Missbrauch in der Kirche
Aufarbeitung eines "himmelschreienden Unrechts" muss weiter gehen
Fotos: Carina Jirsch
29.09.2022 / FULDA -
Die vielschichtigen Vorfälle sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen durch Priester und Ordensleute und damit verbunden die - so der Vorwurf - schleppende beziehungsweise unzureichende Aufarbeitung haben die katholische Kirche in Deutschland während der letzten Jahre heftig erschüttert. Sie waren und sind unter anderem der Grund für eine massive Austrittswelle, zumal beklagt wurde, dass sich mehr den Tätern zugewandt werde als den Opfern.
Sein Nachfolger ist Bischof Dr. Helmut Dieser (Aachen), dessen Stellvertreter Erzbischof Stephan Burger (Freiburg). Beide wurden einstimmig von der Bischofskonferenz gewählt. Bischof Dieser betonte wörtlich, "dass die Aufarbeitung des himmelschreienden Unrechts" weiter gehen müsse.
Vor einigen Monaten war Ackermann selbst heftiger Kritik ausgesetzt gewesen, weil er laut einem Bericht des "Trierische Volksfreund" den Namen einer vom Missbrauch Betroffenen gegen deren Willen in einer Trierer Bistumssitzung öffentlich gemacht hatte.
Zum Auftakt des Treffens in Fulda am Montag hatte der Limburger Bischof Georg Bätzing als Vorsitzender der Bischofskonferenz angekündigt, dass die weitere Aufarbeitung des Skandals auf ein breiteres Fundament gestellt werden solle. Dafür suche man "mehr Beteiligung über die Expertise der Deutschen Bischofskonferenz hinaus" - Betroffene sollten ebenso stärker einbezogen werden wie Expertinnen und Experten. Zu der Neuausrichtung gehöre auch, "dass wir Personen finden aus der Bischofskonferenz, die jetzt in Nachfolge von Stephan Ackermann für dieses Thema stehen" (O|N berichtete ausführlich).
Die Neustrukturierung sieht drei Elemente vor:
Die Einrichtung eines unabhängigen Expertenrats, dem neben externen Fachleuten verschiedener Disziplinen und Professionen auch Vertreter des Betroffenenbeirats angehören sollen. Zudem soll in die Arbeit des Expertenrates die Praxiserfahrung diözesaner Fachleute und anderer relevanter Akteure des kirchlichen Feldes einfließen.
Die Einrichtung einer bischöflichen Fachgruppe für Fragen des sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz, die eine breitere bischöfliche Zuständigkeit und ein erweitertes Themenspektrum abbildet. Die Mitglieder der Fachgruppe werden im üblichen Rhythmus der Arbeitszeit der Kommissionen der Deutschen Bischofskonferenz ernannt. Der Vorsitzende der Fachgruppe und sein Stellvertreter vertreten die (Erz-)Bischöfe in diesen Fragen nach innen und außen. Die Aufgabe des bisherigen Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs geht auf den Vorsitzenden der neuen bischöflichen Fachgruppe über.
Bei der Pressekonferenz wurden unter anderem auch die vielfach kritisierte schleppende Entschädigungszahlung für Betroffene ebenso thematisiert wie die Frage, ob sich Bischof Ackermann während seiner zwölfjährigen Tätigkeit nicht mitunter von den Mitbrüdern alleingelassen gefühlt habe. (bl) +++