"Angebote sind ausbaufähig"

Pro Bahn & Bus begrüßt 9-Euro-Ticket

Ein Bus des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar
Foto: Pro Bahn & Bus

27.05.2022 / REGION - Der hessische Fahrgastverband Pro Bahn & Busbegrüßt das 9-Euro-Ticket als einen wichtigen Impuls für einen besseren Nahverkehr, sieht jedoch auch Probleme bei der Umsetzung des Angebots. Aufgrund des günstigen Preises werden schnelle Regionalexpress-Verkehre auf Hauptstrecken sowie Bahnen und Busse zu touristischen Zielen zeitweise überfüllt sein.



Der Fahrgastverband bemängelt besonders die ungleiche Wirkung des Angebots zwischen Stadt und Land. Bevorzugt werden die Ballungsräume, in denen es schon heute einen gut ausgebauten Nahverkehr gibt und sich das Umsteigen vom Auto auf Bus und Bahn lohnt. Im ländlichen Raum dagegen wird das 9-Euro-Ticket nur auf einzelnen Relationen zum Umsteigen bewegen, weil eine flächen- und tageszeitabdeckende ÖPNV-Versorgung fehlt.

Insbesondere die Angebote am Wochenende und in Tagesrandlagen (besonders am Abend) sind auf jeden Fall ausbaufähig. Vor diesem Hintergrund wäre es für Pro Bahn & Bus besser, die vom Bund zugesicherten Zuschüsse an die Länder dauerhaft in den Ausbau eines flächendeckenden ÖPNV-Deutschlandtakts zu investieren, als sie für drei Monate in ein günstiges Ticket zu binden.

Ein generelles 0-Euro-Ticket halten die Fahrgastvertreter für nicht zielführend, denn eine gute Leistung darf auch etwas kosten. Vorstellbar wäre ein günstiges Flatrate-Ticket, das einfach in der Handhabung ist und sich mit jeder weiteren Fahrt zusätzlich lohnt (wie beispielsweise die 365 Euro-Tickets der hessischen Verkehrsverbünde NVV und RMV für Schüler oder Senioren).

Besonders positiv wertet der Fahrgastverband die deutschlandweite Gültigkeit des 9-Euro-Tickets in allen Nahverkehrsmitteln über Verbund- und Landesgrenzen hinweg. Vorsitzender Stefan Sitzmann: "Während man bisher z.B. von Oberscheld bei Dillenburg in die Siegener Innenstadt keine durchgehende Fahrkarte kaufen konnte, fällt mit dem 9-Euro-Ticket diese Hürde komplett weg. Damit ist das flächendeckende Angebot im Nahverkehr besser als eine BahnCard100, welche nur in rund 100 deutschen Städten und in den Zügen gültig ist."

Zukünftiges Ziel müsse es sein, einen einheitlichen Deutschland-Tarif zu entwickeln, der nicht mehr an Landes- und Verbundgrenzen endet. "Die Einführung von Verkehrsverbünden hat gezeigt, dass mit einem einheitlichen, einfachen Tarifsystem mehr Bürger mit Bus und Bahn fahren. Der Deutschland-Tarif würde aus dem ganzen Land einen einheitlichen Verkehrsverbund machen und damit das Bus- und Bahnfahren stark vereinfachen", so Stefan Sitzmann. (pm) +++

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