"Nehmen Situation sehr ernst"
Klose und BVKJ Hessen beraten sich zur Lage der Kinder- und Jugendmedizin
Foto: O|N-Archiv/Jonas Wenzel
09.12.2022 / REGION -
Neben dem regelmäßig im Rahmen der Impfallianz stattfindenden Austausch hat sich Gesundheitsminister Kai Klose angesichts der bundesweit derzeit angespannten Lage in den Kinderarztpraxen und Kinderkliniken Mitte der Woche mit dem Vorsitzenden des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Hessen (BVKJ), Dr. Ralf Moebus, beraten. Aktuell sind es besonders Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege, die gerade bei kleineren Kindern oft schwerere Krankheitsverläufe auslösen. Dabei wird vermehrt eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) nachgewiesen.
"Wir nehmen die Situation sehr ernst. Die große Zahl an Erkrankungen aufgrund der Kombination aus dem aktuell grassierenden RS-Virus und der sich früher als gewöhnlich bemerkbar machenden Influenza-Welle treffen in den Praxen und Kliniken auf Personal, das nach fast drei Jahren Corona-Pandemie ohnehin besonders belastet ist", sagte Gesundheitsminister Klose.
Dr. Moebus schilderte die Lage als äußerst belastend. Die aktuelle Infektsituation bringe die Kinder- und Jugendmedizin auch in Hessen über ihre Grenzen: "In den Praxen werden weit mehr Patient*innen und deren Eltern behandelt als sonst zu dieser Zeit üblich. Ebenso stellt es sich in den Kinderkliniken dar. Das Zusammentreffen einer frühen Influenzawelle mit einer besonders stark die Säuglinge betreffenden Häufung von Infektionen mit dem RS-Virus führt zu erheblicher Überlastung", sagte der BVKJ-Landesvorsitzende.
Mangel an Schmerzmittel bereitet Sorgen
Kinder und Jugendliche mit einfachen Infektsymptomen könnten zuhause behandelt werden, ohne dass eine Vorstellung in den Praxen erforderlich wäre. Auch könnten Kinder bei leichten Symptomen Gemeinschaftseinrichtungen besuchen. Lediglich dort, wo ganz junge Kinder und Säuglinge betreut würden, sei derzeit besondere Vorsicht geboten, so Dr. Moebus, der zudem dazu aufrief, angesichts von Berichten über vermeintlich drohende Mängel keine rezeptfreien Medikamente auf Vorrat anzuschaffen: "Wir sind wegen des Mangels an Schmerzmitteln und fiebersenkenden Medikamenten für Kinder in Saftzubereitung besorgt. Es gibt keinen Grund zur Bevorratung dieser Medikamente, die meisten Kinder kommen auch bei höherem Fieber ganz ohne sie aus. Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen sollten jetzt noch das Angebot zur Grippeschutzimpfung wahrnehmen", so der Kinder- und Jugendmediziner.