Vier Jahrzehnte Spitzenmedizin

40-jähriges Jubiläum der Klinik für Neurochirurgie

Neurochirurgie feiert 40-jähriges Jubiläum. Von links: Dr. Soldner, Prof. Dr. Grau, Prof. Dr. Behr, Prof. Dr. Collmann, Prof. Dr. Richter, Prof. Dr. Wallenfang, Priv.-Doz. Dr. Menzel.
Alle Fotos: Martin Engel

20.11.2024 / FULDA - Tolles Jubiläum: Auf eine erfolgreiche 40-jährige Geschichte kann die Klinik für Neurochirurgie des Klinikums Fulda in diesem Jahr zurückblicken. Seit ihrer Gründung im Jahr 1984 hat sich die Klinik zu einer national und international renommierten Einrichtung entwickelt und zählt zu den führenden Adressen für neurochirurgische Behandlungen in Deutschland. "In den vergangenen 40 Jahren hat sich der Fachbereich der Neurochirurgie rasant entwickelt.



Die Klinik für Neurochirurgie im Klinikum Fulda hat diese Entwicklung stets aktiv mitgestaltet und sich als eine der führenden Einrichtungen auf diesem Gebiet etabliert", begrüßte Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel – auch im Namen seines Vorstandskollegen Burkhard Bingel - die Gäste im Hörsaal. Menzel weiter: "Wir sind stolz auf das, was wir in den vergangenen 40 Jahren erreicht haben. Dies ist nur dank des unermüdlichen Engagements und der hohen Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglich, die Tag für Tag ihr Bestes geben, um die Patientinnen und Patienten optimal zu behandeln", so der Sprecher des Vorstands.

Einen eindrucksvollen Überblick über die Neurochirurgie in Deutschland vermittelte Prof. Dr. Hartmut Collmann, Professor für Neurochirurgie mit dem Schwerpunkt Kinderneurochirurgie, Archivar der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie. Anschließend berichtete Prof. Dr. Hans-Peter Richter, ehemaliger Chefarzt und Gründer der Klinik für Neurochirurgie, von den Anfängen der Klinik.

Nachdem die Stadtverordnetenversammlung der Einrichtung der Neurochirurgischen Klinik in Übereinstimmung mit dem Krankenhausbedarfsplan am 12.12.1983 zugestimmt hatte, konnte die Klinik 1984 mit einem Kostenaufwand von 2,3 Millionen DM eingerichtet werden. Unter der damaligen Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Richter wurde die neu eingerichtete und aufzubauende Klinik für Neurochirurgie am 01.09.1984 eröffnet. Ihm folgte zunächst Prof. Dr. Gregor Antoniadis und darauf Prof. Dr. Thomas Wallenfang, der die Leitung der Klinik bis 2000 inne innehatte. Dr. Soldner leitete die Klinik anschließend kommissarisch, bis Prof. Dr. Robert Behr die Leitung im Juli 2001 übernahm. Sein Nachfolger und heutiger Direktor ist seit Dezember 2021 Prof. Dr. Stefan Grau.

Die Anfänge der Klinik für Neurochirurgie

Der stationäre Bereich der neurochirurgischen Klinik mit den "Krankenzimmern" einschl. der Intensivstation wurde zu Beginn in der ehemaligen operativen Kinderstation des "Städtischen Klinikums" untergebracht und der Ambulanz- sowie Chefarztbereich durch Umbau der ehemaligen Milchküche geschaffen.

Bereits während der Bauphase leistete Prof. Richter wertvolle Hilfe, nicht nur als Arzt, sondern auch als Planer und Organisator. Im Jahr 1987 konnte die Neurochirurgische Klinik einen der beiden damals neuen OP-Säle übernehmen, die für rund 3 Mio. DM angebaut wurden. Die Klinik verfügte damals über 41 Betten. Gem. einem Schreiben des damaligen Verwaltungsdirektors Claus-Dieter Schad, reduzierte sich die durchschnittliche Verweildauer kontinuierlich: von 16,6 Tagen (1985) auf 9,5 Tage (1989) und nahm damit eine Spitzenposition in Deutschland ein.

Umfassendes Leistungsspektrum

Bereits zu Beginn haben Prof. Richter und sein Team das gesamte damalige Spektrum ihres Faches abgedeckt. Das Leistungsspektrum der Klinik für Neurochirurgie wurde seit ihrer Entstehung kontinuierlich weiterentwickelt. Heute liegen die klinischen und operativen Schwerpunkte von Prof. Grau und seinem Team in der Hirntumortherapie (Neuroonkologie), der neurovaskulären Chirurgie, der Schädelbasischirurgie und der komplexen Wirbelsäulenchirurgie. Weltweite Anerkennung hat die Klinik insbesondere auch auf dem Gebiet der Auditorischen Hirnstammimplantate. Prof. Behr hat Patienten aus über 20 Ländern - darunter mehr als 70 Kindern mit einem solchen Implantat versorgt. "Viele Patienten und vor allem Kinder auf der ganzen Welt, die ohne Hörnerv geboren wurden, sind Prof. Dr. Behr mehr als dankbar", so Menzel.

Zusammenarbeit mit Klinik für HNO-Krankheiten

Die Klinik für Neurochirurgie entwickelte bereits frühzeitig eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten und dem damaligen Direktor Prof. Dr. Wolfgang Draf, insbesondere wenn es um Erkrankungen an der Schädelbasis ging. Die Neurochirurgie war unter der Leitung von Prof. Behr maßgeblich bei der Gründung des Schädelbasiszentrums im Jahr 2006 beteiligt, als erstes Schädelbasiszentrum außerhalb einer Universität. Mit dem Schädelbasiszentrum erfolgte eine Intensivierung der Zusammenarbeit vieler Disziplinen: Neurochirurgie, HNO-Heilkunde, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Augenheilkunde und Neuroradiologie.

Gemeinsam mit der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie existiert das Wirbelsäulenzentrum Fulda, welches neben häufigen mikrochirurgischen Operationen zum Beispiel von Bandscheibenvorfällen vor allem die komplexe Wirbelsäulenchirurgie mit allen gängigen Stabilisierungsverfahren vorhält. Die Klinik für Neurochirurgie heute Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung gab Prof. Dr. Grau einen Einblick in die Klinik für Neurochirurgie des Klinikums "Von heute und in der Zukunft". Heute bietet die Klinik für Neurochirurgie ein breites Spektrum neurochirurgischer Leistungen auf universitärem Niveau, insbesondere auf dem Gebiet der Behandlung von Krebserkrankungen des Gehirns (Neuroonkologie), der Behandlung von neurovaskulären Erkrankungen (Hirnblutungen und Schlaganfälle), der Versorgung von Kopfverletzungen und der interdisziplinären Zusammenarbeit im Schädelbasiszentrum.

Forschung und Lehre

Als Campus Fulda der Universitätsmedizin Marburg werden den Studierenden besondere Einblicke in das komplette Spektrum der Neurochirurgie geboten. Regelmäßig erfolgen Fortbildungs-veranstaltungen, die von der Landesärztekammer Hessen anerkannt sind. Hierzu zählt die renommierte internationale Fortbildung zur "Auditorischen Hirnstamm-Implantation" (ABI). Im Bereich der Operationstechniken ist insbesondere die praktische Unterweisung von besonderer Bedeutung. Auch mit dem seit Jahren etablierten Wirbelsäulenkurs wird diesem Anspruch Rechnung getragen.

Mehr Behandlungsqualität für die Patienten

In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit den Ärzten anderer Fachbereiche hat Prof. Grau am großen Fortschritt der letzten Jahre in seinem Fach aktiv mitgewirkt. Tumore, deren Diagnose noch vor wenigen Jahren einem Todesurteil gleichkam, werden nicht nur behandelbar, sondern die Behandlung ist auch immer individualisiert. "Es zählt heute nicht mehr allein das Überleben des Patienten als Erfolg, sondern die Behandlung zielt mehr und mehr auf den Erhalt oder die Steigerung der Lebensqualität des Patienten", erläutert Grau. "Durch bessere bildgebende Verfahren und Fortschritte in der intraoperativen Technologie wurden die Eingriffe immer präziser und schonender", so der Neurochirurg weiter. Und davon profitieren die Patienten. Denn: "Dem Patienten wird viel mehr Behandlungsqualität gegeben, indem wir heute in Konzepten von Diagnosen und Therapien denken, nicht in Operationen". (kg/pm) +++

X