Johannes Schäfer ist bereit

Fit für den Ötztaler: Podiumsplätze auf Traditions-Rennstrecken machen Mut

Siegerehrung bei "Rad am Ring" am Nürburgring
Fotos: Holger's Radsportfotos/HaWe/privat

27.07.2024 / LAUTERBACH - Johannes Schäfer ist bei sich. Er fühlt sich gut. Seine Form ist gut. Der junge Lauterbacher Radsportler, der sich Marathon-Rennen in den Alpen verschrieben hat, tut alles, um gut vorbereitet zu sein für den Ötztaler am 1. September. Zunächst quälte sich Johannes im Trainingslager in Österreich und legte dort eine gute Basis - ehe er am Schleizer Dreieck und am Nürburgring als jeweils Dritter aufs Podium fuhr. OSTHESSEN|NEWS hat sich schlau gemacht über das intensive Pensum des Lauterbachers, das zunehmend von guten Platzierungen begleitet wird.


Seit 1923 besteht das Schleizer Dreieck im südöstlichsten Zipfel Thüringens. Mit "Tradition verpflichtet" wirbt sie, mit "Radsportfeeling" zudem. Und das "Rad am Ring" am Nürburgring gilt als eines der schwierigsten Rennen in Deutschland überhaupt.

Johannes Schäfer war angetan. Äußerst angetan und sichtlich positiv überrascht von den Ergebnissen. "Weil ich direkt aus dem Trainingslager gekommen bin und zwei Wochen Berge in den Beinen hatte", verrät er. Vor allem das Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings schrieb eine kleine Geschichte, die er so schnell nicht vergessen wird. In der ersten von sechs Runden über 145 Kilometer setzte er sich ab, fuhr sage und schreibe 120 Kilometer alleine vornweg - ehe er kurz vor dem Ziel eingeholt wurde.

Immer wieder die Hohe Acht hoch - Zeit für Anspruchsvolle

Der Kurs war bergig -also eigentlich wie geschaffen für Johannes. Populäres Hindernis: die "Hohe Acht". "Diesen bekannten Berg fährst du immer wieder hoch", lautet die respektvolle und auch willkommene Einschätzung des Lauterbachers. Eine Runde hat 92 Kurven und verfügt über 560 Höhenmeter. Die Fahrer haben mithin ganz schön was in den Beinen. Zeit für ein gewisses Spektakel. Zeit für Anspruchsvolle. Zeit für Formüberprüfung.

Vor dem Rennen auf dem Schleizer Dreieck fühlte sich Johannes "richtig müde", das Trainingslager in Tirol hatte seine Spuren hinterlassen. Hinzu kam, dass er tags zuvor beim Abfahren der Strecke noch einen Defekt am Rad hatte. Von einem Teamkollegen bekam er ein neues Hinterrad. "Kurz vor dem Schlafengehen mussten wir dann noch ein bisschen umbauen. Was austauschen", sagt Johannes. Seine Welt für den Renntag war wieder in Ordnung.

Schleizer Dreieck: Dritter im Sprint

Kam dem Lauterbacher das bergige Profil am Nürburgring entgegen - waren es die Strecken am Schleizer Dreieck eher weniger. "Die Runde ist relativ klein", erklärt er. Zurückzulegen waren 120 Kilometer in 16 Runden à 7,5 Kilometer, 1.900 Höhenmeter gab das Profil her. Auch hier nahm Johannes das Heft des Handelns in die Hand - bis sich eine Spitzengruppe aus fünf Fahrern bildete. Johannes war dabei. Und wurde im Sprint glänzender Dritter.

Auch die Leistung auf dem Schleizer Dreieck bewertete der Lauterbacher als "sehr gut. Man nimmt solch ein Rennen fürs Team mit"; zur Erinnerung: Johannes Schäfer fährt für das Team velolease. Aus seinem Herzen macht er allerdings keine Mördergrube, mit seinen Radsport-Gefühlen hält er nicht hinter dem Berg. "Mir liegen die Marathons in den Bergen. Für die trainiere ich. Mir liegen die Pässe, auf die du eine Stunde hochfährst." Kein Zweifel: Johannes Schäfers Welt sind die Berge. "Sprinten nicht."

"Ich war so lange auf der Flucht. Hätte das geklappt, wäre es ein Riesending gewesen"

Und er blickt auf neue Erfahrungen zurück. Und schätzt die wert. "Das war echt spannend. Wir hatten bei Rad am Ring in der Eifel mehr als 30 Grad." Da hieß es, viel zu trinken, viel von Eisbeuteln zu profitieren. Und den Ausgang dort, den findet er noch immer schade. "Ich war so lange auf der Flucht. Wenn das geklappt hätte, wäre es ein Riesending gewesen." Den Verlauf und die Entwicklung des Rennens, die kann er noch immer nicht so ganz nachvollziehen. "Ich hab's null erwartet. Am ersten Berg hatte ich etwas Tempo gemacht. Da war keiner mehr da", wunderte er sich.

Wenngleich nicht die gesamte Strecke frei war am Nürburgring - gleichzeitig fand das 24-Stunden-Rennen für Jedermann statt. "Ich hatte auch keine Infos über die Zeit. Über meinen Vorsprung", ärgert er sich ein wenig. Und er bringt den Ausgang auf den Punkt. "Ärgerlich ist es, weil man einerseits nicht voll gefahren ist, eben nicht am Limit - und andererseits dann merkt, dass am Ende eventuell gereicht hätte zum Sieg." Aber: Johannes Schäfer weiß, dass seine Form gut ist.

Trainingslager am Kaunertaler Gletscher: richtig hart, aber es machte Spaß

Und hierfür bildete das Trainingslager in Landeck in Tirol eine tolle Basis. Genauer gesagt, am Kaunertaler Gletscher. Johannes war angekommen in seiner Welt. In dieser Höhe zu trainieren. "Das ist schon beeindruckend, auf einer Meereshöhe von 2.700 Metern. Die Landschaft dort ist unfassbar schön. Und selbst du mal mit dem Auto hochfährst, ist das brutal steil. Ich konnte den Gletscher dutzende Male hochfahren." Johannes kam zudem in den Genuss, die Strecke des Ötztalers, die direkt nebenan liegt, zweimal abzufahren.

Kein Wunder, dass er ein äußerst zufriedenes, fast beeindruckendes Fazit des Trainingslagers zieht. "Wir haben hart gearbeitet. Sehr hart. Das war das härteste Trainingslager, das ich bisher mitgemacht hatte. Aber es war schön." Man merkt dem Lauterbacher noch Tage danach an, wie positiv ihn das mitnahm. "Es war wohltuend und richtig gut, in den Bergen zu trainieren und zu fahren. So macht das Training richtig Spaß."

Das Wetter half. "Wir hatten schöne und warme Temperaturen. Sonne pur." Feiner Nebeneffekt: Johannes und sein Trainer, die während des Trainingslagers in einer Ferienwohnung verbrachten, verfolgten in diesen Tagen die Tour de France. Die große Schleife durch Frankreich - heutzutage nicht mehr nur allein durch Frankreich - begann just an dem Tag, als die beiden ankam im Trainingslager. Im Anschluss an das Training verfolgten die Tour (wk).

Nächste Herausforderung: Die steht bald an für Johannes Schäfer. Am 4. August geht's auch für sein Team nach Frankreich. Genauer gesagt, nach Chambéry. Bei 135 Kilometern Länge sind sage und schreibe 4.700 Höhenmeter zu überwinden. Das Rennen trägt den hübschen Namen Cyclosportive la Madeleine.

Osthessen|News wünscht Johannes Schäfer Gesundheit und, dass die Form bis zum Ötztaler hält. Wir halten Sie auf dem Laufenden. +++























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