13 Betriebe tischen auf

Nachhaltig, authentisch, regional: 30 Jahre "Rhöner Charme" - ein Gaumenfest

30 Jahre Rhöner Charme: Gastronomen aus der Region sind vertreten.
Fotos: Carina Jirsch

15.03.2024 / HILDERS (RHÖN) - Nachhaltige und authentische Gastronomie muss den Osthessen niemand beibringen: Bereits 1994, nur drei Jahre nach Anerkennung des Biosphärenreservats Rhön, gründete sich die Wirtevereinigung "Rhöner Charme", die sich nicht nur die Förderung der heimischen Landwirtschaft, sondern auch den Einsatz für den hiesigen Lebensraum auf die Fahnen geschrieben hat. Am Donnerstagabend wurde im Hilderser Ulstersaal nicht nur Rückschau gehalten, sondern auch zünftig geschlemmt.



Mindestens 20 Prozent der verwendeten Lebensmittel müssen regional eingekauft werden, regionale Gerichte müssen ganzjährig auf der Speisekarte geführt werden, bevorzugt kleine Betriebe sollen gefördert werden, um die regionale Vielfalt zu erhalten: Die Qualitätskriterien für Mitgliedsbetriebe stellen sicher, dass Rhöner Gastlichkeit auch in Zukunft erhalten bleibt und die Wirtevereinigung die Wertschöpfung in der Region befördert.

Zur großen Jubiläumsfeier im Ulstersaal Hilders am Donnerstagabend ließen nicht nur die gastronomischen Gründerväter die letzten drei Jahrzehnte Revue passieren: 13 Betriebe der Wirtevereinigung zeigten ihr kulinarisches Können - von gesottenem Rindfleisch auf Kartoffel-Gemüsestampf bis zu Stroh-Schwein-Rücken im knusprigen Kartoffelhemd.

Andreas Rau, der aktuelle Vorsitzende der "Rhöner Charmeure", ließ mit Vorgänger Dieter Kehl 30 Jahre im Schnelldurchlauf Revue passieren: Inzwischen haben sich 42 Mitgliedsbetriebe den Werten des Rhöner Charmes verschrieben, drei weitere kommen bald dazu. "Wir sind heute eine Institution, weit über die Grenzen der Rhön hinaus bekannt. Als Botschafter der Heimat haben wir die Schönheit und Vielfalt der Rhön kulinarisch erlebbar gemacht", so Rau. Über Jahrzehnte habe vor allem der Glaube an eine starke Gemeinschaft motiviert.

Wegweisende Idee

Die Gründerväter Dieter Kehl, Stefan Hohmann und der 2022 verstorbene Alexander Leubecker hatten vor 31 Jahren eine wegweisende Idee. Der damalige Landrat Fritz Kramer erinnerte sich am Abend: "Dieter Kehl hatte um einen Termin bei mir gebeten und erläuterte mir das Konzept des Rhöner Charmes. Die genossenschaftliche Idee war ebenso großartig wie das Regionalprinzip: Die Globalisierung hat damals viele beunruhigt, die Menschen haben sich gefragt, wo ihre Produkte herkommen. Zu wissen, woher das Fleisch, das Brot, das Gemüse kommt - das hat die Konsumenten beruhigt. Außerdem war die Rhön auch nach der Wiedervereinigung in Deutschland für viele noch das ehemalige Zonenrandgebiet - der 'Rhöner Charme' hat dazu beigetragen, Vorurteile zu beseitigen. Die Mitgliedsbetriebe sind in der Hinsicht fürs Gemeinwohl unterwegs."



Lange bevor regionale Wertschöpfung, nachhaltiges Wirtschaften und Umweltbewusstsein im gesamtgesellschaftlichen Bewusstsein angekommen waren, hatten die Gründerväter, die "Urigen", unterstützt durch eine Anstoßfinanzierung Kramers mit dem "Rhöner Charme" eine Gemeinschaft auf den Weg gebracht, die Traditionen und Werte wie nebenbei kulinarisch vermittelt. Inzwischen haben die meisten Gründer ihren Betrieb an den Nachwuchs übergeben - und die "jungen Wilden" zeigten am Abend, was sie auf der Pfanne haben: Von gebratener Poulardenbrust über Rhöner Schmandcreme bis zu Crème brûlée von der Streuobstwiese erstreckte sich der kulinarische Rhöner Charme. Angesichts von so viel Liebe, die durch den Magen geht, schlug Kramer einen neuen Ehrentitel für sich vor: Herr "Urig Kramer" wolle er von nun an genannt werden.



Der Erlös des Jubiläumsabends im Ulstersaal kommt zu gleichen Teilen der FZ-Spendenaktion "Ich brauche Deine Hilfe" sowie der Spendeninitiative von OSTHESSEN|NEWS für die Fuldaer Kinderklinik zugute. Sowohl Fuldaer Zeitung als auch OSTHESSEN|NEWS sind Medienpartner der Jubiläumsfeier. (mau) +++

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