Attentäter, Flüchtlinge und Sicherheit

Terrorismus-Experte Peter Neumann warnt: "Die Anschläge kommen näher"

Terror-Experte Peter Neumann
Fotos: Moritz Pappert

21.01.2025 / BAD SODEN-SALMÜNSTER - Er ist einer der gefragtesten Terror-Experten der Nation: Peter Neumann. Am Montag war er zu Gast in Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig-Kreis). Dort sprach er mit dem Bundestagskandidaten Johannes Wiegelmann (CDU) über innere und äußere Sicherheit.


Peter Neumann ist in Würzburg aufgewachsen und lebt mittlerweile seit 20 Jahren in England. Dort ist er Professor für Security Studies am King’s College London. Der Besuch von Neumann könnte passender nicht sein: Trump ist seit wenigen Stunden im Amt, die Bundestagswahl steht bevor und drei Hamas-Geiseln wurden vor einigen Tagen freigelassen.

Das Thema des Abends war: "Zeitenwende innere Sicherheit". Dieselbe Präsentation hat Neumann, der auch CDU-Politiker wie Herbert Reul und Friedrich Merz schon beraten hat, vor zwei Wochen bei der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im Kloster Seeon (Bayern) abgehalten.

Der Terror-Experte macht klar: "Die Bedrohung durch den Islamismus wird stärker." Er betont aber auch, dass er beweisen wolle, dass man dieses heikle Thema ansprechen kann, ohne direkt in Ressentiments zu verfallen, aber dennoch die Probleme klar benennen kann. Diese Probleme hat Neumann in seinem kürzlich erschienenen Buch "Die Rückkehr des Terrors" benannt. Dazu sagt er humorvoll: "Das müssen Sie nicht kaufen, ich erzähle es Ihnen ja jetzt."

Fast alle zwei Wochen ein vereitelter Anschlag

Die Anschläge in den letzten Jahren sind uns alle bekannt, Paris, Stockholm, Nizza und Berlin. Der Terror-Experte sagt deutlich: "Am 7. Oktober 2023 kam der IS wieder zurück. Fast alle zwei Wochen gibt es einen vereitelten Anschlag." Auch hier in Hessen ist das der Fall, zuletzt im Dezember. "Die Anschläge kommen näher", sagt Neumann. Die meisten Attentäter seien mittlerweile sehr jung und radikalisieren sich im Internet.

Besonders die Aktivität des Dschihadismus habe sich seit dem 7. Oktober vervierfacht. "Am Ende profitieren davon die extremen Rechten. Deshalb muss es das Thema der Demokraten sein, dieses Thema zu bearbeiten." Das große Problem ist laut Neumann das System. "Wir brauchen uns nicht wundern, dass es in diesem System erhöhte Auffälligkeiten gibt." Als Beispiel nennt er das Problem von Asylunterkünften. Dort seien oft "frustrierte junge Männern mit hohen Erwartungen, die nichts zu tun haben und jahrelang in ihren Unterkünften sind."

Neumann fordert: "Zeitenwende der inneren Sicherheit"

Klar sei aber auch, dass die meisten der Asylbewerber und Flüchtlinge nicht zu Terroristen werden. Das sehe man auch an Staaten, die weniger Flüchtlinge aufgenommen haben und größere Probleme haben, wie zum Beispiel Frankreich. Innerhalb dieser Personengruppen gebe es aber dennoch ein "erhöhtes Risiko."

Er macht deshalb deutlich: "Wir brauchen eine Zeitenwende der inneren Sicherheit." Er meint damit eine Innenpolitik, die vernetzt ist, mit Asyl- und Migrationspolitik. Außerdem brauche es eine neue Sicherheitskultur mit mehr Kompetenzen und besseren Technologien. "Wenn wir dieses Problem nicht in den Griff bekommen, fliegt uns das politische System um die Ohren", mahnt Neumann abschließend. (Moritz Pappert) +++


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