Angeklagter: "Ich möchte mich entschuldigen"

Alpträume und Panik-Schübe: Möbelhaus-Chef (60) leidet nach Überfall

Daniel O. (26) soll am 28. Mai vergangenen Jahres den Chef von Möbelpiraten in Bad Hersfeld überfallen haben.
Fotos: Moritz Bindewald

20.01.2025 / FULDA - "Er ist mit einem Messer in der Hand auf mich zugesprungen, ich habe ihm noch reflexartig meine Aktentasche entgegen geschmissen", berichtet der Geschäftsführer (60) des Möbelhauses "Möbelpiraten" am Montag zum zweiten Prozesstag im Landgericht Fulda. Nach den schrecklichen Ereignissen im Vorjahr erwarte er selbst heute zu Hause hinter jeder Ecke einen Angriff. Alpträume plagen seinen Schlaf.



Am 28. Mai vergangenen Jahres wurde der Geschäftsführer des Möbelhauses "Möbelpiraten" in Bad Hersfeld (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) in seinem eigenen Büro grausam überfallen, mit einem Messer bedroht und schließlich geknebelt an seinen Bürostuhl gefesselt. Am Dienstag erhob die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht Fulda Anklage gegen Daniel O. (26). Mehr dazu hier.

Eigentlich war für den zweiten Prozesstag die Einlassung des Angeklagten erwartet worden. Aufgrund neuer Ermittlungsunterlagen ist diese jetzt für einen nächsten Verhandlungstag angesetzt. Dafür hörte das Gericht am Montag die Mitarbeiter des Möbelhauses als Zeugen, auch der Geschäftsführer schilderte den entsetzenden Dienstbeginn.

"Als ich das Messer sah, habe ich mich nicht weiter gewährt"

"Ich bin wie immer morgens um halb zehn in die Firma gekommen", erinnert er sich. Als er sein Büro betrat, passierte alles Schlag auf Schlag. "Ich habe gesehen, dass der Tresor in die Mitte des Raums geschoben worden war. Dahinter kauerte ein maskierter Mann", berichtet er. Als dieser ihn gesehen habe, sei er aufgesprungen und habe ihm ein langes Küchenmesser entgegengestreckt. In einer ersten Reaktion hatte der Geschäftsführer ihm seine Aktentasche entgegengeworfen. "Als ich das Messer sah, habe ich mich nicht weiter gewehrt".

Der Maskierte habe ihn dann den Tresor öffnen lassen. Hiernach habe er ihn mit Kabelbindern und einem langen Seil an den Stuhl gefesselt, ihm ein zerrissenes Shirt in den Mund gestopft, es mit Tesa fixiert und ihm ein weiteres T-Shirt über den Kopf gezogen, dass er nichts mehr sah. "Ich habe gehört, wie er den Tresor geöffnet und geleert hat. Dann habe ich nur noch gehört, wie die Tür aufging und sich wieder schloss".

"Ich möchte mich vor dem Zeugen entschuldigen"

Ehe der Geschäftsführer aufstehen und die Verhandlung verlassen kann, meldet sich der Verteidiger zu Wort. Sein Mandant bestreite die Tat nicht, und wolle einige Worte an das Opfer richten. "Ich möchte mich vor dem Zeugen entschuldigen. Es war nicht meine Absicht, Sie körperlich oder psychisch zu verletzen", lässt der Angeklagte verlauten.

Nach dem 60-Jährigen war seine Angestellte (58) vorgeladen worden. "Ich hörte die Türe vom Chefbüro knallen", erinnert sie sich. Vor Gericht sich an das Erlebte zu erinnern, bereitet ihr sichtlich Ungemach. "Ich habe Alpträume, bin zittrig, habe Angst vor dunklen Räumen". Als sie den Raum betreten habe, sei sie wie versteinert stehen geblieben. "Dann lief alles wie im Traum, quasi automatisch. Ich habe ihn befreit, ein Kollege hat die Polizei gerufen. Wir haben uns eingeschlossen".

Zwischen dem Moment, als der Geschäftsführer sein Büro betrat und dem Eintreffen der Polizei, sind keine 20 Minuten vergangen.

Am Freitag um 09:00 Uhr wird die Verhandlung fortgesetzt. Dann wird auch der Angeklagte aussagen - wie der Verteidiger zusichert. (Moritz Bindewald) +++

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