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Mietvertrag läuft nach zehn Jahren aus

GU Michaelshof schließt - Was wird aus dem Lebensmittel-Ausbildungsverbund?

Die Gemeinschaftsunterkunft Michaelshof in Hilders-Unterbernhards soll Ende April geschlossen werden Die Gemeinschaftsunterkunft Michaelshof in Hilders-Unterbernhards soll Ende April geschlossen werden
Fotos: Mia Schmitt

11.02.2025 / HILDERS (RHÖN) - Der Michaelshof in Unterbernhards bei Hilders war über 50 Jahre lang über die Region hinaus als katholische Familienbildungsstätte bekannt. Doch für das Bistum rechnete sich die Anlage irgendwann nicht mehr und so wurde die Immobilie an das DRK Fulda verkauft, das es wiederum dem Landkreis Fulda vermietete. Der Kreis nutzte die Liegenschaft ab 2015 als Gemeinschaftsunterkunft, 140 Flüchtlinge kamen dort unter. Heute sind noch 73 Migranten dort untergebracht. Jetzt soll damit aber auch Schluss sein.



"Der Mietvertrag zwischen dem Eigentümer, dem DRK Fulda bzw. der Michaelshof GmbH, und dem Landkreis Fulda läuft nach zehn Jahren zum 30.04.2025 aus. Wegen vorhandener Kapazitäten sieht der Landkreis Fulda keine Notwendigkeit, für diese Gemeinschaftsunterkunft (GU) den Mietvertrag zu verlängern. Auch ist der GU-Standort aufgrund der vorhandenen Infrastrukturen im Vergleich zu anderen Gemeinschaftsunterkünften benachteiligt und benötigt ein zusätzliches Fahrangebot. Die Betreuung ist damit im Vergleich zu anderen GU-Standorten kostenintensiver", erklärt uns der Landkreis Fulda auf unsere Anfrage.

"Wir wollen hier bleiben, hier ist unser Zuhause!"

Rund zehn Mitarbeiter von Grümel sorgen derzeit noch für die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft auf dem Michaelshof, bis auf die Leiterin Birgit Spiegel alle in Teilzeit. Die Grümel gGmbH ist für die Infrastruktur und Gebäudetechnik zuständig. Sie gewährleistet unter anderem, dass Küchen und Sanitärbereiche der GU gepflegt sind und regelmäßig gewartet werden. Und offenbar fühlen sich die verbliebenen Migranten auf dem Michaelshof richtig zuhause. "Wir wollen hier zusammen wohnen bleiben, hier ist es schön", sagen die Bewohner. Alle hätten sich inzwischen häuslich eingerichtet, viele hätten Arbeit, man koche gemeinsam und helfe sich gegenseitig. Es gibt eigene Deutschkurse, es gibt einen Laden, in dem gespendete Sachen für wenig Geld verkauft würden, es gibt einen Sportplatz und einen Fitnessraum. Birgit Spiegel zeigt uns, wie sauber hier alles ist und sagt im Brustton der Überzeugung: "Hier ist alles propper, wir sind die beste Einrichtung im gesamten Landkreis!" Sie ärgert sich, dass alle Mitarbeiter inzwischen die Freistellung von Grümel bekommen hätten und auch die ehrenamtlichen Helfer seien bestürzt über die bevorstehende Schließung.

Hier werden täglich tausend Essen für Schulen, Kindergärten und Senioren gekocht

Auf dem weitläufigen Gelände des Michaelshofs ist aber noch eine weitere Institution zuhause: der Ausbildungsverbund Rhöner Lebensmittel e.V. produziert dort in der Profi- und Lehrküche wochentäglich immerhin bis zu tausend Essen für Kindergärten, Schulen und Senioren im gesamten Landkreis und liefert sogar bis nach Frankenheim in Thüringen und Unterfranken. Die Küche legt Wert auf frische Zutaten aus der Region und da, wo es möglich ist, werden Rohstoffe in Bioqualität eingesetzt (zu 100 Prozent bei Kartoffeln, Eiern, Milch für Pudding) sowie Hackfleisch vom Biohof Henkel. Das Küchenteam arbeitet mit einem hohen persönlichen Engagement und das nicht gewinnorientiert, sondern kostendeckend.

Diese Bemühungen machen das Essen bei den Abnehmern beliebt und das Essen kann so preisgünstig an die Kunden abgegeben werden. Die Küchenleiterin des Vereins, Sandra Limpert beschäftigt derzeit 22 Mitarbeiter, darunter auch Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft und bildet mit ihrem Team angehende Köche und Köchinnen aus. Der Ausbildungsverbund wurde vor 22 Jahren von Dieter Lomb, Günter Stehling und Ludwig Leist in Hilders mit dem Ziel gegründet, junge Menschen für Lebensmittelberufe zu gewinnen und ihnen vor Ort eine qualifizierte Ausbildung zu bieten. Vereinsvorstand Günter Stehling und sein Stellvertreter Dr. Herbert Büttner sind stolz auf die Superleistung des Vereins, der schon mehrere Preise bekommen hat, und loben dessen vorbildliches Engagement. Sie hoffen, dass es für den Michaelshof bald eine konstruktive und zukunftstaugliche Lösung geben wird, die den rundum positiven Entwicklungen Rechnung trägt. Jedenfalls hätten schon intensive Gespräche zwischen DRK, dem Landkreis und dem Ausbildungsverbund stattgefunden. (Carla Ihle-Becker)+++