Vernissage "Scrubble"

Lukasz Huculak präsentiert Malereien zwischen Realität und Traum

Der Stipendiat des Via-Regia-Künstleraustauschs wird vier Wochen lang in Kleinsassen präsent sein.
Fotos: Hanswerner Kruse

25.07.2024 / HOFBIEBER - In seiner Ausstellung "Scrubble" im Studio der Kunststation präsentiert Lukasz Huculak Malereien, die zwischen Realität und Traum changieren. Der Stipendiat des Via-Regia-Künstleraustauschs wird vier Wochen lang in Kleinsassen präsent sein, inmitten seiner Werke arbeiten und für Gespräche bereitstehen. Am letzten Sonntag war die Vernissage.



Im Studio hängen Bilder von undeutlichen, nicht bestimmbaren Räumen oder Landschaften in erdigen und sepiaartigen Farben. In diesen Orten agieren oft amorphe, unwirkliche Figuren, zuweilen in scheinbarer Bewegung. Selten gibt es auf den farblich zurückhaltenden Gemälden kleine bunte Klekse. Mit seinen Darstellungen schafft der Künstler eine abwechslungsreiche Balance, zwischen fantasierten und erkennbaren Gebilden, zwischen Abstraktion und Wirklichkeit. Erst beim zweiten, dritten Blick kann man in seinen Gestalten oder in den Bildstrukturen Buchstaben erkennen.

Wörter und Buchstaben treten den Betrachtern 'konkret' gegenüber

Deren Bedeutung ist nicht festgelegt. Huculak gibt keine zu lösenden Rätsel auf, auch wenn sich sein Titel "Scrubble" auf das Wortspiel Scrabble bezieht. Sondern er spielt mit Bildern und Lettern, fordert die Betrachter auf, eigene Assoziationen und Allegorien zu entwickeln. Unter anderem werden die Buchstaben in seinen Werken von ihrer Funktion zur Vermittlung von Informationen befreit. Dadurch erinnern sie an Konkrete Poesie: Wörter und Buchstaben werden aus ihren sprachlichen Zusammenhängen gelöst und treten den Betrachtern "konkret" gegenüber. In all seinen Arbeiten interessiert sich der Künstler für das Verhältnis von Schrift, Sprache und Bild - auch wissenschaftlich als Kunstprofessor in Breslau/Polen. Darin sieht er eines der wichtigsten Themen der zeitgenössischen Kunst.

Für seine Residenz in Kleinsassen hat sich der Maler bewusst mit dem legendären Fuldaer Abt Hrabanus Maurus beschäftigt, der vor gut 1200 Jahren in unserer Stadt wirkte. Wir erinnern uns, dass vor zwei Jahren die enorme Bedeutung dieses Gelehrten und Kirchenmannes in Fuldas Bewerbung um das europäische Kultur-Siegel deutlich wurde. Maurus verfasste theologische Schriften zur gesamten Bibel, schrieb Gedichte und bemühte sich um volkstümliche Verständigung. Zu manchen Texten fügte er kleine Illustrationen, geometrische Formen und Buchstaben hinzu. Er förderte so die Verschmelzung von Text und Bild, was die Entwicklung mittelalterlicher Buchkunst maßgeblich beeinflusste. Huculak ist davon überzeugt, dass bereits damals eine "inspirierende Koexistenz literarischer und visueller Mittel" entstand.

"Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde"

Maurus taucht auch in einigen, für diese Schau geschaffenen Werken auf, etwa in "Raban Maur’s vision". In einer unwirklichen eigenartigen Landschaft kniet der Geistliche, in der Nähe sind liturgische Dinge und kirchliche Räume zu erkennen. Wie bisweilen in seinen Arbeiten gibt ein runder Durchschlupf den Blick auf eine andere, jedoch nicht erkennbare Welt frei. Diese Löcher stehen vielleicht sinnbildlich für das Unsagbare, das die Kunst ausdrücken kann - und erinnern auch an William Shakespeare, der Hamlet sagen lässt: "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt."

Die Ausstellung "Scrubble" geht noch bis zum 30. August 2024. Der Künstler wird meistens anwesend sein. Weitere Informationen unter www.kunststation.de (Hanswerner Kruse)+++

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