Norbert Best bei der Handball-EM

Die 60-köpfige Delegation des TV Flieden erlebt Aufholjagd des DHB-Teams mit

Wieder ist sie da: die allgegenwärtige Fahne des TV Flieden. Dieses Mal mit mehr Fans aus dem Königreich
Fotos: privat

22.01.2024 / KÖLN/FLIEDEN - Es hat sich einiges getan in Norbert Bests Leben. Und das in nicht einmal zwei Tagen. Weniger wegen des 22:22-Unentschiedens der deutschen Handball-Nationalmannschaft im Hauptrunden-Spiel gegen Österreich, deretwegen der Fliedener in Köln ist dieser Tage - vielmehr ranken sich andere Dinge um die einstige Fliedener Handball-Größe. OSTHESSEN|NEWS sprach mit ihm während des Geschehens in der rheinischen Metropole.

Es ist gar nicht leicht, Norbert Best zu erreichen. Telefonate nehmen ihn in Beschlag. Aus der Heimat, und alle möchte er, seiner Art entsprechend, beantworten. Auch der Hessische Rundfunk ist auf den 73-jährigen Handball-Rüstigen aufmerksam geworden. Am Montagmorgen gegen 6.30 Uhr wird er angerufen zum Interview. Es geht um die Fahne, die der TV Flieden für jeden gut sichtbar und äußerst plakativ in der Halle platziert. 

Dabei bekamen Norbert Best und seine Ehefrau Anneliese am Samstag Unterstützung. Aus der Heimat. Rund 60 Fans und Spieler hatten sich mit dem Bus aufgemacht nach Köln. Best lobt: "Was der TV Flieden da veranstaltet hat, ist aller Ehren wert. Morgens um neun Uhr sind sie losgefahren, haben sich drei Spiele angesehen. Und als sie daheim angekommen sind, war es zwei Uhr in der Nacht." 

Zu Gast im Forum, der Fanmeile in Köln

Wir erreichen Norbert Best zunächst am Nachmittag in Forum, der Fanmeile aller Handball-Verrückten in Köln. Anhänger verschiedener Nationen treffen sich hier - um zu fachsimpeln und sich Spieler ihrer Gegner anzuschauen. Wer es noch nicht wusste: Best lebt Handball. So sehr, dass er die Leistung der DHB-Auswahl beim 22:22 gegen Österreich durchaus kritisch, aber realistisch betrachtet.

Natürlich kann dieser eine Punkt noch nützlich sein. Bests Urteil aber fällt realitätsnah aus. "Gegen Island war es schon nicht ganz so gut. Auch konfus. Ich dachte, es kommt jetzt eine Leistungssteigerung. Aber es war ein Rückschritt." Best kennt sich aus im Handballsport, und er nimmt kein Blatt vor den Mund. Mit fünf Toren lag das DHB-Team schon zurück gegen seinen Nachbarn - ein erneut herausragender Andreas Wolff im Tor, eine starke kämpferische Leistung und eine Aufholjagd, die im Happy End resultierte, führten noch zum Punktgewinn.

Am Montagabend gegen Ungarn. Eine Steigerung ist nötig

Erneut konfus. Ohne Rezept.  Ohne Selbstvertrauen. Keine Geschwindigkeit. Keine erste oder zweite Welle. Technische Fehler zuhauf. Best, der Handball-Fachmann, hat einen hohen Anspruch. Aber eins weiß er: wovon er spricht. "Das darf uns am Montagabend im Spiel gegen Ungarn nicht passieren. Sonst geht das in die Hose." Der Gegner sei auf Augenhöhe und durchaus erst zu nehmen, habe "große Leute in der Abwehr". 

Seine Folgerung: "Es müssen alle zulegen. Es ist eine gute Leistung nötig. Die Spieler müssen an die 100-Prozent-Grenze gehen. Wie es Andreas Wolff auch tut." Ob die große Heim-Kulisse das DHB-Team eher gelähmt statt beflügelt hat? "Das kann schon sein", sagt Best, "vielleicht ist der Druck zu groß". Nicht für Norbert Best. Dessen Urteilsvermögen passt. Auch wenn der Stress hier und da mal ein bisschen groß werden zu scheint. (wk) +++




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