Handball-Oberliga Nord
Nach Derby TVH gegen HSV: Feiern bis um 5 Uhr morgens in der Blauen Maus
Das Publikum in der Hersfelder Geistalhalle ist immer für einen Punkt gut
O|N-Archivfotos Jonas Wenzel/yowegraphy
20.11.2024 / REGION -
Gemischte Gefühle prägten beide Mannschaften nach dem Derby in der Geistalhalle. Der gastgebende Turnverein Hersfeld hatte das Derby in der Handball-Oberliga Nord gegen den Hünfelder SV klar mit 34:29 (19:14) gewonnen - und für beide Nachbarn ist die Marschrichtung klar in dieser Saison. Nach neun von 13 Spielen der Vorrunde hat sich der TVH auf Platz vier festgebissen - der HSV kämpft hingegen um jeden Zähler für den Klassenerhalt.
Der TVH ist quasi auf Augenhöhe mit dem Dritten Dittershausen, hat sich vor so renommierte Team wie Fuldatal/Wolfsanger und die HSG Baunatal, den kommenden Gegner am 30. November geschoben. Nur das Spitzenduo Großenlüder/Hainzell - die HSG siegte am Sonntag 41:30 bei Lohfelden/Vollmarshausen - und das noch makellos dastehende Körle/Guxhagen sind ein Stückchen entfernt. Der HSV möchte in seinem nächsten Heimspiel gegen Twistetal (ebenfalls 30. November) seine Chancen auf den Ligaerhalt etwas vergrößern. Sie kennen die Daumengröße aus dem Monty Pythons-Film "Das Leben des Brian?"
Kai Hüter, lebende Torhüter-Legende und Co-Trainer der TVH-Handballer, ist bekannt für seine realistische Einschätzung der Dinge, und er sagte auch mit etwas Abstand: "Es war noch nicht mal unser bestes Spiel am Samstagabend. Wir hatten noch sehr viele Fehler drin, viele Kleinigkeiten, die nicht passten. Mir persönlich fehlte auch etwas die emotionale Schiene. Phasenweise hatte man den Eindruck, dass es Hünfeld mehr wollte. Das Spiel war hart, aber nicht unfair. Unser Sieg war aber letztlich ungefährdet."
Lösungsmöglichkeiten für Manndeckung gegen Fynn Reinhardt
Ein Aspekt ist nicht neu - mit dem sich muss sich der TVH nach dem Wiederaufstieg und der Rückkehr in diese Liga ständig auseinandersetzen: Hersfelds Kopffigur Fynn Reinhardt wird permanent in Manndeckung genommen. In kurze Deckung. Gegen Hünfeld war das nicht anders. Der HSV tat das von der ersten Minute an. "Wir haben Fynn gut uns Spiel gekriegt, sind mittlerweile gut vorbereitet und haben genug andere Lösungsmöglichkeiten." Reinhardt, einer der Besten dieser Liga, war bester Torschütze des Derbys. Ihm gelangen acht Treffer.
Das bisherige Abschneiden seines Teams bewertet Hüter positiv. "Wir sind gut zurückgekommen. Besser als erwartet." 12:6 Punkte stehen da in der Bilanz. Ihn überraschten vor allem die Siege in Dittershausen und gegen Fuldatal positiv. Überraschend ist das bisherige Auskommen deshalb, "weil unsere Mannschaft bis auf Fynn dieselbe geblieben ist wie vor zwei Jahren. Darum mussten wir erstmal sehen, wie wir zurechtkommen." Doch jetzt wolle man sich beim TVH "oben festbeißen".
Andy Krause ist wieder da - vorerst nur in der Abwehr
Zurück beim TVH: Andreas Krause aus Sieglos. Zusammen mit Reinhardt bildete er den Mittelblock in der Abwehr - dort wurde Krause auch ausschließlich eingesetzt. "Er will nicht mehr die Verantwortung wie vor zwei Jahren. Und das tut ihm auch gut. Das macht ihm Spaß", weiß Hüter. Generell findet der Co Gefallen an der Rolle seines Teams. "Ich sehe es immer noch so: Wir sind Aufsteiger. Vielleicht kein gewöhnlicher. Aber wir sind Aufsteiger." Und das Team fühlt sich wohl in seiner Umgebung.
Es ist noch nicht lange her, da wehrte Hüter in sauberer Regelmäßigkeit Bälle ab - heute spielt er mit Worten: "Wir stehen auf Platz vier. Haben die Hütte voll. Die Auswärtsmannschaften spielen gerne bei uns vor voller Halle und dem Publikum. Vor zwei Jahren ging es in unserer Blauen Maus bis um elf Uhr abends nach dem Spiel - am letzten Samstag war es fünf Uhr morgens, am Sonntag. Und da waren auch Hünfelder dabei."
Ausstehende Spiele in 2024 und der Vorrunde: 30. November HSG Baunatal (A), 7. Dezember Ost-Mosheim (H), 14. Dezember Hofgeismar/Grebenstein (A) ... 18. Januar 2025 Wanfried (H)"
Am starken Hersfelder Mittelblock festgebissen
Ja, wir waren in den ersten 20 Minuten gleichauf", bestätigt Felix Rehberg, "dann haben wir uns an der Qualität der Hersfelder 6:0-Abwehr festgebissen. Wir mussten für unsere Tore deutlich mehr tun und einen höheren Aufwand betreiben", sagte der Kreisläufer und Spielertrainer des Hünfelder SV. Dann habe der TVH das Tempo angezogen - und der HSV biss sich am Hersfelder Mittelblock Krause/Reinhardt die Zähne aus.
Das ärgerte Rehberg. Der TVH verdichtete die Mitte, "und wir haben es verpasst, die Außen ins Spiel zu bringen". Entscheiden sei zudem gewesen, dass "Hersfelds Wechselmöglichkeiten in der Qualität einfach größer waren". Ob er dennoch zufrieden war? "Mit der kämpferischen Leistung ja", antwortet Rehberg, "spielerisch war es teilweise Stückwerk von uns". Und man habe halt gemerkt, dass sich Hersfeld mit der Manndeckung gegen Reinhardt beschäftigt habe.
Spiel über die Außenpositionen forcieren
Was denn spielerisch noch zu verbessern sei? "Wir sind aktuell sehr viel von individuellen Einzelleistungen im Spiel Eins gegen eins oder Zwei gegen zwei abhängig", erklärt er, "wir kommen zu sehr über die Mitte und das Spiel über den Kreisläufer". Mag auch daran liegen, dass sein Team da mit Johannes Gute, Nicolas Reuchsel, Lars Matthiessen oder Jannik Bachus, der in Hersfeld fehlte, sehr stark besetzt ist.
Vielmehr richtet der HSV seinen Fokus auf die nächste Aufgabe. Und die hat wegweisenden Charakter. Am Samstag, 30. November, gastiert die HSG Twistetal in der Kreissporthalle. Anwurf: 18.30 Uhr. (wk)
Ausstehende Spiele in 2024 und der Vorrunde: 30. November HSG Twistetal (H), 8. Dezember TSG Dittershausen (A), 14. Dezember HSG Lohfelden/Vollmarshausen (H); 2025: 18. Januar HSG Großenlüder Hainzell (A) +++