Fragmente vermutlich rund 1.500 Jahre alt
In einer Ikea-Tasche: Knochen aus Grabung von 1965 übergeben
Foto: Stadt Fulda
20.01.2025 / FULDA -
Zwar ist es keine archäologische Sensation und erst recht kein rätselhafter Kriminalfall, aber die Begleitumstände sind in der Tat ungewöhnlich: In der Fuldaer Stadt- und Kreisarchäologie ist vor Kurzem eine Ikea-Tasche mit Fundstücken aus einer Grabung in Niedersachsen aus dem Jahr 1965 abgegeben worden. Die Knochenfragmente sind die sterblichen Überreste eines Menschen, der offenbar vor rund 1500 Jahren lebte.
Ein Teilnehmer der Grabung, der dort als freiwilliger Helfer gearbeitet hatte und den es später als Mediziner beruflich in den Raum Fulda verschlug, durfte die Skelettteile wohl als "Dankeschön" behalten – ein zu dieser Zeit nicht unüblicher Vorgang: Die Archäologen hatten ihr Augenmerk bei der damaligen Grabung, bei der im März 1965 ein großes Gräberfeld im Kreis Göttingen freigelegt wurde, augenscheinlich mehr auf die Grabbeigaben und weniger auf die Knochenfunde gelegt.
Zum Jahreswechsel in einer Ikea-Tasche überreicht
Der ursprüngliche Besitzer gab die Knochen viele Jahre später an einen Bekannten weiter, der wiederum Mitglied des Archäologischen Arbeitskreises Fulda ist und der die Fundstücke, die noch in zeitgenössisches Zeitungspapier aus den 1950er und 1960er Jahren eingewickelt waren und denen zum Teil auch noch viel Erde aus der Grabung anhaftete, nun zum Jahreswechsel in einer großen blauen Ikea-Tasche an die Fuldaer Stadt- und Kreisarchäologin Milena Wingenfeld überreichte.
Fund in Richtung Kreisarchäologie Göttingen unterwegs
Die Stadt- und Kreisarchäologie ist an das Fuldaer Vonderau-Museum angegliedert. Dort wird man den kuriosen Fund allerdings nicht behalten, sondern er ist bereits – nach Knochenregionen von Kopf und Kiefer über Hüfte bis hin zu kleinsten Splittern vorsortiert und ordentlich verpackt – unterwegs zur Kreisarchäologie Göttingen. Dort freut man sich schon auf die Lieferung aus Fulda, schließlich wurden die Funde aus der großen Grabung vor 60 Jahren zum Teil in alle Winde zerstreut. Auch wenn trotz in-zwischen modernerer Untersuchungsmethoden keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dem Fund von 1965 zu erwarten sind, so kann er doch das Bild abrunden, das sich die Archäologen von den Bestattungsriten und Lebensumständen der Menschen in der Germanenzeit machen. (js/pm)+++