OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (99)
Klaus Hartwig: "Die Struktur der Stadt macht den Red Castle Run so individuell"
Fotos: Carina Jirsch
31.07.2024 / FULDA -
Die diesjährige Ausgabe des Red Castle Run wird eine besondere. Denn der beliebte Hindernislauf in Rotenburg feiert fünfjähriges Jubiläum. Von der ersten Stunde an mit dabei war Organisator Klaus Hartwig von der Sportagentur Speed. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch spricht er über die Angst vor der Premiere, Wünsche für die Zukunft und was den Red Castle Run so besonders macht.
O|N: Klaus, der Red Castle Run feiert dieses Jahr fünfjähriges Jubiläum, ist aber eigentlich ja schon sechs Jahre alt.
Klaus Hartwig: Genau, 2019 gings los und 2020 mussten wir dann ja schon wegen Corona pausieren. 2021 waren wir dann eine der ersten Großveranstaltungen, die unter Auflagen wieder stattfinden konnte.
Hartwig: Ich teile das für mich immer ein bisschen auf. Einen großen Unterschied hat es zwischen der ersten und den dann folgenden Ausgaben gegeben. Am Anfang war ja nur die Idee da, unter der sich wenige Leute was vorstellen konnten. Egal ob Helfer oder Sponsoren, keiner wusste ja so genau, was da auf einen zukommt. Alles, was wir in 13 Monaten Vorlauf geplant hatten, musste dann an einem Tag umgesetzt werden und funktionieren. Da ging uns als Veranstalter schon etwas der Stift (lacht). In den darauffolgenden Jahren war das dann deutlich einfacher, weil sich eine Struktur entwickelt hatte und bei allen mehr Routine reinkam. Da hat es dann angefangen, auch wirklich Spaß zu machen. (lacht)
Hartwig: Die Marketing- und Entwicklungsgesellschaft der Stadt Rotenburg hat damals geschaut, wie man die Alleinstellungsmerkmale der Stadt herauskristallisieren und jungen Menschen vermitteln kann. Da kam man dann schnell zum Schluss, dass das am besten gelingt, wenn man sie durch eine Veranstaltung erlebbar macht. Dann war erst die Überlegung, dass man Ritterspiele anbietet. Beispielsweise für Junggesellenabschiede. Dafür hätte man aber die zentralen Plätze der Stadt für Gruppen von überschaubarer Größe sperren müssen. Das wäre nicht zu finanzieren gewesen. Man musste also die Merkmale der Stadt für eine möglichst große Gruppe zugänglich machen. So entstand dann die Idee eines Hindernislaufs.
O|N: Die ja dann auch sehr gut ankam. Warum passt so ein Hindernislauf so gut zur Stadt Rotenburg?
Hartwig: Eine Idee der Stadt damals war, dass man die Strukturen und Installationen der Stadt nutzbar macht. Dazu gehören beispielsweise die Stadtmauer, die Schleuse, das Wehr oder auch das Bundeswehrübungsgelände mit Schützengräben, Bunkern und Panzerhügeln. Rotenburg hat da einfach sehr viel zu bieten, was unseren Lauf dann auch sehr individuell macht.
Hartwig: Ja, das kann schon sein. Aber die Teilnehmer, die öfter zu uns kommen, beschreiben uns auch immer wieder als sehr familiär. Das spielt, glaube ich, auch eine wichtige Rolle. In den vergangenen Jahren ist eine richtige Community entstanden. Man kennt sich inzwischen einfach, trifft jedes Jahr auf die gleichen Leute. Da haben sich echte Freundschaften gebildet.
O|N: In dieser Zeit sind sicherlich auch sehr viele Erinnerungen entstanden. Gibt es denn spezielle Momente, die dir im Kopf geblieben sind?
Hartwig: Na klar, jede Menge. Ein Moment, auf den man jedes Mal wieder hinfiebert, ist, wenn man im Zielbereich den letzten Läufer im Ziel hat und weiß, dass sich niemand schlimmer verletzt hat. Da fällt einem immer ein Stein vom Herzen. Aber auch der erste Startschuss ist immer etwas Besonderes. Und natürlich die Stimmung. Egal, wo du bist, es gibt niemanden, der das ganze blöd findet, der nörgelt oder sich über den Dreck in der Stadt beschwert. Das ist einer ländlichen Gegend wie unserer auch nicht immer selbstverständlich.
Hartwig: In unserer Agentur hatten wir den Vorteil, dass der Red Castle Run nicht unser einziges Standbein war. Wir hatten auch andere Projekte, die schon etabliert waren, und die virtuell stattfanden konnten, wie zum Beispiel die RhönEnergie Challenge. Dazu kam aber auch, dass die meisten Sponsoren des Red Castle Run und die Stadt auch während Corona voll hinter dem Projekt standen. Mit Himmel und Papesch haben wir während Corona sogar einen Sponsor dazubekommen, der heute die Ritterrunde sponsert und jedes Jahr mit einer riesigen Gruppe am Lauf teilnimmt.
O|N: Ihr seid auch immer bestrebt, jedes Jahr ein paar Neuerungen an den Start zu bringen. Was habt ihr euch diesmal überlegt?
Hartwig: Dieses Jahr wird es vier neue Hindernisse geben. Es gibt zum Beispiel eine Gerüstrahmenkonstruktion, über die man von der Fulda-Brücke in die Fulda klettert. Das ist für die Teilnehmer und Besucher sicherlich das spektakulärste neue Hindernis. Klar, ist aber auch, dass wir das Rad nicht neu erfinden können. Man muss wissen, dass uns die Gegebenheiten, die uns so individuell machen, an anderer Stelle auch einschränken. Wir können nicht jedes Jahr den Streckenverlauf variieren und 30 neue Hindernisse an den Start bringen. Das würden sich zwar einige wünschen, macht wirtschaftlich aber überhaupt keinen Sinn.
O|N: Dann lass uns zum Abschluss noch mal in die Zukunft schauen. Wo siehst du den Red Castle Run in fünf Jahren?
Hartwig: Das ist eine gute Frage. In der Regel sind Hindernisläufe etwas, was man als Teilnehmer einmal macht, auf seiner Bucket-List abhakt und sich dann dem nächsten Lauf widmet. Deshalb ist es schwer zu sagen, wie sich die Anmeldezahlen in den nächsten Jahren entwickeln. Ich wünsche mir, dass der Red Castle Run so geil bleibt, wie er aktuell ist. Ich will nicht, dass der Lauf irgendwann vor sich hinsiecht, wie das bei anderen Hindernisläufen der Fall ist. Aktuell sind die Anmeldezahlen noch sehr gut, hoffen wir, dass es auch in Zukunft so bleibt.
O|N: Klaus, vielen Dank für das Gespräch. (fh) +++
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