Kurzarbeit nimmt zu

Trotz "bester Quote in Hessen": Immer mehr Arbeitslose in der Region

Beste Quote in Hessen, aber Herausforderungen! Matthias Dengler und Katharina Henkel stellen aktuelle Arbeitsmarkt-Zahlen vor.
Fotos: Moritz Pappert

18.01.2025 / FULDA - 11,9 Prozent mehr Arbeitslose im Jahr 2024, als in 2023 - das ist die Bilanz der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda. Am Freitag stellte Matthias Dengler, Vorsitzender der Geschäftsführung, die aktuellen Zahlen vor und gab einen Überblick, wie sich diese Entwicklungen auswirken.


Trotz des Anstiegs sagt Matthias Dengler: "Das ist die beste Quote in Hessen. Aber es war kein einfaches Jahr und es ist kein Grund, zu jubeln." In Hessen lag die Arbeitslosenquote 2024 bei 5,5 Prozent, für das Zuständigkeitsgebiet der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda bei 3,7 Prozent (4.719). Im Jahr 2023 waren es noch 3,3 Prozent (4.216). Diese Entwicklungen erwarte er auch für dieses Jahr. "Die Unsicherheiten, die wir haben, sind Gift für die Wirtschaft", macht der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit deutlich.

Hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt

Was auffällt ist, dass es eine hohe Dynamik auf dem Arbeitsmarkt gibt. Also viele Zugänge, aber auch viele Abgänge. Außerdem brisant: Die Langzeitarbeitslosigkeit steigt stark an. Von den durchschnittlich 4.719 Arbeitslosen im Jahr waren 1.376 Langzeitarbeitslose. Das sind 33,2 Prozent mehr, als im Vorjahr. Auch viele junge Menschen sind derzeit ohne Arbeit. Für Dengler ist bedenklich, dass zwei Drittel aller Arbeitslosen keine abgeschlossene Berufsausbildung haben. "Wir versuchen, mit Netzwerkpartnern die Jugendlichen in eine Ausbildung zu bringen", das ist laut Matthias Dengler eine von mehreren Maßnahmen, um diese Situation zu verbessern.

Offene Stellen gibt es vermehrt im Baugewerbe, besonders im Tiefbau. Im verarbeitenden Gewerbe, Einzelhandel, in der Verwaltung und Gesundheits- und Sozialwesen sind die Stellengesuche zurückgegangen. Allgemein nimmt der Stellenbestand ab. "Das liegt auch an den vielen Unsicherheiten und der Digitalisierung", sagt Dengler. Großes Thema in der Region ist auch die Kurzarbeit. 2024 haben 174 Betriebe für 4.628 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. 2023 waren es noch 107 Betriebe für 4.000 Mitarbeiter. Die betroffenen Branchen sind unter anderem Gebäudereinigung, Herstellung von Werkzeugmaschinen, Elektromotoren, Papier, Messinstrumente und Ingenieurbüros.

"Brauchen Zuwachs aus dem Ausland"

Auffällig bei den aktuellen Zahlen der Agentur für Arbeit ist auch, dass immer mehr ausländische Arbeitnehmer in Beschäftigung sind. Im Vergleich zu 2019 ist hier ein Anstieg von 57,7 Prozent zu beobachten. "Wir brauchen den Zuwachs aus dem Ausland", mahnt Matthias Dengler. Und er macht deutlich: "Eine Verdrängung von deutschen Arbeitnehmern durch ausländische Arbeitnehmer ist nicht zu beobachten. Im Gegenteil."

Für das Jahr 2025 rechnet der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda mit einem Zuwachs der Arbeitslosigkeit. Grund sei die wirtschaftliche Lage. Für ihn sind abschließend drei Säulen wichtig: "Der Einstieg ins Erwerbsleben, Weiterbildungen und Qualifikationen und die Zuwanderung von Arbeits- und Fachkräften." (Moritz Pappert) +++

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