IHK-Jahresempfang in der Orangerie
Vom Rezessions-Hammer, US-Zöllen, Zuversicht und Miesepetern
Fotos: Carina Jirsch
18.01.2025 / FULDA -
"Meine Damen und Herren, wir haben viel vor und vor uns liegen große Herausforderungen. Doch in einem können Sie sich sicher sein: auf unsere IHK Fulda werden Sie auch in diesem Jahr zählen können!", konstatierte Dr. Christian Gebhardt, Präsident der IHK-Fulda, beim gut besuchten Jahresempfang in der Orangerie (Hotel Maritim).
"Nur eine starke Wirtschaft liefert der Politik den finanziellen Gestaltungsraum"
Politiker wiederum müssten begreifen: "Nur eine starke Wirtschaft liefert der Politik den finanziellen Gestaltungsraum für notwendige politische Maßnahmen, sei es Bildungs-, Sozial-, Innen-, Klima- oder Außen- und Sicherheitspolitik". Deutschland habe in den vergangenen Jahren massiv an Wettbewerbsfähigkeit verloren. "Im World Competitiveness Ranking ist Deutschland in gerade einmal zehn Jahren vom 6. auf den 24. Platz zurückgefallen". Auf allgemeine Zustimmung trifft sein Kommentar: "Wir haben kein Einnahmeproblem, wir haben ein Ausgabeproblem", bezugnehmend auf die politische Diskussion im Land. US-Zölle bereiten den heimischen Unternehmen Kopfzerbrechen
Sorge bereite ihm auch die nächste US-Regierung: "Fulda hat historisch bedingt enge Beziehungen zu den USA, in der regionalen Wirtschaft betrifft das vor allem die größeren Industriebetriebe und damit aber auch die zahlreichen, regionalen Zulieferer- und Partnerbetriebe. Es ist zu befürchten, dass die von Trump angekündigten Importzölle und ein möglicher Handelskonflikt mit China die ohnehin schwierige Lage in Deutschland und in unserem Landkreis weiter verstärkt".Jetzt gelte es umso mehr, "dass Deutschland seine Hausaufgaben macht. Der Nukleus der deutschen Wirtschaft, die vielen mittelständischen und oftmals inhabergeführten Unternehmen, ist noch immer da und größtenteils intakt. Wenn man ihnen die Fesseln einer fehlgeleiteten, Wirtschaftspolitik, insbesondere die lähmenden bürokratischen, vom Kontrollwahn getriebenen Dokumentationspflichten, nimmt, dann werden sie bald wieder zu neuen Höhenflügen ansetzen".
Einen Rückblick in das vergangene Jahr wagte Fuldas Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld. Sein Fokus: Zuversicht. "Ich glaube, wir haben in vielerlei Hinsicht Grund zur Dankbarkeit. Wenige hundert Meter entfernt durften wir das enorm erfolgreiche Bonifatius-Musical erleben. Eine Geschichte, die tief in unserer Tradition steht und uns lehren kann, mit Zuversicht den Herausforderungen zu begegnen".
Auch in Fulda: Rezessions-Hammer hat zugeschlagen
Doch: Auch in Fulda habe der Rezessions-Hammer zugeschlagen. "Wir mussten uns ganz konkret bewusst werden, was eine schlechte Wirtschaftslage bedeutet", konstatierte der Stadt-Chef. Die Schließung der Gummi (Goodyear), der Weggang des Traditionsbetriebs Mehler seien da nur einige Aushängeschilder. "Fast 1.000 Angestellte müssen sich allein bei diesen zwei Fällen umorientieren". Viele weitere Unternehmen sind in Kurzarbeit. Dann pflichtete Wingenfeld dem IHK-Präsidenten bei: "Die hohe Lebensqualität in unserer Region ist davon abhängig, dass wir eine heimische Wirtschaft haben, die diesen Wohlstand ermöglicht". Mit Blick auf die kommende Wahl hege er den Wunsch, dass "eine kommende Regierung nicht in erster Linie diskutiert, wie umverteilt werden kann, sondern wie wir unsere Wirtschaft stärken". Der Saal vibriert, Applaus übertönt den Oberbürgermeister. Er setzt nach: "Denn das ist nicht verträglich für unsere, ich betone es - soziale - Marktwirtschaft".
Von der Pflicht zur Zuversicht - "auf Deutsch: Jammern hilft nicht!"
Der Mann an der Spitze der Stadt weiß aber auch: "Unsere Wohlstands-Generation hat eine Pflicht zur Zuversicht - auf Deutsch: Jammern hilft nicht!" Erneut klatscht der Saal. "Die deutsche Wirtschaft hat noch nie funktioniert, wenn alle auf den Staat geschaut und gewartet haben, sondern lebt vom Engagement von Unternehmern und Bürgern. Wir haben eine starke Unternehmerschaft, eine starke Bürgerschaft - danke dafür!", spannt Wingenfeld den Bogen wieder zur Zuversicht."Meistens kommt es gar nicht so schlimm, wie Sie es erwarten"
Dann referierte Professor Dr. med. Volker Busch von der Universitätsklinik Regensburg zum Thema "Kopf hoch: Wie wir in herausfordernden Zeiten Mut und Zuversicht bewahren". Den Einstieg machte er mit einem provokanten Statement: 50 Prozent der Wirtschaftslage seien psychisch. Schwache Wirtschaft lasse sich manifestieren. "Machen Sie sich bewusst: Meistens kommt es gar nicht so schlimm, wie Sie es erwarten". Deutsche sind die #1 im Miesepetern
Untermauert wird seine Behauptung durch eine Studie, bei der sich die Forscher gefragt haben: Wie negativ blicken Menschen in welchen Ländern in die Zukunft? Dazu wurden die Headlines der führenden Medien in den verschiedenen Nationen ausgewertet - Deutschland belegte den ersten Platz. "Ich will nicht leugnen, dass wir tatsächlich vor schweren Herausforderungen stellen, aber wir haben gleichzeitig eine Art alles negativer zu sehen, als es ist".Verleihung Prädikate #lichtbewusstsein
Mit dem Prädikat #lichtbewusstsein zeichnet die IHK Fulda gemeinsam mit Stadt und Landkreis Fulda Unternehmen aus, die durch den bewussten Einsatz von Außenbeleuchtung den Schutz der Nacht berücksichtigen und damit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, Energieeinsparung und zu einem ästhetischen Ortsbild und Nachtlandschaft leisten. Mit den Verleihungen von heute haben sich insgesamt 28 Unternehmen für das Prädikat qualifiziert. Ausgezeichnet werden zwei Unternehmen:Steinacker aus Hünfeld
Meister Recycling aus Großenlüder
Verleihung Prädikate "Gesund arbeiten in FD"
Der Arbeitskreis "Gesundheit und Werte" wurde 2010 gegründet. Das Prädikat "gesund arbeiten in fd" haben Unternehmerinnen und Unternehmer aus diesem Arbeitskreis mit viel Engagement selbst entwickelt. In der neunten Prädikatisierungsrunde wurden 14 Unternehmen ausgezeichnet:Hahner Technik aus Petersberg
Jumo aus Fulda
Klinikum Fulda
Landkreis Fulda
Magistrat der Stadt Fulda
Mediana aus Fulda
MUP Bürohandel aus Fulda
Pappert aus Poppenhausen
Proemion aus Fulda
Pusteblume Therapiehaus aus Fulda
Simonmetall aus Tann
Tegut aus Fulda
UTH aus Fulda
Werner Schmid aus Fulda
(Für Sie vor Ort, OSTHESSEN|NEWS-Redakteur Moritz Bindewald) +++
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