Zum Tod von Andreas Brehme

Der Fußball-Weltmeister stellte seinen legendären Elfmeter nach

In Erinnerung an den verstorbenen Andreas Brehme (r.), WM-Held von 1990.
Fotos: Hans-Peter Ehrensberger

21.02.2024 / BAD BRÜCKENAU - Hoher Besuch beim TSV Volkers. Dort schaute am Wochenende des 21. Juni 2021 mit Andreas Brehme ein echter Fußball-Weltmeister vorbei. Er schrieb nicht nur Autogramme, sondern legte sich wie vor 31 Jahren auch nochmal den Ball am Elfmeterpunkt zurecht.



Im Tor stand diesmal statt des argentinischen Keepers aber der Bad Brückenauer Bürgermeister Jochen Vogel. Hans-Peter Ehrensberger berichtete seinerzeit, wie es zu dem besonderen Besuch kam:

"Andy, wenn du ihn reinmachst, sind wir Weltmeister", sagte Rudi Völler am 8. Juli 1990 im Stadio Olimpico di Roma zu Andreas Brehme. "Beidfüßer" Brehme schoss in der 85. Minute des Finales den alles entscheidenden Elfmeter, den "Ruuuudiii" gefühlte sechs Minuten zuvor unter vehementen Protesten der Argentinier "rausgeholt" hatte – mit rechts flach nach unten links ins Eck. "Elferkiller" Sergio Goycochea war geschlagen und sieben Minuten später Deutschland zum dritten Male Fußball-Weltmeister.

Siegtorschütze der internationalen Fußball-Historie

"Un’estate italiana" ("Ein italienischer Sommer"), nach dem Beginn des Refrains auch bekannt als "Notti magiche" ("Magische Nächte"), sang Gianna Nannini. "Kaiser" Franz Beckenbauer schlenderte danach gedankenverloren, über (den Fußball-) Gott und die Welt sinnierend, über den Rasen. Und Andreas Brehme steht seitdem als Siegtorschütze in den Geschichtsbüchern der internationalen Fußball-Historie, neben jenen glorreichen Vier der deutschen Kicker-Annalen, auf einer Stufe mit seinen beiden Vorgängern Helmut Rahn (1954) und Gerd Müller (1974) sowie seinem Nachfolger Mario Götze (2014).

"Gut und gerne tausendmal" hat der "Hamburger Jung" die Geschichte von seinem "goldenen Schuss" Familienangehörigen, Freunden, Fans, Funk- und Fernsehreportern in der weiten Welt erzählt – am Wochenende im beschaulichen Bad Brückenauer Stadtteil Volkers einmal mehr. Bei einem kleinen aber feinen, internen und eher privaten, gleichwohl Corona-konformen Besuch beim örtlichen Turn- und Sportverein. Der wollte im vergangenen Jahr eigentlich sein 100-jähriges Bestehen gebührend würdigen, Pandemie-bedingt mussten die Jubiläums-Festivitäten jedoch abgesagt werden und wurden deshalb jetzt in kleinem Kreise von unter hundert "Zuschauern" gesetzeskonform mit dem großen Star "nachgefeiert".

Kontakt hatte Alexander Kron hergestellt

Den Kontakt zur Fußball-Legende hatte der örtliche Jagd- und "Klosterschänke"-Pächter Alexander Kron hergestellt und damit auch ein wenig sein weidmännisches Gewissen "beruhigt", hatten doch Wildschweine aus dessen Revier zuletzt dreimal den TSV-Sportplatz umgegraben und massivste Flurschäden angerichtet. Quasi als Kompensationsleistungsgeste lud Kron deshalb jetzt seinen "best buddy" Brehme zum Klönen, Grillen, Autogramme-Schreiben und Geschichten-Erzählen rund ums Sportheim und das waldnah gelegene weitläufige Fußball-Areal ein, um bei Speis und Trank ein wenig Geld für die klamme Vereinskasse zu generieren.

Zudem will sich der Jagdpächter auch mit einem adäquaten Anteil an einem L-förmigen Metallgitter-Schutzzaun rund um das Spielfeld beteiligen, mit dessen Errichtung schon in der kommenden Woche begonnen werden soll, damit zur Wiederaufnahme des Spielbetriebes die Rhöner Amateure wie Ex-Profi Brehme auf einem satten Grün und nicht bräunlichen Acker kicken können.

Ein Highlight des Besuchs von Brehme, der leutselig, jovial, umgänglich und ohne jegliche Starallüren die großen und kleinen Fans vollauf zufriedenstellte, war natürlich der nachgestellte Elfmeter vom Stadion in Rom, nur dass die "notte speciale" diesmal am Nachmittag in der Bayerischen Rhön stattfand. Die Rolle des argentinischen Goalies Goycochea übernahm Jochen Vogel, vier Elfer von Andy parierte Bad Brückenaus Bürgermeister in überzeugender Manier, ehe der gebürtige Barmbeker Brehme den fünften entscheidenden eiskalt, schnörkellos und stramm verwandelte. Mit rechts. Flach. Unten links ins Eck. Fest und fit wie vor fast 31 Jahren, mit heutzutage annähernd 61 Lenzen. (Hans-Peter Ehrensberger)+++

X