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Präventionsmaßnahmen im Fokus

Wohnungslosenbericht der Bundesregierung – eine Aufforderung zum Handeln

Wohnungslose leben meist wortwörtlich von der Hand in den Mund – sie können sich nicht in die eigenen vier Wände zurückziehen.  Wohnungslose leben meist wortwörtlich von der Hand in den Mund – sie können sich nicht in die eigenen vier Wände zurückziehen. 
Symbolbild: Adam Bartosik_shutterstock

11.02.2025 / FULDA - Anfang Januar hatte das amtierende Bundeskabinett den vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen vorgelegten Wohnungslosenbericht 2024 beschlossen. Mit diesem Bericht legt die Bundesregierung nach 2022 zum zweiten Mal einen gesamtdeutschen Überblick über die Situation wohnungsloser Menschen vor. Der Bericht enthält dabei Informationen über Umfang und Struktur von Wohnungslosigkeit in Deutschland.



Aus Sicht der Caritas im Bistum Fulda kann dieser Wohnungslosenbericht kein Anlass zur Zufriedenheit sein. Sie versteht den Bericht vielmehr als Aufforderung zum Handeln: "Gerade jetzt im Winter mit den frostigen Temperaturen kann man sich besonders gut vorstellen, was es heißt, keine Wohnung zu haben", betont der Fuldaer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch. "Für rund 3.000 Menschen in Hessen, die quasi auf der Straße leben, gibt es eben nicht diese Möglichkeit, abends nach Hause zu kommen, die Heizung hochzudrehen, es sich ganz nach Wunsch gemütlich zu machen und etwa auf dem Sofa einen heißen Tee zu trinken. Für die 3.000 Wohnungslosen ist es täglich ein neuer Kampf, auf der Straße einen geschützten Platz zu finden. Für gemäß der aktuellen Statistik weitere rund 23.000 Personen in unserem Bundesland gab es zumindest die Möglichkeit, in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe oder bei Freunden und Verwandten unterschlüpfen zu können – wir sprechen also in Hessen von zurzeit 26.000 von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen, bundesweit sind es rund eine halbe Million."

Im Vergleich zu 2022: Zahlen massiv gestiegen

Gegenüber dem Jahr 2022 sind die bundesweiten Zahlen der erfassten Personen übrigens massiv gestiegen, insbesondere bei den wohnungslosen Menschen in einer Unterbringung (plus 261.366). Ebenfalls gestiegen, wenn auch weniger drastisch, ist die Anzahl der Menschen in verdeckter Wohnungslosigkeit (plus 3.804) und von wohnungslosen Menschen ohne Unterkunft (plus 3.831). Dieser exorbitante Anstieg bei den untergebrachten wohnungslosen Personen relativiert sich in gewisser Weise, denn er ist dem Wohnungslosenbericht zufolge insbesondere auf zwei Umstände zurückzuführen: Zum einen handelt es sich bei der Statistik um eine neue Erhebung, die im ersten Durchgang zu Untererfassungen geführt hat, welche nun nach und nach erst ausgeglichen werden. Zum anderen erfasst die Statistik untergebrachter wohnungsloser Menschen gemäß gesetzlicher Definition von Wohnungslosigkeit auch in Unterkünften für Geflüchtete untergebrachte Personen. So sind 136.900 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer neu in dieser Statistik enthalten, die 2022 noch nicht erfasst waren. Zwar gibt es auch bei den anderen Wohnungslosengruppen Erklärungsansätze für leichte Untererfassungen, aber der Bericht konstatiert letztendlich doch einen leichten Anstieg: "Insgesamt ist jedoch davon auszugehen, dass die Zahl der wohnungslosen Menschen trotz aller Anstrengungen, Wohnungslosigkeit zu überwinden, gestiegen ist".

So führen nach wie vor zu viele Menschen in Hessen und Deutschland einen täglich andauernden "Lebenskampf" auf der Straße: Denn viele der betroffenen Männer und Frauen haben gesundheitliche Probleme, erfahren immer wieder Gewalt durch andere Menschen und leben weitgehend von der Hand in den Mund. Mit dem Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit vom April 2024 ist es jedoch erklärtes Ziel in Deutschland, die Wohnungslosigkeit in den kommenden Jahren zu beseitigen. "Von dem Ziel sind wir aber leider noch weit entfernt", betont Caritas-Sozialreferentin Nadine Schupp. "Für die Caritas sind die aktuellen Zahlen aus dem Bericht daher ein Ansporn, mit den Caritas-Einrichtungen Franziskus-Haus in Hanau und Haus Jakobsbrunnen in Fulda konstruktiv weiter an der Lösung der Problematik mitzuwirken und den wohnungslosen Menschen, die bei der Caritas um Hilfe ersuchen, beratend und unterstützend zur Seite zu stehen!"

"In der Region Fulda sind wir Bauherr zahlreicher Wohneinheiten"

Als sozialpolitische Forderungen im Bereich der Wohnungslosenhilfe dringt die Caritas im Bistum Fulda auf mehr bezahlbaren Wohnraum, besseren Zugang zu Wohnraum für die Betroffenen sowie den Abbau von Diskriminierung und struktureller Barrieren auf dem Wohnungsmarkt gegen die Betroffenen. "Die Caritas leistet dabei auch ihren Beitrag über die Beratung und Betreuung der wohnungslosen Menschen hinaus", erläutert Caritasdirektor Juch.

"In der Region Fulda sind wir Bauherr zahlreicher Wohneinheiten, die als Sozialwohnungen angeboten werden. Darüber hinaus kooperieren wir mit den zuständigen Behörden der Region, um Problemlösungen zu finden und bestehende Bedarfe an solchem Wohnraum befrieden zu können. Unsere Wohnungslosen-Einrichtungen bieten dementsprechend Wiederein­glie­der­ungs­­programme und begleitetes Wohnen für die Klientel an. In der Liga der Freien Wohl­fahrtspflege Hessen hat die Caritas aus Fulda den Arbeitsschwerpunkt 'Wohnen' übernommen und bemüht sich verstärkt in diesem Bereich um Lösungsansätze, damit der Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit bis 2030 gemeinschaftlich zum Ziel geführt werden kann!" (mmb/pm) +++

Fuldaer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch.
Archivbild: O|N / Carina Jirsch
Im Dezember 2022 feierten Caritas (als Bauherr) und Stadt Fulda gemeinsam in Maberzell den Spatenstich für drei Wohnhäuser mit sozial geförderten Wohnungen. Inzwischen sind die Häuser bezogen. 
Archivbild: C. Scharf/Caritas FD