Sofort-Programm der Landesregierung

Weidetierhalter mahnen: "Der Wolf bedroht die Kulturlandschaft Rhön"

Um Weidetiere vor Wolfsübergriffen zu schützen, soll der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen werden
Fotos: Marius Auth

26.04.2024 / EHRENBERG - Die hessische Landesregierung hat den Wolf auf die Agenda gesetzt: Ein Maßnahmenpaket soll nicht nur eine aktive Bestandsregulierung ermöglichen, sondern auch Weidetierhalter unterstützen. Die erklärten dem hessischen Landwirtschaftsminister Ingmar Jung (CDU) am Donnerstag in Ehrenberg (Landkreis Fulda), wie dramatisch die Lage ist.



Im Schneegestöber war Jung zur Schäferei Weckbach gekommen, um das Sofort-Programm "11+1 für Hessen" und die darin verankerten Handlungsfelder für besseren Schutz der Nutztierhaltung vor Wolfsübergriffen zu erläutern: Der Wolf soll ins Jagdrecht aufgenommen werden, die Entschädigung für Tierhalter verbessert werden, außerdem soll das Wolfszentrum in die Zuständigkeit von Hessen-Forst übergehen. Im Fall von Wolfsübergriffen soll zudem bald eine einfache Schadensdokumentation ausreichen: "Wenn ein Riss erfolgt, werden die Tierhalter momentan wie Schwerverbrecher behandelt. Das Verfahren wird stark vereinfacht werden: Der Wolfsberater kommt und nimmt den Fall auf, es wird kein Gegengutachten mehr benötigt", versprach Jung.

"Weidetierhalter halten die Flächen offen"



Vor Ort beklagten Weidetierhalter, dass sie jede Woche allein zwei Tage im Büro säßen, um ihren Dokumentationspflichten nachzukommen. Eine Vereinfachung der Dokumentations- und Nachweispflichten soll zur Entbürokratisierung beitragen und nicht zuletzt den Beruf attraktiver machen. Weidetierhalter Claus Knacker aus Ehrenberg erläuterte, wie dramatisch die Wolfsrisse sich auf die Zukunft der Kulturlandschaft Rhön auswirken: "Die Biodiversität in der Rhön, die wir seit 30 Jahren nicht zuletzt übers Biosphärenreservat im Blick haben, ist gefährdet - denn die Weidetierhalter halten die Flächen im 'Land der offenen Fernen' erst offen. Der Wolf macht uns das Leben schwer - dazu kommt der demografische Wandel, es fehlt einfach der Nachwuchs."



Landwirtschaft sei der beste Naturschutz, erklärte Jung - auch deshalb sei eine aktive Populationskontrolle beim Wolf nötig. Eine einzige Problemwölfin in der Rhön habe schon große Auswirkungen. Man stehe in Hessen am Beginn einer großen Wolfs-Welle und müsse nun entgegenwirken. Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sei aus dem Jahr 1992 und entspreche längst nicht mehr dem aktuellen Stand. Die Weidetierhalter vor Ort machten Druck: "Gerade die kleinen Betriebe haben die Schnauze voll." Neben dem materiellen Verlust beim Wolfsriss stünden die psychischen Auswirkungen - sowohl auf die Herde als auch auf die Weidetierhalter selbst. (mau) +++

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