Der Stadtpfarrer bei O|N

Impuls von Stefan Buß: Buß- und Bettag

Der Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N/ Hendrik Urbin

20.11.2024 / FULDA - "Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda!" Heute begehen evangelische Christen den Buß- und Bettag. Ursprünglich wurde er nicht von der Kirche erfunden. Er lässt sich bis in die Antike nachweisen. Nach einem römischen Brauch sollte eine besondere Sühne die Götter in Krisenzeiten gnädig stimmen.



So fand der erste evangelische Buß- und Bettag 1532 auch in einer Krisenzeit in Straßburg statt. Dieser Tag ist mir nicht nur nahe, weil sich darin mein Name wiederfindet, sondern weil es eigentlich auch zur Grundhaltung einer jeden Christin und eines jeden Christen gehört, sein Leben zu überschauen und im Gebet die Verbindung zu Gott zu suchen. Wir stehen im Monat November mit dem Totengedenken und kurz vor Ende des Kirchenjahres. Das heißt, es geht darum sich zu erinnern.

Und das ist eigentlich auch Kern des Buß- und Bettages. Es geht darum, dass man selbst darüber nachdenkt, was im letzten Jahr passiert ist, wo ich mich vielleicht auch falsch verhalten habe und was gesellschaftlich schiefgelaufen ist. Dieser Tag ist dafür da, dass man das reflektiert. Kein Mensch ist perfekt, jeder macht Fehler. Sich immer mal wieder Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken ist auf jeden Fall wichtig. Buße tun ist kein christliches Konzept: Buße ist in fast allen Religionen bekannt. Meist ist mit der Buße oder Buße tun eine Änderung der inneren Haltung gemeint, das Erkennen der eigenen Schuld, die Übernahme von Verantwortung und das Bitten um Vergebung. Erinnern sollen sich die Gläubigen an diesem Tag daran, dass das Scheitern zum Leben gehört, zugleich soll der Tag Mahnung sein, sich immer wieder neu auf das Leben zu besinnen.

Leitwort ist die vierte Bitte des Vaterunsers: "Und vergib uns unsere Schuld". Biblisches Vorbild ist die Geschichte vom bußfertigen Ninive aus der Jonasgeschichte (Buch Jona). Der Prophet Jona bekam einmal den Auftrag von Gott, in die Stadt Ninive zu gehen. Er sollte den Menschen, die dort lebten, von Gott erzählen und ihnen sagen, dass Gott ihr Verhalten nicht gefiel. Denn die Menschen von Ninive waren schlechte Menschen. Jona verweigert sich zunächst dem Auftrag Gottes. Nachdem er drei Tage im Bauch des Walfisches gefangen ist, lässt er sich doch zu seinem Auftrag überreden. Er geht nach Ninive und verkündet, sie mögen umkehren. Dort lassen sich die Bürger Ninives so sehr von der Rede des Propheten ins Gewissen reden, dass sie sich Bußgewänder anzogen und ihr unrechtes Tun beklagten. Als Tag der Bestrafung, gar der Selbstbestrafung, ist der Buß- und Bettag aber nicht gedacht. Es geht um drei Dinge: sich seiner selbst zu vergewissern, sich die Zeit, in der man lebt, zu vergegenwärtigen und sich auf die Beziehung zu Gott zu besinnen. Nun könnte man sagen, dass jeder, der dies möchte, das an seinem höchstpersönlichen Bußtag tun kann. Doch die Wirkung ist eine besondere, wenn man ihn mit anderen begeht. Der Buß- und Bettag stärkt und bestätigt nicht nur die Beziehung zu Gott, sondern er stärkt und bestätigt auch die Beziehung zu den Mitglaubenden. Also, der heutige Tag nicht nur ein evangelischer Tag, sondern durchaus auch ökumenisch bedenkenswert. (Stefan Buß) +++

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