O|N kennt den Nachfolger

Nach 35 Jahren: Pächterfamilie Stein hört in der Gaststätte Rustikana auf

Michaela Stein hört nach 35 Jahren als Pächterin der Gaststätte Rustikana in Neukirchen auf
Fotos: Hans-Hubertus Braune

01.12.2022 / HAUNETAL - Von morgens sieben Uhr bis abends zehn, elf Uhr ist Michaela Stein "unten" in der Gaststätte. Auf Dauer gehe das aber nicht, sagt sie und erklärt, wieso sie das Rustikana in Neukirchen nach der Karnevalssaison im Februar nächsten Jahres verlassen werden.



Seit 35 Jahren ist sie mit ihrem Mann für die Gaststätte im Bürgerhaus der Marktgemeinde Haunetal (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) zuständig. Sie kamen damals aus Franken zurück in die Region. Michaela Stein stammt aus Unterufhausen (Eiterfeld, Landkreis Fulda).

Gutbürgerliche Küche und Feiern im Saal

Zahlreiche Feste wurden im angrenzenden Saal gefeiert, die Menschen aus der Region gehen gerne in ihre Gaststätte, genießen die gutbürgerliche Küche mit Schnitzel, Steak, Burger und den beliebten Pizzavarianten. Mittlerweile können sie keine Feiern im Saal mehr annehmen. Aus verschiedenen Gründen, die derzeit öfters in der Gastronomie zu hören sind. Gerade, wenn keine große Familie den Betrieb personell unterstützen kann.

In der Branche sind diese Herausforderungen allgegenwärtig. Viele Betriebe finden kaum bis überhaupt kein Personal. So wie dem Rustikana geht es vielen Gaststätten, Restaurants und Hotels: Wegen der Coronavirus-Pandemie gab es keine Veranstaltungen, auch die Gaststätte selbst war wegen des Lockdowns lediglich für das Togo-Geschäft geöffnet. Das "Essen über die Straße" habe geholfen. Doch Servicepersonal für die Bedienung, in der Küche oder für die Reinigung konnten sie in dieser Zeit nicht beschäftigen.

"Viele Frauen haben sich andere Jobs gesucht oder haben die Arbeitszeit in ihrem Hauptberuf erhöht", sagt Michaela Stein im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Ich habe dafür vollstes Verständnis", sagt sie. Auch die jungen Leute im Dorf haben sich früher als Schülerjob ein paar Euros dazuverdient. Neben dem fehlenden Personal seien die gestiegenen Kosten etwa für Strom und Heizung eine zusätzliche Herausforderung. Um den Saal auf angenehme Temperaturen aufzuheizen, brauchen sie drei Tage. Die Kosten können kaum durch höhere Preise für Schoppen und Schnitzel ausgeglichen werden. "Dann kommen kaum noch Gäste", sagt die Wirtin.

Familie Singh wechselt vom Ferienpark ins Rustikana

Nach dem Karneval werden sie die Gaststätte ausräumen. "Sie können sich bestimmt vorstellen, dass sich in 35 Jahren einiges angesammelt hat", sagt Michaela Stein. Für sie und ihrem Mann beginnt dann der wohlverdiente Ruhestand.

Für das Rustikana ist bereits eine Lösung gefunden worden. Nach Informationen von OSTHESSEN|NEWS wird die Familie Singh aus Wehrda die Gaststätte mit dem angegliederten Bürgerhaus übernehmen. Sie betreiben derzeit die Gaststätte im Ferienpark Wehrda und bieten neben den beliebten indischen Gerichten auch eine deutsche Küche. "Wir haben in Neukirchen mehr Möglichkeiten", sagt Gurmukh Singh und bestätigt den geplanten Wechsel in den Kernort. An seiner Speisenkarte will er festhalten. Es werde aber auch ein paar Änderungen geben. Der 37-jährige Koch hat unter anderem zwölf Jahre in verschiedenen Küchen in Frankfurt am Main als Koch gearbeitet. Mittlerweile ist er mit seiner Familie nach Osthessen gezogen und verwöhnt derzeit die Gäste in der Gaststätte im Ferienpark. (Hans-Hubertus Braune) +++

X