RhönSprudel Fulda-Maberzell - Bremen 2:3
Ovtcharovs Punkte im Tollhaus Hubtex Arena genügen nicht fürs Final-Four-Ticket
Fotos: Carina Jirsch
13.11.2024 / FULDA -
Es ist 22.19 Uhr an diesem 12. November 2024 - und der TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell ist aus dem Pokalwettbewerb des Deutschen Tischtennis-Bundes ausgeschieden. Im Tollhaus Hubtex Arena 2.0 zog er gegen Werder Bremen - das Punktspiel gegen diesen Gegner hatte er kürzlich noch mit 3:0 gewonnen - mit 2:3 den Kürzeren. Erneut holte Dima Ovtcharov zwei Punkte für den Gastgeber, der spielerisch mehr kann, als er an diesem Abend zeigte - aber eine kämpferisch tolle Leistung bot. Erst das Doppel entschied diesen hochspannenden Vergleich. Bremen sicherte sich mithin den Einzug ins Final Four des Pokals.
Die Besetzung des Gastgebers ist klar, das Quartett ist vollständig dabei - also Ovtcharov, Kao, Fanbo Meng und Filus. Das Eröffnungseinzel bestreiten Dima Ovtcharov und der Rumäne Andrei Putuntica. Dem folgen Kao gegen Falck, Fanbo Meng gegen Gerassimenko und - falls erforderlich - Ovtcharov gegen Falck. Die Hubtex Arena 2.0 ist erwartunsgemäß gut gefüllt. Schon bei der Begrüßung gibt's Gänsehaut gratis.
Wird Dima das Ding wuppen? Die Zuschauer empfingen ihn vorhin mit warmem Applaus. Fast wie einen verlorenen Sohn.
Dima geht 2:1 in Führung. Gespannte Erwartung. Wollen wir euer Fieber messen, ihr Fuldaer? "Komm, Dima, komm", feuert nicht nur der Fanclub früh an. 4:6 gegen Dima, der Rumäne scheint gut drauf. "Auf geht's, Dima. Auf geht's." Aber: 4:8 jetzt. Die Anfeuerungsrufe werden lauter. 5:9. 6:9. Dima kommt heran. Packt kurze, schnelle Vorhände aus. Und kämpft. Das hilft wenig. Beim 7:10 hat er drei Satzbälle gegen sich. 8:10. 9:10. Kein Vorabend-Programm ist so gut wie das hier in der Hubtex Arena 2.0. Und Dima gleicht aus. Hat er einen eigenen Fanclub mitgebracht? Jetzt hat er selbst Satzball. 11:11. Spannung pulsiert. Die Fans geben alles. 11:12. Satzball Nummer vier für Putuntica. Und da hat er den Ersten. Mit einer trockenen und gut platzierten Rückhand. 13:11 für den Rumänen.
Die Momente eines Champions
Satz 2: Dima kommt in Fahrt. Toller Ballwechsel zum 3:1 für ihn. 6:2 für Dima jetzt. Dima versprüht nicht die gewohnte Sicherheit. Aber er kämpft. Er kämpft immer. 8:4 jetzt. Klatsch-Stakkato begleitet ihn. Beim 10:4 hat er sechs Satzbälle. Und schnappt sich den Zweiten mit 11:4. Durchgang 3: Dima ballt die Faust. Er glaubt an sich. Momente eines Champions. 3:3. Das Ding bleibt umkämpft. 4:6. Dima gerät in Rückstand. Er gleicht aus. Dima hadert mit sich. Er wirkt nicht so sicher und stabil wie sonst. Doch er fightet. Und führt 8:7. 9:7. Und die Zuschauer stehen auf. Laute Begeisterungsstürme senden sie ab. Putuntica verkürzt. Doch beim 10:8 hat sich Dima zwei Satzbälle erkämpft. Der Rumäne verkürzt wieder. "Wahnsinn, oder?", sagt einer der Zuschauer. Und Dima schnappt sich auch den Dritten. Mit 11:9. Jetzt führt er 2:1 nach Sätzen.Einzel 2: Kao - Falck.
Mit 4:1 geht Kao in Front im Ersten. Wie immer, zeigt er Siegeswille und Entschlossenheit. Blickt man in sein Gesicht, ist mit ihm nicht zu spaßen. Noch bleibt Falck dran. 6:4 für den Taiwanesen. 6:6. Kao greift zum Handtuch. 8:7 Kao. 8:8. Spannung ist untertrieben als Etikett. Falck kontert mit gewaltiger Vorhand. Und hat zwei Satzbälle. Spektakulärer Ballwechsel zum 9:10. Doch Falck gewinnt dem Ersten. 11:9. Oder: Kao gibt ihn, wie auch Dima ab. Aber das wird er nicht auf sich sitzen lassen.
Auch Kao scheint dasselbe Gift zu verbreiten, doch auch er kämpft. Jetzt läuft er nach gewonnenem Ballwechsel eine kleine Ehrenrunde - und sich heiß. 6:3 jetzt für ihn im Zweiten. Jeder Punkt ist wichtig - doch der zum 8:6 besonders. Hat Kao einen Rucksack mitgebracht, wo er all die Anfeuerungsrufe reintun kann? 9:6. Aber Falck kommt heran. 9:9. Kao gibt zu oft die Initiative aus der Hand. 9:10. Satzball Falck. Der gewinnt auch den Zweiten. 11:9.
Nicht die Sicherheit und Körpersprache wie sonst
1:3 auch im Dritten. Kaos Körpersprache ist nicht wie sonst. Auch der Biss. Die Sicherheit. Aber noch ist das Match nicht beendet. 2:4, 3:5 und 4:6 sind die Stationen. 6:6 - noch ist Kao da. Doch wieder ein Zwei-Punkte-Abstand, 6:8. Jetzt 6:9. Es scheint, als würde der lange Schwede siegen. Und das tut er. 11:6. 1:1 steht es zwischen beiden Teams zur Pause. 4:4 im Ersten. Positives Zeichen: Fanbos Körperspannung ist gut. Und er macht das, was er guten Tagen immer macht: Er pusht sich. 7:5 für den Fuldaer. Er scheint richtig abzubiegen. Jetzt aber 7:7. "Auf geht's, Fanbo. Auf geht's", skandiert der Fanclub. Natürlich. Erst recht, als er einen tollen Ballwechsel mit Geduld für sich entscheidet. zum 9:7. Wieder solch ein Ballwechsel. Fanbo hat beim 10:8 zwei Satzbälle. 11:8. Fanbo macht die Siegerfaust. Und versinkt fast unter der Platte.
Wie ein kleiner Vulkan wirkt Fanbo jetzt. Aus einem 1:3 macht er ein 5:3. Klasse Ballwechsel, den Zuschauern stockt der Atem. 5:5. 5:7. Fanbo schüttelt den Kopf und holt sich das Handtuch. Er gleicht aus. Was läuft im TV oder sonstwo, keine Chance. Crunchtime. 9:8 für den Fuldaer. 9:9. 9:10. 10:10. Fanbo gleicht aus. 11:10, zweiter Satzball für Gerassimenko. Und er holt sich den Durchgang. 12:10. 1:1 nach Sätzen.
Wie ein kleiner Vulkan
Im Dritten ist Gerassimenko zunächst obenauf, 5:1. 3:7 jetzt. Fanbo lässt sich zurückdrängen, wird zu passiv und unsicher. 4:10. Sechs Satzbälle gegen ihn. 6:11. 1:2 nach Sätzen aus Sicht des Fuldaers. Kampf ist angesagt jetzt. Kampf. Kampf. Kampf. Beim 0:3 im Vierten nimmt Fulda eine Auszeit. Trainer Qing Yu Meng und Ruwen Filus reden auf Fanbo ein. 0:6. Dann ein zarter erster Punkt. 4:6. "Die Hoffnung keimt", meint mein Nachbar. Ja, das tut sie. 5:6. Wieder eine Auszeit. 5:8 und 5:9. Wissen Sie, was eine saure Zitrone ist? 10:5. Fünf Matchbälle Gerassimenko. 11:5. Und 2:1 für Werder Bremen. Fanbo Meng hat das Match nach starkem Beginn aus der Hand gegeben. Gegen den stabileren Gerassimenko, der eine starke Abwehr gespielt und immer wieder gut gekontert hat.Es liegt an Dima, zum 2:2 für sein Team auszugleichen. Doch Satz eins geht verloren. Deutlich mit 5:11. 0:4, 3:6 und 4:8 waren die Stationen. Machen wir einen Haken dahinter. Doch Dima wäre nicht Dima, wenn er nicht zurückkommen würde. Längst hat er sich in die Herzen von Fuldas Anhängern gespielt. 9:2. im Zweiten. 10:2 für Dima. Acht Satzbälle. Dima verteilt noch ein paar Geschenke - doch 11:5 für ihn. Satzausgleich.
Wahnsinn. Wahnsinn. Was Dima hier abliefert. Er spielt nicht gut an diesem Abend, das weiß er selbst. Aber er zeigt den Kampf eines Top-Sportlers. Gewinnt einen Weltklasse-Ballwechsel zum 10:10. Verliert Satz drei aber mit 11:13. Jetzt braucht er noch zwei Gewinnsätze. Dima, zeig, dass du im Fuldaer Schlossgarten ein Denkmal haben willst. Zeig es.
Dima, sag es uns: Wo nimmst du deine physischen und seelischen Körner her? Er holt sich den Vierten. Mit 11:7. Entscheidungssatz fünf kommt wie das letzte Kapitel im Märchen her - oder es gibt es mit dem Doppel noch eines? Längst, aber auch längst, ist die Hubtex Arena 2.0 zum großen Kino der Emotionen geworden. Zum ganz großen Kino. Jeder Punktgewinn Dimas wird frenetisch bejubelt jetzt.
Das Doppel: Fanbo Meng/Kao - Putuntica/Gerassimenko.
Der Erste geht verloren aus Fuldas Sicht - mit 10:12. 4:8 liegen sie schon zurück, kämpfen dann furios, haben beim 10:9 einen Satzball, der Durchgang aber ist weg. Doch noch ist nicht aller Tage Abend. Auch der Zweite geht an die Bremer, die besser sind, stabiler, besser harmonieren. 11:6 heißt es für Werder. Jetzt braucht der Gastgeber nur noch drei Gewinnsätze. Nur noch drei.
Die Spiele im Einzelnen
Dima Ovtcharov - Andrei Putuntica 3:1 (11:13, 11:4, 11:9, 11:6)
Kao Cheng Jui - Mattias Falck 1:3 (9:11, 9:11, 6:11)
Fanbo Meng - Kirill Gerassimenko 1:3 (11:8, 10:12, 6:11, 5:11)
Dima Ovtcharov - Mattias Falck 3:2 (5:11, 11:5, 11:13, 11:7, 11:8)
Fanbo Meng/Kao - Putuntica/Gerassimenko 0:3 (10:12, 6:11, 10:12) +++