Jahresempfang in der Orangerie

"IHK Fulda bekennt sich klar zum Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft"

Endlich wieder ein IHK-Jahresempfang in Präsenz!
Fotos: Memento36

21.01.2023 / FULDA - Der traditionelle Jahresempfang der IHK Fulda findet zur Stunde unter Federführung von IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow in der barocken Orangerie (Hotel Maritim) statt. Viele Gäste aus allen Bereichen des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens der osthessischen Region sind gekommen. Der offizielle Teil im Stadtsaal ist beendet, nun besteht noch bis weit in die Abendstunden im Foyer für alle hinreichend Gelegenheit zum "Netzwerken". 



"Vor drei Jahren haben wir uns zum letzten Mal physisch zum Jahresempfang unserer IHK Fulda getroffen", sagte IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt in seiner Begrüßung. "Seitdem sind viele Dinge passiert, die wir uns damals nie hätten vorstellen können. Mit dem Corona-Virus haben wir eine Pandemie erlebt, die bis heute offiziell über 670 Millionen Menschen infiziert und knapp 7 Millionen das Leben gekostet hat. Und am Beispiel China zeigt sich, dass die Pandemie noch nicht in allen Teilen der Welt unter Kontrolle ist."

Noch einschneidender als Corona sei der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. "Seitdem erleben wir die höchste Inflation seit Gründung der Bundesrepublik", so Gebhardt. "Wir beschäftigen uns mit Energie- und Rohstoffknappheit und gestörten Lieferketten und sollten den Krieg als Mahnmal nehmen, uns weder wirtschaftlich noch politisch von Staaten abhängig zu machen."

Dies gelte im Besonderen, wenn diese nicht die westlichen Werte teilen. Das Prinzip "Wandel durch Handel" habe mit Russland nicht funktioniert und werde mit China wohl auch nicht zu realisieren sein. "Dennoch sollten wir uns nicht von China abschotten oder den Dialog vermeiden. Vielmehr gilt auch hier, Maß und Mitte zu finden."

IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt wagt einen Ausblick auf 2023

In seinem Ausblick aufs neue Jahr ging der IHK-Präsident zunächst auf das 30-jährige Jubiläum des EU-Binnenmarktes vor wenigen Tagen ein. "Dieser ist sicher eine Erfolgsgeschichte, auch wenn es nach wie vor zu viele bürokratische Hürden gibt. Aber gerade der BREXIT zeigt deutlich, was für Handelsverluste ein einzelnes Land einfahren kann, wenn es diesen verlässt." Überhaupt benötige Europa mehr koordiniertes Vorgehen, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen – sei es beim Kampf gegen den Klimawandel, gegen den Verlust der Biodiversität, aber vor allem auch bei der aktuellen Energiekrise.

"Unsere IHK Fulda bekennt sich klar zum Ziel einer klimaneutralen Wirtschaft", sagte Gebhardt. "Dazu bedarf es aber vor allem der Technologieoffenheit. Bei der Energieversorgung müssen wir uns zumindest die Möglichkeit der Kernfusion durch Forschung und Entwicklung offenhalten. Deutschland darf in keiner der Zukunftstechnologien den Anschluss an die Weltspitze verlieren."

"Die Politik muss die Wirtschaft nicht zum Handeln motivieren"

Zur Überbürokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, die dringend angegangen werde müsse, zitierte Gebhardt den grünen baden-württembergischen Ministerpräsident Winfried Kretschmann: "Diesen Kampf müssen wir aufnehmen, damit die Wirtschaft keinen Standortnachteil erfährt und Innovationen schnell vorankommen." Deutschland müsse zeigen, dass es mit einer klimaneutralen Wirtschaft wettbewerbsfähig sei und Arbeitsplätze schaffen könne. Gebhardt: "Die Politik muss uns dabei nicht zum Handeln motivieren, es genügt völlig, wenn sie die Wirtschaft nicht ständig einbremst. Ergänzen möchte ich noch, dass die beste Sozialpolitik eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik ist."

Mit Blick auf die kommenden zwölf Kammermonate sagte der IHK-Präsident: "Ganz oben auf der Agenda steht das Thema Fachkräfte. Erstmals werden wir die Bildungsmesse, die dieses Jahr am 6. und 7. Oktober stattfinden wird, im Ein-Jahresturnus durchführen. Und beim 29. Fuldaer Wirtschaftstag am 8. September werden wir uns mit dem Thema Resilienz beschäftigen. Und worauf ich mich persönlich auch sehr freue ist die Landesgartenschau (LGS), die ganz sicher Impulse für unsere Stadt geben wird, von denen wir nachhaltig profitieren werden."

OB Wingenfeld: "Müssen den Wert der Ausbildung stärker ins Bewusstsein rufen"

Dies findet auch Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, der in seinem Grußwort gleich einmal Werbung für die LGS machte, die am 27. April startet. 12.000 Jahreskarten habe man eigentlich anvisiert, doch schon jetzt seien fast 14.500 verkauft. Das Motto "Fulda verbindet ..." solle den Wert des Zusammenseins betonen - gerade nach Corona.

Als vor drei Jahren der letzte IHK-Neujahrsempfang im Schlosstheater in Präsenz stattfand, habe man viele Entwicklungen kaum erahnen können, sagte Wingenfeld und nannte als Beispiel die gestiegene Einwohnerzahl Fuldas, für die nun Wohnraum geschaffen werden müsse. Oder: Drastisch habe sich gezeigt, dass Deutschland bei der Digitalisierung schnell aufholen müsse. "Ukrainische Flüchtlingskinder hier werden digital von ihren Lehrern daheim unterrichtet. Ob wir Deutsche das umgekehrt auch hinbekommen würden?", fragte der OB rhetorisch. Oder: Zwar sei der Fachkräftemangel vor drei Jahren auch bereits ein Thema gewesen, aber noch lange nicht so sehr wie heute. Wingenfeld: "Wir müssen den Wert der beruflichen Ausbildung stärker ins Bewusstsein der jungen Leute rufen."

Festvortrag von Professorin Dr. Andrea Römmele (Berlin)

Die Ausführungen des OB zeigten, wie sehr die Krisen der vergangenen Zeit den Blick auf vormals Selbstverständliches geändert haben, und waren eine gute Überleitung für die Hauptrednerin Professorin Dr. Andrea Römmele. Die 55-Jährige ist Kommunikations- und Politikwissenschaftlerin an der Hertie School in Berlin, hat an vielen bekannten internationalen Universitäten gelehrt und ist immer wieder eine gefragte Gesprächspartnerin im Fernsehen.

In ihrem hochkomplexen Vortrag über Deutschland im Jahr 2030 skizzierte sie verschiedene Szenarien aus diversen Lebensbereichen, die das Land entweder nach vorne bringen oder schwächen könnten. Ihr Fazit: "Wir brauchen eine starke politische Führung, die eindeutig kommuniziert und zukunftsweisende Entscheidungen trifft. Dann bleibt unser Land stark, freundlich und wertegeleitet, ohne gesellschaftlich zu polarisieren."

Verleihung der Prädikate "gesund arbeiten in fd" und "#lichtbewusstsein"

Im Anschluss an die Keynote von Professorin Dr. Andrea Römmele wurden die IHK-Prädikate "gesund arbeiten in fd" und "#lichtbewusstsein" verliehen.

Mit dem Prädikat "gesund arbeiten in fd" können sich Unternehmen als attraktive Arbeitgeber darstellen sowie aktiv und kontinuierlich an ihrem guten Image arbeiten - ein wesentlicher Vorteil in der Wahrnehmung von Kunden, Lieferanten und natürlich der Mitarbeiter. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels signalisiert ein Unternehmen: Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber in einer Region mit hoher Arbeits- und Lebensqualität.

Die Prädikatsbetriebe:
bytewerk GmbH
DRK Seniorenzentren
G+S GmbH
alt & partner Steuerberatungsgesellschaft mbB
DiAL GmbH
KGM Kugelfabrik GmbH & Co. KG
sifar GmbH
Wagner GmbH & Co. Fahrzeugteilefabrik KG

Mit dem Prädikat "#lichtbewusstsein" zeichnet die IHK Fulda gemeinsam mit Stadt und Landkreis Fulda Unternehmen aus, die durch den bewussten Einsatz von Außenbeleuchtung den Schutz der Nacht berücksichtigen und damit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, Energieeinsparung und zu einem ästhetischen Ortsbild und Nachtlandschaft leisten.

Die Prädikatsbetriebe:
Rewe Markt Wieber oHG
Stadt Tann (Rhön)
Media Markt Fulda GmbH (mw) +++

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