Gemäßigter Schlagabtausch
Albert-Schweitzer-Schule lud Bundestagskandidaten zur Diskussion

Fotos: Traudi Schlitt
11.02.2025 / ALSFELD - Die Vorbereitungszeit war knapp, doch der Schulleitung und der Fachschaft PoWi der Albert-Schweitzer-Schule war es dennoch gelungen, aus fast allen maßgeblichen Parteien Direktkandidaten zur Podiumsdiskussion einzuladen. Diese folgten der Aufforderung offenbar gerne – nicht zuletzt, da mit den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe viele Erstwähler unter den Gästen waren.
Und diese sparten nicht mit Fragen, die sie im Verlauf der zweistündigen Veranstaltung stellten – Antworten hatten Dietmar Schnell (Die Linke, in Vertretung von Desiree Becker), Michael Zörb (Bündnis 90/Grüne), Felix Döring (SPD), Alexander Keller (FDP, in Vertretung von Dennis Pucher), Frederik Bouffier (CDU) und Robin Jünger (AfD) zuhauf im Gepäck.
Umwelt- und Wirtschaftspolitik zunächst im Fokus
Zunächst ging es um Umwelt- und Wirtschaftspolitik. Hier lautete die Frage, wie sich Klimaschutz und Wirtschaftspolitik vereinbaren lassen: Während CDU und FDP dem Handel mit CO2-Zertikaten eine große Rolle beimessen, stünden die Grünen für Klimagerechtigkeit durch Transformation. Deutschland habe die Umstellung auf E-Mobilität bisher verschlafen, so Michael Zörb. Dietmar Schnell ergänzte, dass der Zertifikatehandel nur den Großkonzernen zugutekomme und mitunter auch ein "ziemlicher Schwindel" sei. Die AfD wolle die Förderung von Ausgleichsflächen vorantreiben, sagte Robin Jünger, der für die Unternehmen mit einem Konzept aus Fördern und Fordern Anreize schaffen möchte. Blanke Lüge unterstellte ihm Felix Döring, die AfD habe keinerlei Interesse an Umwelt- und Klimaschutz. Der SPD sei wichtig, dass Klimaschutz nicht die Lebenskosten der Menschen verteuere. Daher müssten beispielsweise energieintensive Industrien stärker in Klimaschutz investieren.Welche Rolle hat Deutschland in Europa und der Welt?
Um die Rolle Deutschlands in Europa und der Welt angesichts globaler Krisen wie Kriegen und Handelskonflikten ging es im nächsten Themenblock. Europa warte auf eine Führungsrolle Deutschlands als stärkste Volkswirtschaft in Europa, so Bouffier. Deutschland habe durch die Ampel-Regierung Ansehen eingebüßt, fand Robin Jünger; es müsse wieder ein verlässlicher Partner auf Augenhöhe werden. Die SPD betonte die Bedeutung von Unabhängigkeiten – sowohl von den USA unter Donald Trump als auch von Russland. Dass das beispielsweise im Energiesektor möglich sei, zeige der Anteil der erneuerbaren Energien, der in Deutschland bei sechzig Prozent liege. Mit Blick auf die EU-Skepsis der AfD sprach Döring sich eindeutig für "mehr statt für weniger Europa" aus. Auch die FDP sieht Deutschland an der Seite seiner Partner. Keller betonte die Bedeutung einer starken Bundeswehr als Parlaments- und Verteidigungsarmee. Für die Grünen sei "Europe united" die Antwort auf "America First", so Zörb.Genauso diskutierfreudig zeigten sich die Anwesenden beim letzten Themenkomplex, dem erklärten Reizthema des diesjährigen Wahlkampfes. Wenige Tage lagen die vieldiskutierten Abstimmungen der CDU mit der AfD zurück, sodass hier am engagiertesten debattiert wurde. Die Moderatoren fragten die Politiker nach "Remigration", Zurückweisungen an der deutschen Grenze und sichere Drittstaaten. Robin Jünger sprach vom "Mythos Remigration", der seine Bedrohung lediglich dadurch entfalte, dass andere ihn so interpretierten. Die Idee vom "sicheren Drittstaat" befinde sich schon im Grundgesetz – eine Aussage, die er später vehement verteidigen musste.
Die SPD mahnte eine sensible Sprache im Umgang mit geflüchteten Menschen an und sprach von einem "Tabubruch für nichts und wieder nichts": Die FDP wolle sich in "wichtigen Fragen nicht davon abhängig machen, ob die AfD zustimmt oder nicht", sagte Alexander Keller. Die Linke sagte, keine der in Frage stehenden Maßnahmen hätte die schrecklichen Taten, die als Anlass für die Abstimmungen genommen wurden, verhindert. Mit einem wortbrüchigen Partner wie Friedrich Merz sei für keine Partei eine verlässliche Regierungsarbeit möglich.