"Partielle Lösungen finden"
Naturschützer an der Gude: "Biber sind wichtige Lebensraumgestalter"
Fotos: privat
24.01.2025 / ALHEIM - "Biber sind keine kleinen gefräßigen Nager". Das sagen die Naturschutzvertreter Jörg Althoff, Dieter Gothe und Gerhard Hof. In einer Pressemitteilung nehmen sie Bezug auf die Situation entlang des Bachlaufs der Gude zwischen den Alheimer Ortsteilen Hergershausen und Erdpenhausen im nördlichen Landkreis Hersfeld-Rotenburg.
Sie reagieren auf eine Beschwerde der örtlichen Landwirte, welche laut einem Artikel der HNA ihre Felder zwischen diesen beiden Orten nicht mehr richtig bewirtschaften könnten. Grund sei, dass die Böden durch die Biberdämme entlang der Gude zu nass und teilweise überschwemmt seien.
"Viel Wasser von den umliegenden Hanglagen"
Die drei Mitglieder des Naturschutzbeirates beurteilen die angeblichen Schäden durch den Biber entgegen den Alheimer Landwirten wie folgt: "Von den dauerhaften und großflächigen Überschwemmungen entlang des Bachlaufes der Gude war bereits nach wenigen Tagen nicht mehr viel zu sehen. Die Überschwemmungen im Bereich des Bachlaufes waren kleinflächig, nicht von langer Dauer und nicht durch die Biberdämme bedingt, sondern waren das Folgeereignis der zuvor langanhaltenden und intensiven Niederschläge. Zudem handelt es sich um den Auenbereich eines Gewässers und beim Gudegrund um ein Kerbtal, dem aufgrund der umliegenden Hanglagen schnell viel Wasser zugeführt wird."Die Befürchtung des CDU-Gemeindevertreters und Kreisausschussmitgliedes, dass "unsere Flächen gehen Stück für Stück durch die Wiederansiedlung des Bibers verloren" könne von Althoff, Gothe und Hof nicht geteilt werden. Während Kreisbauernverband und CDU-Vertreter beim Biber um jeden Quadratmeter kämpfen würden, hätten sie mit der dauerhaften Vernichtung von Millionen Quadratmeter wertvollen fruchtbaren landwirtschaftlichen Flächen für die Ansiedlung von Logistikbetrieben im Landkreis sowie dem Bau der Umgehungsstraße Lispenhausen keine Probleme.
Bei den Bibern handele es sich nicht um gefräßige kleine Nager, sondern um Ökosystemingenieure, die zu einer Erhöhung der Lebensraum- und Artenvielfalt und damit der Biodiversität führen. Die von ihnen gestalteten Strukturen und Lebensraumtypen bieten laut den Naturschützern vor allem auch seltenen und gefährdeten Arten Brut- und Nahrungsstätten. Der Biber halte das Wasser in der Landschaft zurück und puffert so die Auswirkungen des Klimawandels ab. Dies gilt sowohl für die Auswirkungen von Dürrephasen als auch von Extrem Niederschlagsereignissen.
Der Biber trage maßgeblich zur Renaturierung der hessischen Fließgewässer bei, und zwar in einem Umfang und Maße, wie es für uns Menschen konstruktionstechnisch kaum möglich und nur unter hohem finanziellem Aufwand umsetzbar wäre. "Die Erhaltung der Schöpfung dürfte auch den Alheimer Landwirten und CDU-Vertretern am Herzen liegen. Hier sollten in Absprache mit der Oberen und Unteren Naturschutzbehörde sowie dem Forstamt Rotenburg partielle Lösungen zu finden sein", sind sich die Naturschutzvertreter sicher. (pm/hhb) +++