Bischof Gerber: "Die Mitte freihalten"

Feierlicher Gottesdienst an Pfingstsonntag im Fuldaer Dom

Feierlicher Gottesdienst an Pfingstsonntag im Fuldaer Dom mit Bischof Gerber
Archivfoto: O|N/Martin Engel

28.05.2023 / FULDA - "Wo die Mitte frei bleibt, verstellt sich nicht der Blick auf mein Gegenüber, wo die Mitte frei bleibt, kann Gott selbst in unserer Mitte Neues bewirken" – In seiner Predigt an Pfingstsonntag ermutigte Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber, die Herausforderungen unserer Zeit als eine Chance zu begreifen, Gottes Wirken in ihrer Mitte zu erkennen und Raum für Neues zu schaffen.



Die Tage vor Pfingsten waren für die Jüngerinnen und Jünger zunächst von Leere geprägt. Der Platz, den Jesus einnahm, blieb leer, die spürbare Abwesenheit der zentralen Figur schien eine Lücke zu hinterlassen. Diese Grunderfahrung sei ein aktuelles Bild für das Ringen, die Auseinandersetzungen und Spannungen in unserer Gesellschaft und in der Kirche, sagte Bischof Gerber in seiner Predigt an Pfingstsonntag im Fuldaer Dom. Er warnte davor, zu schnell in die Versuchung zu geraten, selbst die Mitte zu besetzen und damit den Blick auf das Wesentliche zu verlieren.

Wo Neues entstehen kann

Es sei gerade dieser freie Raum, der das Entstehen von Neuem und Wachstum fördert: "Eine dauerhafte, stabile und fruchtbare Beziehung zwischen Menschen lebt davon, dass der freie Platz in der Mitte ausgehalten wird", sagte Gerber. "Durch diese freie Mitte geschieht Neues, sie ermöglicht Wachstum der Beziehungen und Wachstum der beteiligten Persönlichkeiten."

Diese Pfingstbotschaft mache Mut, die gefühlte Leere in den Tagen vor Pfingsten nicht einfach mit einem vorgefertigten Programm zu füllen, sondern sie bewusst auszuhalten, so Gerber. Wenn die Mitte frei bleibt, wird der Blick auf das Gegenüber nicht verstellt. "In diesem freien Raum können wir entdecken, welche Botschaft Gott durch unser Gegenüber für uns bereithält", sagte der Bischof. "Indem die Mitte frei bleibt, öffnen wir die Möglichkeit für Gott selbst, Neues zu bewirken."

Musikalisch gestaltet wurde der festliche Pfingstgottesdienst vom Fuldaer Domchor und dem Jugendkathedralchor unter Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter-Huber. An der großen Domorgel spielte Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser, an der Chororgel Regionalkantor Ulrich Moormann. (pm) +++

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