Im Arbeits- und Sozialgericht
Malender Unfallchirurg, ewiger Student der Kunst: Ziegler-Jubiläumsausstellung
Fotos: Marius Auth
21.01.2025 / FULDA -
Wie beeinflusst das Leben die Kunst, wie die Kunst das Leben? Maler Dr. Karl-Berthold Ziegler war früher Unfallchirurg, Körperbilder dominierten sein Werk. Im Ruhestand eröffnet die abstrakte Malerei dem 82-Jährigen ganz neue Freiheiten. Von denen sollen auch die Besucher des Arbeits- und Sozialgerichts Fulda profitieren: Noch bis zum 30. Juni finden sich in den dortigen Gängen 40 Werke Zieglers, die unter dem Motto "Farbe explosiv" versammelt sind.
Vor 25 Jahren wurde der Verein "Kunst & Justiz" in Fulda gegründet, mit pragmatischer Motivation: "Wir wollten die weißen Wände der Gerichtsräume beleben, außerdem mit Kunst die Hemmschwellen zur Gerichtsbarkeit für den Bürger senken. Das Arbeitsgericht Marburg hatte zur damaligen Zeit schon jahrzehntelange Erfahrung damit, wir jungen Richter haben uns dort Anregungen geholt", erklärt Richter Wolfram Dylla, der zusammen mit Christine Schwarz, der Direktorin des Arbeitsgerichts, Gründungsmitglied von "Kunst & Justiz" ist. Zieglers Werke eröffneten vor 25 Jahren die Ausstellungsreihe im Arbeits- und Sozialgericht Fulda, das über die Jahre vom Centhof beim Bahnhof in Fulda an den Heinrich-von-Bibra-Platz und dann an den Hopfengarten zog.
Immer dabei: die Kunst
Noch bis zum 30. Juni hängen deshalb in den Gerichtsgängen 40 hauptsächlich abstrakte Werke Zieglers, die wie Farbexplosionen wirken. Vergangen die Zeiten, in denen aufgeschnittene Körper das Werk des damaligen Unfallchirurgen dominierten. "Du hattest das Skalpell beim Malen dabei - der Beruf färbt eben ab", scherzt Schwarz in ihrer Laudatio. Ziegler verwehrt sich nicht gegen die biographistische Interpretation, im Gegenteil: "Ein Schelm, der meint, dass meine kubistische Phase damals nichts mit meinem Berufsalltag zu tun gehabt habe." Im Ruhestand zwischen 2000 und 2010 dominieren dann plötzlich Straßenbilder und Landschaften aus Italien. Trotzdem wurden die Schaffensphasen nicht durch die jeweiligen Lebensumstände definiert, betont der Künstler:
Medizin für Broterwerb, Malerei für den Rest
"Es war die Beschäftigung mit Stilrichtungen wie Fauvismus, Expressionismus und Surrealismus, die mein Schaffen jeweils bestimmt hat. In den Fünziger- und Sechzigerjahren gab es im Stadtschloss Fulda faszinierende Kunstausstellungen, Werke berühmter Künstler wie Max Ernst und Edgar Ende konnten dort aus nächster Nähe bestaunt werden. Das hat mich schon als Schüler, damals auf dem Domgymnasium, sehr beeindruckt." Trotzdem soll es nach dem Abitur die Medizin sein für den Broterwerb. 1977 wird Ziegler Facharzt für Chirurgie, nur wenige Jahre später folgt die erste Ausstellung. In der autodidaktischen Phase entstehen Zeichnungen und Aquarelle im Zeichenblockformat, später Körper und Gesichter, kubistisch zergliedert. Mehr als 60 Jahre fesseln unterschiedliche Techniken und Stilrichtungen den Fuldaer inzwischen, langweilig wird es nie.