Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Buß: "Das kleine Ich bin Ich"

Stadtpfarrer Buß.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

20.10.2021 / FULDA - Vor einigen Wochen ist mir wieder einmal das Buch "Das kleine Ich bin Ich" von Mira Lobe (österreichische Kinderbuchautorin, 1913-95) in die Hände gefallen. Auf einer bunten Blumenwiese ist ein buntes Fabeltier unterwegs. Verschiedene Tiere trifft es auf seinem Spaziergang und muss feststellen, dass es zwar viele Gemeinsamkeiten mit den anderen Tieren hat, aber die Unterschiede doch viel zu groß sind, um sich mit einem dieser Tiere wirklich identifizieren zu können.



Schließlich stellt es sich die Frage, ob es überhaupt existiert, da es scheinbar nirgends dazugehört. Doch plötzlich bleibt es mit einem Ruck auf der Straße stehen und meint: "Sicherlich gibt es mich: Ich bin Ich". Von diesem Augenblick an hat es seinen Platz unter den Tieren gefunden. Es hat sein Selbstbewusstsein, seine Eigenständigkeit und Einzigartigkeit entdeckt. Das kleine "Ich bin Ich" hat gemerkt, dass es nicht gut ist, sich durch die Unterschiede den anderen gegenüber zu definieren, sondern dass es ihm besser bekommt, durch die Verschiedenheit das eigene Ich mit vielen Gemeinsamkeiten zu entdecken. Ich bin überzeugt, dass jeder von uns einmal guten Gewissens als "Ich bin Ich", als einzigartiger Mensch mit Vorzügen und Schwächen, vor Gott hintreten kann und dass jeder auf seine Weise Gottes Gerechtigkeit erfahren wird. Und vielleicht gelingt es uns im Wissen um Gottes Barmherzigkeit, immer mehr nicht das Trennende, sondern das Verbindende zwischen den Menschen, Religionen, Kulturen und Völkern zu finden. (Stefan Buß) +++

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