erklärt, "ein Freibad ist aktuell einfach nicht drin" und darauf verwiesen, dass die Gemeinde bereits rote Zahlen schreibt. Bereits im Dezember wollte er, in der Gemeindevertretersitzung die Freibad-Sanierung als unfinanzierbar beerdigen. Die CDU-Fraktion in der Gemeindevertretung hatte im Anschluss an die Sitzung den Bürgermeister öffentlich gerügt und erklärt: "Unserer Auffassung nach ist das vorschnelle Ende der Freibad-Sanierung ohne Kosten oder Konzept des Bürgermeisters für ein Solebad- und Gesundheitszentrum fahrlässig."

Zurück in die Gegenwart: Wenke Selke, Geschäftsführerin der Touristik & Service GmbH in Bad Salzschlirf, machte noch vor der eigentlichen Debatte klar: "Wir sind das einzige Bad in Hessen, was Nichts hat. In welchen Ort würden Sie Ihr Geld tragen, wenn Sie wählen könnten". Hierfür gelte es dringend eine Lösung zu finden.

Wird aus ehemaliger Therme neues Gesundheitszentrum "Martinihaus"?

Dem begegnet der Bürgermeisterantrag. Er sieht nicht nur die Schließung des Freibads vor, sondern auch das Thema "Gesundheitszentrum" im Bereich der ehemaligen Therme anzugehen. Ganz von dem Freibad verabschieden wollte sich die CDU-Fraktion aber nicht. Sie beantragte unter anderem, die Formulierung "bis auf Weiteres" in den Beschluss aufzunehmen. Dem wurde mehrheitlich stattgegeben.

"Ein Freibad würde unsere Gemeinschaft stärken. Es ist ein Thema, dass den Bürgern wichtig ist. Ein Herzensprojekt für uns alle", konstatierte Lina Reus, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU. Aus diesem Geist heraus habe man auch den Bürgermeisterantrag im Dezember so scharf kritisiert. Man habe noch nicht aufgeben und weitere Optionen prüfen wollen.

Bittere Realität: Sanierung wäre unverantwortlich

Doch: "Die finanzielle Realität lässt es leider nicht zu. Dabei geht es nicht um die Sanierung, sondern die laufenden Kosten, die unser Haushalt schlicht nicht tragen könnte", musste auch sie sich seither eingestehen. Auch eine Kooperation mit Nachbargemeinden würde daran nichts ändern. "So bitter das klingt: Freibad ist Luxus und diesen können wir uns einfach nicht leisten. Schweren Herzens legen wir das Projekt auf Eis."

Auch die FWL-Fraktion machte sich die Entscheidung nicht einfach. Sie sei "einschneidend" und laste schwer auf ihren Schultern, erklärte Fraktionsvorsitzender David Post. "Egal wie man es dreht und wendet, die Betriebskosten wären zu hoch. Damit es sich rechnet, müssten wir von 50.000 Besuchern je 30 Euro Eintritt nehmen, das ist nicht zu machen". Auch eine Subventionierung durch die Gemeinde - sprich der Bürger - wäre unverantwortlich. "Wir bezahlen heute noch unsere seit Jahren geschlossene Therme", erinnerte er.

Status als Kurort steht auf dem Spiel

Auf den zweiten Vorschlag des Bürgermeisters eingehend sagte Post, man habe sich umfassend mit dem ehemaligen Thermen-Gebäude beschäftigt. Gerade auch mit der in Bälde anstehenden Reprädikarisierung müsse man jetzt schnell Fakten schaffen, sonst werde die Gemeinde bald nur noch Salzschlirf und nicht mehr Bad Salzschlirf heißen. "Wir schlagen den Arbeits-Titel 'Martinihaus' vor, damit klar wird, dass es sich nicht um die Wiedereröffnung der Therme handelt", so Post.

In der Vergangenheit sei zur Konzeption eines solchen Projekts eine fünfstellige Summe ausgegeben worden, "ohne zufriedenstellendes Ergebnis". Hier müsse man jetzt anknüpfen. Dafür sei es notwendig, dass alle Beteiligten Einsicht in die Akten bekämen. Es gelte beispielsweise zu klären: "Ist das Bestandsgebäude überhaupt sanierungsfähig?"

Bürgermeister Klug: "Jetzt müssen wir vorangehen"

Klug glaubt an die Zukunft des Kurorts. Zwar seien die für das Freibad vorgesehen Fördermittel von Bund und Land jetzt nicht mehr verfügbar, doch die zugesagte Förderung vom Landkreis sei nicht verloren. "Die Kreisspitze weiß sehr wohl, dass wir das einzige Bad im Landkreis Fulda sind", hob der Bürgermeister hervor. Hierzu habe er schon Gespräche mit Landrat Bernd Woide geführt. Wichtig sei ihm nun, "dass wir vorangehen. Zum Wohle der Bürger, für die wir alle hier angetreten sind."

Seit 2018 ist die Aquasalis-Therme geschlossen, seit 2019 das Freibad. Seither hatte die Gemeinde an Plänen gefeilt, immerhin eines der beiden Schwimmbäder wiederzueröffnen. Jetzt ist Schluss. (Moritz Bindewald) +++

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