Der Stadtpfarrer bei O|N

Impuls von Stefan Buß: Gedanken zum Fest der Bekehrung des Apostels Paulus

Der Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N/ Carina Jirsch

22.01.2025 / FULDA - "Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda!" Wir alle kennen den Spruch "Vom Saulus zum Paulus". Er ist zu einem Sinnbild für tiefgreifende Wandlungen geworden, für eine innere Umkehr und ein neues Leben. Am 25. Januar wird das Fest der Bekehrung des Apostels Paulus gefeiert und richten den Blick damit auf diese beeindruckende Verwandlung – eine Verwandlung, die uns auch heute inspiriert und herausfordert. Saulus war ein Mann mit klaren Überzeugungen. Als glühender Pharisäer setzte er alles daran, die junge christliche Gemeinschaft zu verfolgen.



Er sah in ihr eine Bedrohung für den Glauben an den einen Gott und für die Traditionen seines Volkes. Mit eiserner Entschlossenheit ging er gegen die Jünger Jesu vor. Doch mitten in seinem Eifer begegnete er Christus – nicht als strahlender Sieger, sondern als der leidende und auferstandene Herr. Auf dem Weg nach Damaskus, wo er weitere Christen gefangen nehmen wollte, wurde Saulus von einem hellen Licht umstrahlt und zu Boden geworfen. Die Worte Jesu durchbrachen seine Gewissheiten: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" (Apg 9,4). Diese Begegnung veränderte alles. Sie stellte das Leben von Saulus völlig auf den Kopf. Aus dem Verfolger wurde ein Bote der Botschaft, aus dem Verurteilenden ein Verkündiger der Gnade, aus dem stolzen Gesetzeshüter ein demütiger Diener Christi. Aber diese Wandlung war kein Blitzschlag, der alles sofort heil machte. Saulus, der nun Paulus genannt wurde, musste Zeit finden, um diese Erfahrung zu verstehen und in sein Leben zu integrieren. In den Jahren nach Damaskus wuchs er im Glauben, lernte die Botschaft Jesu tiefer kennen und begann, sie zu verkünden.

Was können wir aus dieser Geschichte lernen?

Zunächst wird deutlich, Gottes Gnade wirkt auch in den Schwächen des Menschen. Paulus schreibt später: "Meine Gnade genügt dir; denn meine Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung" (2 Kor 12,9). Niemand ist so weit von Gott entfernt, dass er oder sie nicht von seiner Gnade erreicht werden könnte. Saulus wurde in seiner tiefsten Verblendung von Gott gefunden und gerufen. Die Wandlung vom Saulus zum Paulus war nicht nur ein Augenblick, sondern ein lebenslanger Weg. Auch wir Menschen sind eingeladen, immer wieder innezuhalten, unsere Überzeugungen zu prüfen und uns von Gottes Liebe formen zu lassen.

Gott sieht mehr in uns, als wir selbst erkennen können:

Saulus sah sich als Gesetzeshüter, Gott sah in ihm den Apostel für die Völker. Was sieht Gott in jeder und jedem, von uns? Welche Berufung hat er für uns? Die Geschichte des Paulus ist auch eine Erinnerung daran, dass unser Glaube nicht nur uns selbst gilt. Paulus wurde ein Missionar, ein Zeuge für Christus. Seine Briefe zeugen davon, wie er das Evangelium in die Welt trug, trotz vieler Schwierigkeiten und Verfolgungen. Auch wir sind heute aufgerufen, Zeugen zu sein – in unseren Familien, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft.

Ja, der Spruch "Vom Saulus zum Paulus" ist mehr als eine Redewendung. Er ist eine Einladung an uns alle, uns von Gott verwandeln zu lassen. Er ruft uns auf, unsere Begegnungen mit Christus ernst zu nehmen und unsere Leben immer wieder auf ihn auszurichten.(Stefan Buß) +++

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