Begeisterung für Kunst durch Humor

Kunsthistoriker und Comedian Jakob Schwerdtfeger weiß zu begeistern

Kunsthistoriker und Comedian Jakob Schwerdtfeger las in Hünfeld und wusste das Publikum zu begeistern.
Foto: Stadt Hünfeld

26.07.2024 / HÜNFELD - "Hätte mir der Kunstunterricht in der Schule das Thema moderne Kunst mal so nähergebracht, wäre ich auch schon viel früher drauf gekommen", sagte ein Zuhörer in der Pause der Lesung des Comedians und Kunsthistorikers Jakob Schwerdtfeger, der im Hünfelder Museum Modern Art vor ausverkauftem Haus seine Zuhörer in den Bann zog.



Zuvor hatte Schwerdtfeger schon abgefragt, wie viele Kunsterzieher zu den Zuhörern gehörten. Auch er habe sich durch den Kunstunterricht in der Schule nicht entmutigen lassen und nannte die Borstenpinsel und das Pinselreinigungsglas mit wässriger Farbe abschreckend ("Ich habe es für eine Wette gegen zehn Euro ausgetrunken, hätte 15 nehmen sollen."). Doch er habe sich begeistert, musste aber schnell einsehen, dass es mit der eigenen künstlerischen Karriere nichts werden würde und habe deshalb Kunstgeschichte studiert.

Schwerdtfeger hob hervor, er habe den schönsten Beruf der Welt, weil er immer wieder tolle Kunstmuseen wie das Hünfelder kennenlernen dürfe. Sein Buch "Ich sehe was, was Du nicht siehst, und das ist Kunst", das in den Spiegel-Bestsellerlisten geführt wird, habe er bewusst als "seine Ausstellung" gegliedert, um in humorvoller Weise sich der Kunst zu nähern, sondern auch witzige Geschichten rund um die Kunst und die Künstler zu erzählen und vor allem für Kunst zu begeistern. Kunst sei zunächst nutzlos, aber immer lebensnotwendig, um das Leben zu meistern und ein Spielplatz für Erwachsene. Über Kunst werde viel zu häufig elitär geschrieben, das sei ganz einfach unsinnig. Ebenso unsinnig sei die Feststellung mancher Betrachter, "das kann ich auch".

Er machte das an dem ersten spektakulären abstrakten Bild "Das schwarze Quadrat" von Kasimir Malewitsch deutlich. Natürlich könne heute ein jeder ein schwarzes Quadrat malen, damals sei es aber ein ungeheuer wuchtiges Statement gewesen, das zu allem Überfluss bei der ersten Ausstellung noch im Herrgottswinkel aufgehängt worden sei. Die Technik sei zwar simpel gewesen, es stehe aber eine ungeheuer komplexe Idee dahinter. Gedanken machte sich der Kunsthistoriker auch über die künstlerische Ausstattung von Wartezimmern bei Ärzten, in denen ihm stets Kandinsky oder Monet begegne. Er empfahl sich in einem nächsten Leben als Kunstberater für die Praxenausstattung und entspann darum humorvolle Gedankenspiele, welche Künstler zu welcher medizinischen Disziplin passen würden. Ein Selbstporträt von Vincent van Gogh sei für einen HNO-Arzt wohl eher ungeeignet. (pm)+++

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