Widerspruch gegen TenneT eingelegt

Stadt Hünfeld wehrt sich gegen gigantische Stromtrasse

Die Stadt Hünfeld wehrt sich gegen die gigantische Stromtrasse.
Foto: Stadt Hünfeld

26.05.2023 / HÜNFELD - Mit aller Entschiedenheit hat der Magistrat der Stadt Hünfeld (Kreis Fulda) im Rahmen der laufenden Auslegung Widerspruch gegen die Planunterlagen für das Netzausbauprojekt Fulda-Main-Leitung eingelegt. Wie Bürgermeister Benjamin Tschesnok (CDU) in einer Pressemitteilung dazu mitteilt, treffen die Planungen vor Ort auf sehr hohe Raumwiderstände, die eine Realisierung der Vorschlagstrasse und der weiteren alternativen Trassen aus städtischer Sicht unmöglich machen.



Deshalb hat der Magistrat mit dem Widerspruchsschreiben im Rahmen der Offenlegung beantragt, eine erneute Trassenprüfung vorzunehmen. Das gelte sowohl für den Vorschlagstrassenkorridor B als auch die beiden in der Planung aufgeführten alternativen Trassenkorridore A und C. Der Vorschlagstrassenkorridor soll von der Gemarkung Betzenrod kommend über die Gemarkungen Roßbach, Burghaun, Gruben, Hünhan, Hünfeld, Sargenzell, in Richtung Neunhards verlaufen. Hier schwenkt der Trassenkorridor im Bereich des Stadtwaldes Praforst in südliche Richtung ab und verläuft zwischen den Stadtteilen Rudolphshan und Oberfeld und dem Golfplatzgelände durch den Stadtwald Praforst.

Das Wochenendhausgebiet Praforst, die Prafortgaststätte, der Campingplatz und weite Teile der weiteren vorhandenen Freizeitanlagen befinden sich im Bereich dieses Trassenkorridors. Der Trassenkorridor verläuft dann südlich des Stadtteiles Rückers weiter entlang des östlichen Ufers des Haunesees im Bereich des Dammersbacher Waldes in Richtung Steinhaus und führt dann weiter über das Gebiet der Gemeinde Petersberg in Richtung Dipperz.

Drastische Folgen für die Ortslagen

Der Vorschlagstrassenkorridor sei nicht nur aus Gründen des Schutzes der Bevölkerung abzulehnen, da die Trasse mehrfach den Mindestabstand zur Wohnbebauung nicht einhält, er betreffe auch den Landschaftsschutz, den Artenschutz, sensible Waldbereiche mit den dort vorhandenen Wasserschutzgebieten und die Erholungsanlage Praforst mit ihren touristischen Angeboten. Die Trasse erfordert bis zu 170 Meter breite Kahlschläge in den Waldbereichen. Alternativ könnte der Wald auch mit gigantischen, bis zu 100 Meter hohen Masten überspannt werden. Aus Sicht des Bürgermeisters nimmt die Planung nicht hinreichend Rücksicht auf bewohnte Ortslagen und Entwicklungsmöglichkeiten für die Stadt. Hier erfolge teilweise eine drastische Überbündelung, die für Hünfeld in Zukunft sehr nachteilig sein werde. Immerhin werde das Stadtgebiet schon heute durch die Schnellbahntrasse, eine Haupteisenbahnlinie, mehrere Bundesstraßen, die Bundesautobahn, die vorhandenen Fernstromtrassen, eine Bahnstromtrasse, zwei Gasleitungen und eine Salzlaugenleitung durchschnitten. Auch die neben dem Vorschlagstrassenkorridor entwickelten alternativen Stränge A und C sind aus Sicht des Bürgermeisters keinesfalls vertretbar. 

Der Strang A verläuft aus dem Bereich Burghaun Mahlertshof kommend in den Bereich Hünfeld, Ziegelei und führt von da aus identisch mit dem Vorschlagstrassenkorridor in Richtung Süden. Der Strang C verläuft aus dem Bereich Burghaun Mahlertshof kommend über den Hünfeld, Ziegelei in südlicher Richtung durch die Hauneaue und nördlich von Rückers in östliche Richtung über die Gemarkungen Nüst und Mackenzell in Richtung Silges. Auch hier seien die vorhandenen Raumwiderstände Bezug auf das Schutzgut Mensch, den Landschafts-, Natur- und Artenschutz sowie andere besonders schützenswerte Bereiche nicht zu überwinden, so der Bürgermeister.

Beim Studium der Planunterlagen, die nun ins Verfahren gegeben würden, sei eindeutig klargeworden, dass viele der selbst in den eigenen Gutachten und Erkenntnissen der Planer vermerkten Raumwiderstände nicht hinreichend gewürdigt wurden, so die Stellungnahme des Magistrates. Es lägen in den Trassenkorridorsegmenten sehr hohe Raumwiderstände und Querriegel vor, die der Realisierung dieses Vorhabens eindeutig entgegenstünden. Verwunderlich ist aus Sicht des Magistrates weiter, dass bei der Beantragung der verschiedenen Leistungstrassen hinsichtlich der angedachten Erdverkabelung zwischen Burghaun - Gruben und Sargenzell keine Aussagen getroffen würden, über den enormen Flächenverbrauch von rund 6,5 ha für die Erdverkabelung.

Das sei deshalb nicht zu akzeptieren, weil für die beiden direkt vor dem Eintritt der Kabel in die Erde und beim Austritt aus der Erde, die großflächigen Kabelübertragungsanlagen sowie die vor Beginn in den Gemarkungen Roßbach oder Burghaun – Gruben zu errichtenden Sonderkabelübertragungsanlagen nicht in der Planung dargestellt würden. Das stelle allerdings aufgrund der von den Anlagen ausgehenden Imissionen, des Flächenverbrauchs und des Eingriffs in das Landschaftsbild ein erhebliches Planungsdefizit dar. Trotz dieser eklatanten Mängel habe die Firma Tennet in den Gesprächen mit dem Bürgermeister klar zum Ausdruck gebracht, dass sie diesen Vorschlagskorridor stark favorisiere.

Im Rahmen seiner Stellungnahme hat der Magistrat eine sehr detaillierte Raumwiderstandsanalyse vorgelegt, auf deren Grundlage der Widerspruch gegen die Planungen begründet wird. Er hoffe, so der Bürgermeister, dass die stichhaltigen Argumente der Stadt zur Ausarbeitung realisierbarer Trassenkorridore führen wird. (pm) +++

Die Terrasse der Waldgaststätte Praforst.
Archivfoto: O|N/Marius Auth
Bürgermeister Benjamin Tschesnok (CDU).
Archivfoto: O|N/Henrik Schmitt

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